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Umweltpreis in Rastatt

Nabu ehrt Kämpfer für sauberes Wasser

Vier Überzeugungstäter im Kampf für sauberes Trinkwasser erhielten den mittelbadischen Umweltpreis. Ausgezeichnet wurde der Rastatter Bürgermeister Wolfgang Hartweg, der Chef der star.Energiewerke, Olaf Kaspryk, sowie die Vorstände der Bürgerinitiative Sauberes Trinkwasser in Kuppenheim, Ulrich Schumann und Andreas Adam.

Der Nabu zeichnete Kämpfer gegen das Gift PFC aus.
Der Nabu zeichnete Kämpfer gegen das Gift PFC aus. Foto: Collet

Der Verleihungsort hätte nicht besser gewählt sein können: Im Café Pagodenburg unterhalb des Wasserturm erhielten vier Überzeugungstäter im Kampf für sauberes Trinkwasser den mittelbadischen Umweltpreis. Wolfgang Huber vom Nabu will ihn als Anerkennung, aber auch als Ansporn für weiteres Engagement verstanden wissen. Ausgezeichnet wurde der Rastatter Bürgermeister Wolfgang Hartweg, der Chef der star.Energiewerke, Olaf Kaspryk, sowie die Vorstände der Bürgerinitiative Sauberes Trinkwasser in Kuppenheim, Ulrich Schumann und Andreas Adam.

Einsatz gegen Ignoranz der Behörden

Alle vier Preisträger sehen sich einer Ignoranz der Behörden ausgesetzt, die nach ihrer Auffassung in großem Stil ihrer Verpflichtung nicht nachkommen. Olaf Kaspryk ereifert sich vor allem über die Haltung von Umweltminister Frank Untersteller (Grüne). Das Land sei verpflichtet, die Grundwasserressource zu schützen, stattdessen habe Untersteller den Stadtwerken beschieden, man möge eben den Wasserpreis erhöhen und damit das Problem aus der Welt zu schaffen. „Das entspricht nicht dem Verursacherprinzip“, so Kaspryk. Außerdem wundert er sich darüber, dass er aus der Zeitung die Einrichtung einer PFC-Stabsstelle erfahren habe: „Die Regierungspräsidentin hat uns nicht darüber informiert, was ist das für eine Kommunikation?“

Brunnengalerie wäre nötig gewesen

Bürgermeister Wolfgang Hartweg wiederholt seine Haltung, dass beim Auftreten des PFC auf einem Acker sofort eine Brunnengalerie hätte errichtet werden müssen, um das sich ständig ausbreitende Gift abzufangen. „Wir müssen ein Filterbecken für Regenwasser in Richtung Federbach bauen, und das PFC darf ungefiltert weiterfließen“, so Hartweg. Hinzu komme die Tatsache, dass aus der Trinkwasserversorgung herausgefiltertes PFC einfach in Oberflächengewässer eingeleitet werde. Diesen Aspekt unterstreicht Andreas Adam von der Bürgerinitiative. Baden-Baden plane immerhin einen Kohlefilter für die PFC-Einleitung in den Sandbach – was dennoch nicht zu tolerieren sei –, aber der Wasserversorgungsverband Vorderes Murgtal leite das Gift sogar ungefiltert letztlich in die Murg. Das sei nach seiner Rechnung ein Kilogramm PFC pro Jahr. Die Aussage der Behörden, es gebe keine rechtliche Grundlage dagegen, bezweifelt Adam: Das neue Wasserschutzgesetz, das im nächsten Jahr in Kraft trete, sage sehr wohl etwas über die Einleitung von Verbindungen mit PFC aus.

„Kein PFC in Gewässer“

Es ist nach Adams Worten das derzeit vordringliche Projekt der Bürgerinitiative, gegen die Einleitung von PFC in Gewässer vorzugehen. Die Initiative hat nun Einspruch gegen die wasserrechtliche Genehmigung zur Einleitung von PFC-Wasser in den Sandbach erhoben, flankiert vom Nabu, wie Geschäftsführer Martin Klatt erklärt. Er hofft, dass sich möglichst viele Bürger diesem Einspruch anschließen.

Adams Mitstreiter Ulrich Schumann verweist darauf, dass die Initiative mit den jüngst angekündigten Blutuntersuchungen durch das Gesundheitsamt immerhin einen ersten Erfolg verbuche. „Bei den beiden Bürgerversammlungen im Landratsamt wurden wir noch belächelt, als wir das forderten“, so Adam.

Wolfgang Huber vom Nabu würdigte das Engagement der Preisträger – sie seien Personen, die gegen den Strom schwimmen und eine deutliche Position eingenommen hätten. Auch Huber kritisiert, dass das Land Hilfe bisher verweigert habe.

Kommentar: Gruselig

Der geballte regionale Sachverstand über die Wasserverseuchung mit PFC auf einem Fleck: Bei der Verleihung des mittelbadischen Umweltpreises wurde das Problem noch einmal von allen Seiten beleuchtet. Es ist schon gruselig, was in den Böden für ein Gift schlummert – und wie die verantwortlichen Behörden behindern und beschwichtigen, vertrösten und verschleppen. Wie gut, dass es Menschen gibt, denen das nicht egal ist.

Dafür zeichnete der Nabu nun Wolfgang Hartweg, Olaf Kaspryk, Ulrich Schumann und Andreas Adam aus, und das haben sie allemal verdient. Sie sind es, die der Öffentlichkeit klar machen, dass Studien die Gefährlichkeit von PFC längst belegen: Bei PFC-belasteten Personen setzt die Pubertät später ein, Kinder kommen mit geringerem Gewicht zur Welt. Und Mütter übertragen mit ihrer Milch in einem Jahr 93 Prozent des in ihrem Körper befindlichen Gifts auf das Kind. Wie kann da ein Umweltminister hinstehen und sagen, über die Auswirkungen von PFC wisse man noch nichts?

Darauf können sich die Verantwortlichen vor Ort nicht ausruhen. Sie müssen Vorsorge treffen, dass auch künftig giftfreies Wasser aus dem Hahn rinnt. Und zwar so, dass nicht andere Gewässer dadurch belastet werden.

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