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Keine Helfer mehr erlaubt

Wegen Coronavirus klingeln bei Umzugsfirmen in Rastatt die Telefone

Wer derzeit umziehen muss, steht fast auf verlorenem Posten. Wegen Corona ist Kistenschleppen mit Kumpels verboten. Professionelle Umzugsunternehmen dürfen aber arbeiten - und erleben eine große Nachfrage. Auch auf den Alltag von Maklern hat das Virus große Auswirkungen.

Einsame Angelegenheit: Auch für Umzüge gelten die strengen Corona-Kontaktbeschränkungen.
Einsame Angelegenheit: Auch für Umzüge gelten die strengen Corona-Kontaktbeschränkungen. Foto: Wodicka

Quartalswechsel und Ferien: In der Zeit um Ostern stehen viele Umzüge an. In normalen Zeiten bedeutet das für viele Menschen: Sprinter mieten, Freunde anrufen und loslegen. Doch Kistenschleppen mit Kumpels ist wegen der Corona-Pandemie derzeit verboten. Umzugsunternehmen erleben eine starke Nachfrage. Auch die Arbeit von Maklern hat sich wegen des Virus deutlich verändert.

Die Kontaktbeschränkungen gelten auch für Umzüge. Deshalb darf nur eine Person helfen, die nicht im selben Haushalt lebt. Wenn es sich nicht gerade um eine große Familie handelt, die gemeinsam anpacken darf, stehen die Betroffenen also ziemlich allein da.

Bei Umzugsunternehmen laufen wegen Coronavirus viele kurzfristige Anfragen an

Bei Jürgen Linsler klingelt deshalb derzeit häufig das Telefon. Er ist Geschäftsführer der Rastatter Möbelspedition Werner Klumpp. Umzugsunternehmen dürfen trotz Corona arbeiten. Für viele sind sie der Rettungsanker. Doch Linsler sieht sich dieser Tage häufig mit sehr kurzfristigen Anfragen konfrontiert.

Dabei müssten Umzüge eigentlich langfristig geplant. „Vier Wochen im Vorfeld“, nennt Linsler als Hausnummer. Sein Appell: Wer jetzt schon weiß, dass er im Sommer umzieht, soll sich am besten jetzt schon eine Firma suchen.

Seine Mitarbeiter versuchen, auch in engen Treppenhäusern die Corona-Spielregeln zu beachten. Aber gerade beim Thema Abstand wird es natürlich schwierig: „Das werden sie nie komplett einhalten können“, macht sich Linsler keine Illusionen. Hygiene sei wichtig. Die Fahrzeuge werden nach den Einsätzen gereinig und desinfiziert. „Das ist aber schon seit Jahrzehnten so“, sagt Linsler.

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Bevor die Menschen bei ihm anrufen, müssen sie erst einmal eine Immobilie finden. Auch die Wohnungssuche läuft derzeit anders ab als gewohnt. Hans-Michael Gieske, Leiter Immobilien und Baufinanzierung der Sparkasse Rastatt-Gernsbach, berichtet von ungewöhnlichen Besichtigungsterminen.

Die Interessenten dürfen nur zu zweit kommen. „Wir führen dann einen durch das Objekt, dann wird gewechselt“, schildert er das Vorgehen. Eine Familientour mit Kindern durch Haus oder Wohnung sei derzeit nicht möglich. Bei den Kunden würden die Vorgaben aber auf Verständnis stoßen.

Besichtigungstermine mit der kompletten Familie sind nicht möglich

Grundsätzlich versuchen die Makler, schon im Vorfeld möglichst viel Arbeit zu erledigen. Die Exposés seien sehr ausführlich gestaltet und mit mehr Fotos als üblich versehen. Das bestätigt Philipp Lais, Abteilungsleiter des Immobilienvertriebs der Volksbank Baden-Baden/Rastatt. Auch virtuelle Besichtigungen, bei denen Kunden sich mittels einer 3D-Ansicht einen Eindruck vom Objekt verschaffen können, gewännen an Bedeutung.

Bei Besichtigungen vor Ort lassen die Volksbank-Makler maximal zwei Interessenten allein durch die Räume laufen, während sie vor der Tür warten. Insgesamt sei die Zahl der Termine deutlich geringer. Und wenn ein Bewohner darum bitte, aktuell niemanden durch seine Wohnung zu führen, nehme die Bank darauf auch Rücksicht.

Ein großer Immobilieneigentümer ist auch die Stadt Rastatt. Beim städtischen Kundenbereich Wohnungs- und Gebäudewirtschaft läuft das Umzugsgeschäft derzeit einigermaßen normal weiter – wenn auch etwas langsamer. „Die Vermietungen werden weiter betrieben, sobald eine Wohnung bezugsfertig ist“, heißt es von der Pressestelle.

Stehen Neuvermietungen und ein Übergabetermin an, werde besonders auf Hygiene und die Abstandsregeln geachtet. Gleiches gelte für  Reparaturtermine in den städtischen Mietshäusern. Bei Umzügen seien die Mieter eigenverantwortlich gefordert. „Allerdings werden sie vom Kundenbereich nochmals gesondert auf die Regelungen der Landesregierung hingewiesen“, heißt es weiter.

Die Leute haben es derzeit ein bisschen eilig
Astrid Setzer, Inhaberin von AS Umzug und Logistik

Sie dürfen also nur einen Helfer akquirieren – oder Profis engagieren. Wie die Mitarbeiter von Astrid Setzer, Inhaberin von „AS Umzug und Logistik“ in Rastatt. „Die Leute haben es derzeit ein bisschen eilig“, erzählt auch sie von kurzfristigen Aufträgen. Ihre Männer rücken dann mit Mundschutz und Handschuhen an.

Die Teams versuchen, sich aufzuteilen. Zwei Helfer packen zum Beispiel oben in der Wohnung zusammen, zwei bleiben unten am Fahrzeug. „Wir sprechen auch mit den Auftraggebern, dass sie uns die Arbeit mit Abstand verrichten lassen“, erzählt sie. Unterm Strich klappten so Umzüge auch in Corona-Zeiten „ganz gut“.

Grundsätzlich zufrieden mit dem Geschäft sind auch noch die Makler. Corona hat zwar zu erschwerten Arbeitsbedingungen geführt, die Nachfrage nach Immobilien ist aber nach wie vor ungebrochen groß. „Wir sind eine Zuzugsregion“, sagt Gieske, daran ändere auch die Pandemie nichts. Auch Lais glaubt, dass die Krise noch um einiges länger andauern müsste, um spürbare Folgen auf dem Markt zu hinterlassen: „Noch ist die Nachfrage da.“

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