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Erhitzte Gemüter

Rastatter Einzelhändler befürchten mehr Aufwand und Kosten durch Bonpflicht

„Brauchen Sie einen Kassenzettel?“ Diesen häufigen Satz wird man als Kunde ab dem 1. Januar beim Einkauf nicht mehr hören. Ab dann sind Einzelhändler gesetzlich dazu verpflichtet, immer einen Kassenbon herauszulassen. Wie in ganz Deutschland befürchten auch Betriebe in Rastatt ein Mehr an Bürokratie und Kosten.

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Gerade in Bäckereien – hier die Firma Dietsche in der Rastatter Innenstadt – stößt die ab 1. Januar geltende Bonpflicht auf wenig Gegenliebe. Foto: Collet

„Brauchen Sie einen Kassenzettel?“ Diesen häufigen Satz wird man als Kunde ab dem 1. Januar beim Einkauf nicht mehr hören. Ab dann sind Einzelhändler gesetzlich dazu verpflichtet, immer einen Kassenbon herauszulassen – selbst Bäcker, Metzger und Dönerbuden. Wie in ganz Deutschland befürchten auch Betriebe in Rastatt ein Mehr an Bürokratie und Kosten.

Die sogenannte Beleg-Ausgabepflicht gilt ohne Ausnahme, also auch beim Brötchen in der Mittagspause oder dem Mitnahme-Kaffee. Mit dem Gesetz möchte die Bundesregierung Steuerhinterziehung eindämmen.

Verkäufer schimpfen

„Der Aufwand für uns ist relativ groß, meine Verkäuferinnen haben schon geschimpft“, sagt Patrick Dietsche, Inhaber der gleichnamigen Bäckerei. Grundsätzlich finde er es zwar gut, wenn Kunden nach dem Einkauf genau nachvollziehen können, was die Verkäuferin eingetippt hat. „Aber bisher haben wir ja auch schon jedem einen Zettel ausgedruckt, der danach gefragt hat.“ Dietsche hofft auf eine Ausnahmeregelung für Backbetriebe, wofür sich die Bäckerinnung derzeit einsetze.

Der Aufwand für uns ist relativ groß, meine Verkäuferinnen haben schon geschimpft.
Patrick Dietsche von der gleichnamigen Bäckerei

Siegfried Hatz, Geschäftsführer der Rheinau-Bäck-Filialen hält das neue Gesetz für „mehr Schikane als sinnvolle Maßnahme“. Technisch sei die Umsetzung zwar kein Problem – bei den vor ein paar Jahren erneuerten Kassen könne man leicht einstellen, dass immer ein Bon ausgedruckt wird – wohl aber eine Kostenfrage. „Momentan fragen nur etwa 30 Prozent nach dem Kassenzettel. Wenn wir nun auch für alle anderen einen Bon ausdrucken müssen, haben wir die dreifachen Kosten“, klagt Hatz.

Kunden lassen Zettel auf den Boden fallen

Und er nennt noch ein weiteres Problem: den Umweltschutz. „Manche Kunden lassen den Zettel dann einfach auf den Boden in oder vor der Filiale fallen“, glaubt er. Eine regelrechte „Zettelwirtschaft“ auf der Straße befürchtet auch Kenan Yagan, Inhaber von Kül Kebab. Wenn seine Kunden Yufka oder Döner ordern, verlange fast niemand einen Kassenzettel. „Etwa 90 Prozent benötigen keinen Bon“, weiß er. Deshalb sei das neue Gesetz in seinen Augen auch „totaler Quatsch“. Das spezielle Thermopapier für den Kassenzettel sei teuer, und davon brauche man nun deutlich mehr Rollen. „Das dürften im Monat Mehrkosten in Höhe von 150 Euro sein“, rechnet Yagan vor.

Etwa 90 Prozent benötigen keinen Bon.
Kenan Yagan von "Kül Kebab"

Obwohl auch in der Metzgerei Vogt nicht mehr als ein Drittel der Kunden einen Beleg brauchten, komme in den Filialen generell ein Bon heraus, berichtet Geschäftsführer Alexander Vogt. „Und wir möchten eigentlich auch gerne, dass er mitgenommen wird.“ Die Kunden könnten so leichter kontrollieren und direkt reklamieren, falls mal etwas nicht stimme.

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In den moderneren Filialen wie in Rastatt habe man außerdem schon länger auf einen Klebe-Bon umgestellt. „Mit ihm werden die Wursttüten verschlossen, somit ist der Kassenzettel immer automatisch bei der Ware dabei“, erklärt Vogt. „Wenn durch das Gesetz einige schwarze Schafe erwischt werden, dann ist das sinnvoll. Ich weiß allerdings nicht, wie man das genau kontrollieren möchte.“ Für Vogt ändert sich durch die Beleg-Ausgabepflicht nichts an den bisherigen Abläufen in den Metzgereien.

Teure Umrüstung

„Mehr Bauchschmerzen“ habe er bei der Aufbewahrungspflicht von Rechnungen, die ab Ende September 2020 bindend sein soll, wodurch laut Vogt eine Umrüstung aller Kassen notwendig wäre: „Da sprechen wir dann von Kosten um die 100. 000 Euro.“

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