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Junge Familien als Pächter

Schrebergärten in Rastatt sind in der Corona-Krise eine Wohlfühl-Oase

Natur, Entspannung und Sonnenschein statt daheim in der Wohnung zu sitzen: Gerade in der Corona-Krise sind die Schrebergärten in Rastatt eine wahre Wohlfühl-Oase. Viele der Pächter sind junge Familien, die sich die Kurzarbeit im Garten versüßen.

Passionierte Anbauerin von Gemüse: Für Cecilie Koziolek spielt neben der Arbeit an der frischen Luft auch der Aspekt der Selbstversorgung eine Rolle.
Passionierte Anbauerin von Gemüse: Für Cecilie Koziolek spielt neben der Arbeit an der frischen Luft auch der Aspekt der Selbstversorgung eine Rolle. Foto: Kraft

Die Natur ist erwacht. Alles grünt und blüht. Das Wetter spielt mit, die Sonne lacht. Auf einer Parzelle drehen sich die Flügel einer großen „Miniatur“-Windmühle im Wind, Vögel zwitschern aus Leibeskräften oder kreisen hoch über der Rastatter Kleingartenanlage am Murgdamm.

Dort duftet es stark nach Frühjahr „und nach Arbeit, die gemacht sein muss; das macht Spaß und man kann sich dabei erholen“, sagt der langjährige Pächter Viktor Immel. Und tatsächlich: Wohin man schaut, überall wird gemulcht, gehackt, gepflanzt, gedüngt und zurückgeschnitten.

Schrebergärten sind im Trend

Mit ihrer Idylle mitten in der Stadt liegen die Klein- oder Schrebergärtner schon seit Jahren voll im Trend. Aber noch nie war das eigene Fleckchen Grün als Rückzugsgebiet aus dem im Moment ziemlich schwierigen und tristen Alltag so gefragt wie in Zeiten von Corona.

Immer mehr Menschen entdecken ihren Hang zum Grünen. „Der Zulauf an Garteninteressenten ist nach wie vor erfreulich hoch und wurde in den letzten Wochen tendenziell verstärkt. Seit Beginn der Pandemie erhalte ich mindestens zwei Pacht-Anfragen pro Woche“, berichtet Jürgen Wahl, Vorsitzender der Bezirksgruppe der Gartenfreunde Rastatt.

Frühlingswetter lockt in die Gärten

In Zeiten, in denen die Menschen viel zu Hause und die Freizeitmöglichkeiten eingeschränkt seien, suchten sie nach Möglichkeiten der sinnvollen Freizeitgestaltung an der frischen Luft, sagt Wahl.

Das Frühlingswetter locke gerade jetzt viele Pächter in ihren Garten. Sie seien froh, dort ihrer Arbeit nachgehen zu können und schätzten es sehr, einen Kleingarten mitten in der Stadt bewirtschaften und gestalten zu dürfen.

Anlagen in Rastatt sind öffentlich zugänglich

Manche empfänden es geradezu als Privileg sich so in der Natur bewegen zu können. Allerdings gelten in den Anlagen, die nach wie vor öffentlich zugänglich sind und nur nachts geschlossen werden, derzeit die allgemeinen Vorgaben für den öffentlichen Raum. Der Weg in den Garten bleibt erlaubt, die Pächter dürfen unter Beachtung bestimmter Auflagen ihren Garten weiterhin besuchen und bewirtschaften.

Viele junge Familien als Pächter in den Schrebergärten

Von einem verstärkten Zulauf berichtet auch der Vorsitzende des Kleingartenvereins Murgdamm, Waldemar Schmidt. „Wir haben sehr viele Familien mit Kindern in unseren Reihen. Viele dieser jungen Pächter sind in Kurzarbeit und manche schon seit Wochen zu Hause. Sie haben somit mehr Zeit für ihre Gärten.“ Diese sind, wie sich beim Rundgang herausstellt, für viele Pächter gerade jetzt „Zufluchtsorte, an denen man mal nicht an Corona denkt und sich ablenken kann“, erzählen Monika und Nikolaus Barth.

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Giuseppe Basta widmet sich in seinem Garten seinem Hobby, der Imkerei. Foto: Kraft

Für Giuseppe Basta bedeutet seine kleine Oase nicht nur „Ausgleich, Ruhe und Entspannung“, sondern auch der Ort, an dem er seinem Hobby, der Imkerei, nachgeht und obendrein Urlaubsersatz. „Denn eigentlich wäre ich jetzt in Italien“, sagt Basta und kümmert sich wieder um die Bienen.

Selbstversorgung spielt eine Rolle

Ganz in ihre Arbeit vertieft ist derweil Cecilie Koziolek. Stolz präsentiert sie das gerade gepflanzte Gemüse. Wie für manch anderen Pächter spielt auch für sie der Aspekt der Selbstversorgung eine gewisse Rolle. „Eine drastisch gestiegene Eigenversorgungsquote konnten wir aber noch nicht feststellen“, sagt Jürgen Wahl. Gleichwohl sei der Anbau von Obst und Gemüse für viele attraktiv.

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Ganz in Weiß – und wie ein überdimensionaler Blumenstrauß sieht dieser prächtige Baum in der Gartenanlage Murgdamm aus. Foto: Kraft

Freude am Selbstgepflanzten hätten vor allem die Älteren. Bei den jungen Pächtern gehe die Tendenz eher in Richtung Freizeitgestaltung, sagt Wahl. Die Neupächter Martina und Martin Boschert verraten: „Wir wollten schon immer einen Garten haben und sind sehr froh, dass es noch vor der Corona-Krise geklappt hat.“

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Sobald seine Arbeit beendet ist, komme er in den Garten, erzählt Boschert, der in seiner mit viel Herzblut renovierten Laube aus Europaletten eine Bar gebaut und eine Küchenzeile eingerichtet hat.

Gemeinschaftsleben liegt wegen Corona-Krise brach

Eines aber vermissen alle befragten Pächter derzeit sehr stark: das Fehlen von sozialem Miteinander. Denn gerade das Gemeinschaftsleben hat „einen hohen Stellenwert im Jahresreigen unserer Vereine“, sagt Wahl und erklärt im Einklang mit Schmidt, dass die Pächter aber sehr diszipliniert und vernünftig seien.

„Wir konnten feststellen, dass in unseren Anlagen alles recht zufriedenstellend läuft. Die Pächter zeigen Verständnis für die Regeln und halten sich an alle Anweisungen. Das erfüllt uns mit Stolz und Zufriedenheit“, betonen Jürgen Wahl und Waldemar Schmidt.

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