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Bilanz eines Frühlingsamstags

Wenig los am Rhein, trotz Coronavirus voller Parkplatz am Mummelsee

Kaum etwas los in der Ebene, dafür volle Parkplätze an der Schwarzwaldhochstraße: Die Corona-Ausflugsbilanz eines herrlichen Frühlingssamstags fällt gespalten aus. Während sich nur wenig Ausflügler an den Rhein bei Rastatt verirrten, war der Parkplatz des Mummelsees am frühen Nachmittag komplett belegt.

Wenig los wegen des Coronavirus: An einem normalen Samstag im Frühling steht am Rhein bei Plittersdorf Auto an Auto.
Wenig los wegen des Coronavirus: An einem normalen Samstag im Frühling steht am Rhein bei Plittersdorf Auto an Auto. Foto: Holger Siebnich

Das Geburtstagsbuffet für Edi ist pompös. Frikadellen, Wurst, Käse, Brot und Tomaten stehen auf dem Holztisch vor dem Neunjährigen und seiner Mutter. Für ihre kleine, intime Feier haben sie sich einen Premiumplatz am Rhein bei Plittersdorf ausgesucht. Über ihnen spannt sich ein tiefblauer Himmel, den kein einziger Kondensstreifen durchschneidet, und vor ihren Augen fließt der Fluss ruhig in seinem Bett. An einem herrlichen Samstag wie heute tummeln sich an dieser Stelle normalerweise Massen an Ausflüglern. Doch in Zeiten des Coronavirus ist nichts mehr normal.

„Ich wollte schon immer einmal hier her“, erzählt Edis Mutter, Martina Eisenmenger. Die beiden kommen aus Leonberg und waren gut eine Stunde mit dem Auto unterwegs. Der Geburtstag des Sohnes liegt zwei Tage zurück, und die Party mit Freunden fiel natürlich ins Wasser. Als Entschädigung gibt es einen Mutter-Sohn-Ausflug.

Den notwendigen Sicherheitsabstand zu den Mitmenschen einzuhalten, fällt trotz besten Frühlingswetters nicht schwer. Es sind nur wenige Menschen am Rhein unterwegs, die sich an der Uferpromenade verteilen.

Jeannette Merkel sitzt mit ihrem Sohn Sebastian auf einer Bank. Ihr Blick geht ans andere Ufer, wo die Fähre bei Seltz vor Anker liegt. Neben der Bank stehen Fahrräder. Wie schon oft in der Vergangenheit haben sie auch heute eine kleine Tour von ihrem Zuhause in Iffezheim nach Plittersdorf gemacht. „Sonst bekommt man hier kaum einen Platz“, erzählt die Mutter.

Man muss einfach mal raus.
Jeannette Merkel, Bäckereiverkäuferin

Sie arbeitet in einer Bäckerei, es ist der einzige freie Tag in der Woche. Viele Kunden kämen inzwischen mit Mundschutz in den Laden, manche tragen Handschuhe, die bis zu den Ellenbogen reichen. Die Radtour und der Blick auf den Rhein helfen, den mit Corona-Gedanken geschwängerten Kopf freizubekommen. „Man muss einfach mal raus“, sagt Merkel.

Parkplatz des Mummelsees am frühen Nachmittag trotz Coronavirus voll

Diese Meinung teilen Christian und Gabi Stock. Die Rentner haben es sich am Ufer auf zwei Liegestühlen bequem gemacht. Das Ehepaar aus Baden-Baden kommt oft hierher, um die Natur zu genießen. In der Regel sitzen sie aber werktags an ihrem Stammplatz. „Am Wochenende steht hier sonst Auto an Auto“, sagt Gabi Stock.

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Haben ihren Stammplatz am Rhein: Gabi und Christian Stock aus Baden-Baden. Foto: Holger Siebnich

Doch knapp 50 Kilometer und 900 Höhenmeter entfernt gibt es auch in Zeiten der Pandemie einen Platz, an dem sich Auto an Auto reiht. Der Parkplatz des Mummelsees ist am frühen Nachmittag komplett belegt. Manch ein Ausflügler hatte die Hoffnung, an der Schwarzwaldhochstraße Einsamkeit zu finden. Doch das Gegenteil ist der Fall. „Ich bin sehr überrascht, wie viel hier los ist“, sagt eine Frau aus Pforzheim, die mit ihrem Mann an einem Picknicktisch sitzt.

Doch obwohl entlang der Schwarzwaldhochstraße hunderte Autos stehen, verläuft sich der Publikumsverkehr am Mummelsee zumindest einigermaßen. Jedes Grüppchen findet seinen eigenen Tisch, die Wanderer halten Abstand zueinander.

Und es scheint auch eine Frage der Perspektive zu sein. Das Paar aus Pforzheim war noch nie am Touristen-Hotspot des Nordschwarzwalds und weiß nicht, welche Menschenmengen sich normalerweise an einem solchen Samstag um den See schieben würden.

Besucherdichte ist auch eine Frage der Perspektive

Kurt Armbruster aus Bühlertal und seine Partnerin Theresia Schäfer aus Baden-Baden haben dagegen ein Heimspiel und kennen die Gegend wie ihre Westentasche. Sie sind von Unterstmatt an den Mummelsee gewandert. „Uns kam unterwegs nur ein Paar entgegen“, erzählt Armbruster. Aus seiner Perspektive ist es ein sehr ruhiger Tag an der Hochstraße. „Die Leute sind sehr diszipliniert“, schildert er seinen Eindruck.

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Am Mummelsee herrscht zwar Betrieb, die Menschen können aber trotzdem ausreichend Abstand voneinander halten. Foto: Holger Siebnich

Mittlerweile sind auch Martina Eisenmenger und Geburtstagskind Edi am Mummelsee eingetroffen. „Das ist ja herrlich hier“, sagt die Mutter. Nach einem Foto am Steg schultert ihr Sohn den Rucksack und will den Hornisgrindegipfel stürmen.

Die Mutter nickt, es kann losgehen. „Natürlich wäre es noch besser gewesen, ganz zuhause zu bleiben“, sagt sie. Aber der Abstand zu den anderen Ausflüglern erscheint ihr ausreichend. Und außerdem ist es Edis großer Tag. Da darf er bestimmen.

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