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BNN-Umfrage

Rastatt: Tempobremse in der Innenstadt zeigt Wirkung

In der Innenstadt von Rastatt sind vor Wochen Tempo-30-Schilder aufgestellt worden, auch auf der viel befahrenen Achse Bahnhof- und Kapellenstraße. Ziel der Stadtverwaltung ist es, für die Anlieger durch mehr Lärmschutz ein Stück weit die Lebensqualität zu verbessern. Die BNN haben nachgefragt: Sind Veränderungen spürbar? Ergebnis einer Umfrage ist, dass eine Mehrheit der Befragten von einer Verbesserung spricht.

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Tempo 30 aus Lärmschutzgründen gilt inzwischen auch in der Rastatter Bahnhofstraße, einer viel befahrenen Achse. In einer BNN-Umfrage befürworten die Anlieger dort die Tempobremse, eine Mehrzahl der Befragten erkennt bereits eine Verbesserung Foto: Collet (Archivbild)

Vor wenigen Wochen, als die Tempo-30-Schilder im Stadtgebiet Rastatt für mehr Lärmschutz der Anwohner aufgestellt wurden, war der Lärm groß: Autofahrer, die schneller fuhren und in eine Kontrolle gerieten, machten ihrem Ärger Luft. Mittlerweile geht es hier ruhiger zu, viele Autofahrer scheinen sich an die Tempobremse gewöhnt zu haben. Aber geht es auch wirklich ruhiger zu? Ist der Lärmpegel wirklich gesunken, wird ein verändertes Fahrverhalten wahrgenommen?

Die BNN wollten es genauer wissen und haben Anlieger der innerstädtischen Hauptachse Bahnhof- und Kapellenstraße befragt. Denn um sie geht es: Für die Anwohner und die Anlieger in den Geschäften soll die Lärmbelastung geringer werden. Deshalb die Frage: Fahren die Verkehrsteilnehmer langsamer und gibt es weniger Verkehrslärm? Um es vorwegzunehmen: Eine Mehrzahl der Mitarbeiter von Firmen und Geschäften registriert tatsächlich eine Verbesserung, andere wiederum erkennen nur eine geringe oder keine Änderung. Fast alle Teilnehmer der BNN-Umfrage befürworten die Tempobremse.

Hohe Beanstandungsquote

Die Stadtverwaltung hat laut eigener Aussage bei der ersten Kontrolle nach dem Aufstellen der Tempo-30-Schilder Verwarnungen ohne Bußgeld ausgesprochen. Im November habe es an zwei Tagen erneute Kontrollen, diesmal mit Bußgeldern gegeben, teilt die Pressestelle im Rathaus mit. Dabei sei zwischen Bahnhof und Hilberthof in beide Richtungen geblitzt worden.

Das Ergebnis: In Fahrtrichtung Post lag die Beanstandungsquote bei 16 Prozent, in Richtung Stadtausgang/Karlsruhe sogar bei 27 Prozent. Nach diesen vergleichsweise sehr hohen Quoten müssen sich die Autofahrer auf weitere Kontrollen einstellen. Dennoch dürften die Messungen, zumindest bei einem Teil der Zielgruppe, zur Rücknahme des Gasfußes beigetragen haben.

Probleme mit jüngeren Fahrern

„Ich merke schon, dass es jetzt tagsüber wesentlich ruhiger durchläuft. Alles ist ein Stück weit entspannter“, spricht Biggi Goldschmidt vom Skin Line-Tattoo-Studio in der Bahnhofstraße bei der BNN-Umfrage von einer spürbaren Verbesserung. Eher „wenig gemerkt“ hat nebenan Elvira Müller von der gleichnamigen Agentur samt Hermes-Shop. Und: „Wenn die Straße frei ist, werden mindestens 45 Stundenkilometer gefahren.“

Bei Motorradfahrern gebe es so gut wie keine Änderung. Bernd Kungl vom Debeka-Service-Büro in der Bahnhofstraße mag eher keine Bewertung vornehmen, schließlich befindet sich eine Ampelanlage fast genau vor der Filiale, „deshalb stehen bei uns die Fahrzeuge meistens“. Debeka-Mitarbeiter Klaus Wallner sieht in einem anderen Punkt traurige Kontinuität: „Vor allem jüngere Fahrer lassen abends ihren Wagen aufheulen, da hat sich nichts geändert.“

Nicht alle sehen eine Veränderung

Es werde weniger schnell gefahren, sagen Mitarbeiter des Nagelstudios „Jennifer Nails“, die namentlich nicht genannt werden wollen. „Keine Veränderung beim Tempo“ haben dagegen Mitarbeiterinnen des Sanitätshauses Storch und Beller registriert, das sich am Übergang von Bahnhof- und Kapellenstraße befindet. Mehmet Sert von Mobile Experts spricht beim Blick durch das Fenster auf die Bahnhofstraße und den fließenden Verkehr von einer „teilweisen Änderung“, was die Geschwindigkeiten angeht.

Nicht so recht mag es Nese Hosoglu von Günes Gardinen beurteilen: Ob wirklich langsamer gefahren werde, mag sie erst im Sommer beurteilen, wenn die Tür ihres Geschäfts dauerhaft geöffnet sei; „aber ich finde es richtig, dass jetzt Tempo 30 gilt“, betont sie.

Anlieger begrüßen Neuregelung

„Ein bisschen besser“ sei es geworden, meint Däins Kadio vom Friseursalon Lifestyle; werde geblitzt, gebe es eine deutliche Änderung im Fahrverhalten. Auch er befürwortet die Tempo-Absenkung: „Wenn Tempo 50 gilt, dann wird doch 70 gefahren – und jetzt entsprechend weniger.“ Es gebe auf jeden Fall weniger Lärm, ist sich dagegen Fatih Cevahir vom Cevahir Supermarkt nahe des Bahnhofs sicher und verweist auf einen weiteren Aspekt: Es werde langsamer und damit auch vorsichtiger gefahren.

Dies komme vor allem den Fußgängern zugute, die nun weniger Stress beim Überqueren der Fahrbahn hätten. Dies bestätigt Fernando Beer vom Tattoo-Studio Heaven of Art in der Bahnhofstraße: „Weniger Lärm, weniger Hupen, mehr Sicherheit – vor allem für Kinder“, bringt er es auf den Punkt. Auch er befürwortet die Tempo-Neuregelung in der Innenstadt.

Mehr Kontrollen gefordert

Von einer positiven Veränderung spricht auch Blenardi Hidri vom Friseursalon Starlook; dagegen zeigt sich Gökan Kocak vom Wettbüro Wetten Mayr in der Bahnhofstraße überzeugt, dass auf Dauer nur Kontrolldruck weiterhilft: „Wir brauchen hier ein stationäres Gerät, hier wird durchgerast.“ Wie sehr subjektive Wahrnehmungen auseinander gehen können, mitunter sogar in derselben Umgebung, zeigt das Bestattungsinstitut Görner in der Kapellenstraße.

Während Elke Dreger draußen ein entspannteres Fahren registriert hat („Es ist jetzt weniger gefährlich“), sieht Steven Görner „so gut wie keine Veränderung“. Mindestens jeder Zweite fahre deutlich schneller als die erlaubten 30 Stundenkilometer, nur durch Kontrollen sei hier eine Verbesserung möglich. Dass abends die jungen Fahrer durch die Stadt rasen – daran habe sich aber rein gar nichts geändert.

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