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Eigentümer sind verzweifelt

Mietnomaden verwandeln Haus in Ötigheim in stinkende Müllhalde

Ein Wohnhaus in der Ötigheimer Mühlstaße ähnelt einer Müllhalde. Im Schlafzimmer des Hauses stapeln sich leere Flaschen und jede Menge Schmutz. Das Haus wurde einst von einer Großfamilie bewohnt und steht jetzt leer. Die Eigentümer sind verzweifelt: Sie wissen nicht, was aus dem völlig vermüllten Gebäude nun werden soll.

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Leere Flaschen und jede Menge Schmutz stapeln sich im Schlafzimmer des Hauses in der Ötigheimer Mühlstaße, das einst von einer Großfamilie bewohnt wurde. Foto: Collet

Ein Wohnhaus in der Ötigheimer Mühlstaße ähnelt einer Müllhalde. Im Schlafzimmer des Hauses stapeln sich leere Flaschen und jede Menge Schmutz. Das Haus wurde einst von einer Großfamilie bewohnt und steht jetzt leer. Die Eigentümer sind verzweifelt.

Ihre Gefühlslage ist momentan etwas zwiespältig. Zum einen sind Ralph und Elisabeth Bastian aus Bischweier froh, dass ihr Haus in Ötigheimer Mühlstraße nun endlich wieder leer steht. Zum anderen wissen sie aber noch überhaupt nicht, was aus dem völlig vermüllten Gebäude nun werden soll.

Ein Großteil der insgesamt vier Generationen umfassenden Familie mit neun Kindern hatte das Haus im vergangenen Jahr verlassen. Die beiden letzten Familienangehörigen, die im Erdgeschoss wohnten, sind vor dem angekündigten Besuch eines Gerichtsvollziehers seit wenigen Tagen ausgezogen.

Besitzer wollten eigentlich nur Hilfe anbieten

In dem Haus des mittlerweile verstorbenen Schwiegervaters wollten Ralph und Elisabeth Bastian eigentlich nur Hilfe anbieten. Die Familie wohnte einst in drei Wohnwagen auf dem ehemaligen Kasernengelände Péré in der Kehler Straße in Rastatt.

Damals drohte eine Zwangsräumung ihrer Bleibe auf dem Gelände und die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, die Stadt Rastatt und das Kreisjugendamt bemühten sich um eine einvernehmliche Lösung.

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Von Schimmel übersät präsentiert sich ein Kühlschrank in dem Gebäude. Foto: Collet

Bastians Schwiegervater hatte von der Notlage erfahren und das Haus im Jahr 2012 zur Verfügung gestellt. Zudem gab es Spendenaufrufe für die Familie, die dabei allerlei Mobiliar und Spielzeug erhielt. Aber: Über Monate blieben die vereinbarten Mietzahlungen aus, was letztlich zu einer fristlosen Kündigung führte.

Bastian vermutete, dass von der Familie wohl kein Antrag mehr auf Unterstützung durch das Job-Center Rastatt gestellt worden war. Darauf reagiert wurde indessen lange Zeit überhaupt nicht. Im Schlafzimmer der Wohnung im Obergeschoss liegen mitten in einem Meer von Schimmel, Schmutz, Matratzen und Kleiderresten Schreiben von Anwälten und Gerichten. "Sie wurden wohl gar nicht registriert", glaubt Ralph Bastian.

Wohnhaus ähnelt einer Müllhalde

Wer einen Blick in die Zimmer wirft muss hart gesotten sein. In der Waschmaschine steckt noch Wäsche, überall stapeln sich leere Flaschen, verfaulte Essensreste, Klopapierrollen, aber auch der Kot von "sechs bis sieben Katzen", wie Ralph Bastian sagt. Wenngleich Elisabeth Bastian beim Gang durch das Haus schon einiges gewohnt ist, erschrickt sie plötzlich doch: In einer der verschimmelten Ecken liegt eine tote Maus. "Die habe ich bisher noch nicht gesehen", sagt Bastian.

Eigentümer bleiben auf hohen Kosten sitzen

Da auch die Garagen total mit Abfall gefüllt gewesen seien, habe man die Öltanks nicht mehr erreichen können, so dass die Heizung streikte und ein Elektro-Radiator eingesetzt wurde. Bastian wundert sich freilich über die extrem hohe Zahl von Mülltonnenleerungen – auch diese Kosten müssten letztlich die Hausbesitzer tragen. Mitsamt der unter anderem entgangenen Mieteinnahmen, Anwalts- und Gerichtskosten schätzt Ralph Bastian den Betrag auf über 20.000 Euro, der zu begleichen sei.

Dass noch mehr Kosten auf sie zukommen, die wohl von sonst niemandem bezahlt werden, ist ihnen bewusst. Eine umfassende Entrümpelung und Säuberung sei im Übrigen wohl nur mit Atemschutz möglich, glauben sie:. "Ein Hausbewerter war da, und wir schauen jetzt, was wir machen können."

Zukunft des Gebäudes unklar

Ob das Gebäude veräußert, umgebaut oder teilweise ganz abgerissen werden soll, ist noch unklar: "Die Schlösser sind ausgetauscht, nun wollen wir erst einmal etwas Abstand gewinnen und in Ruhe überlegen, was zu tun ist."

Einst habe der Schwiegervater auf den Hilferuf der Stadt Rastatt reagiert, "nun müssten wir eigentlich die Stadt um Hilfe bitten", sagt Ralph Bastian, zumal sich auch einmal das Amt für Jugend und Familie um die Familie gekümmert habe.

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