Für viele Menschen ist es Anlass zur Freude: In Mittelbaden werden seit einigen Tagen nur noch vereinzelte neue Corona-Fälle gemeldet, die Zahl der Genesenen steigt. Das beflügelt bei einigen die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Einschränkungen im täglichen Leben. Die hohen Erwartungen werden jedoch von den Verantwortlichen in den Gesundheitsämtern der Region gebremst: Noch sei es zu früh, um Entwarnung zu geben.
Trauer und Optimismus liegen in dieser Phase der Corona-Pandemie noch nahe beieinander: „In Baden-Baden haben wir einen neuen Todesfall“, gibt Stefan Biehl, Sozialdezernent des Landkreises Rastatt bekannt.
Ein bis zwei Neuerkrankungen pro Tag in Rastatt, null in Landau
„Aber bei den Neuinfektionen haben wir zur Zeit nur noch leichte Bewegungen – eine Zunahme um ein, zwei Fälle pro Tag.“ „Vorsichtig optimistisch“ blickt Baden-Badens Oberbürgermeisterin Margret Mergen (CDU) auf die nahezu stagnierenden Erkrankungszahlen. „Wir hatten bisher 177 nachgewiesene Infektionen, die meisten der Betroffenen sind inzwischen genesen.“ Ihr Sprecher Roland Seiter verweist auf den düstersten Tag, den 10. April. „Damals hatten wir den Höchststand von 97 Covid-Erkrankten, aktuell sind es noch 34 – das ist ein Rückgang um rund zwei Drittel.“ Zwölf Patienten lägen noch in der Klinik.
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Gute Nachrichten schwappen ebenso aus der Pfalz herüber: Keine einzige neue Corona-Infektion melden seit Montag der Landkreis Südliche Weinstraße und die Stadt Landau. Das beflügelt die Fantasien.
Es wäre noch zu früh, Entwarnung zu geben.Stefan Biehl, Sozialdezernent im Landkreis Rastatt
Die ersten Menschen in der Region sehnen bereits Szenen wie in Rostock herbei, wo Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen die Stadt für „corona-frei“ erklärte. Doch vor allzu großen Erwartungen warnen die Verantwortlichen. „Es wäre zu früh, Entwarnung geben“, betont Stefan Biehl, der im Krisenstab Rastatt die Entwicklung im Landkreis und in der benachbarten Kurstadt Baden-Baden erfasst und bewertet. „Wir müssen Geduld haben und abwarten, wie sich die Lockerungen auswirken. In eineinhalb Wochen sehen wir weiter.“
Baden-Badens OB Mergen wirbt ebenfalls um Geduld. „Ich erwarte mir neue Erkenntnisse auch vom Donnerstag, wenn sich die Kanzlerin wieder mit den Ministerpräsidenten trifft.“
Disziplin zählt: Drei bis fünf Kontaktpersonen pro Corona-Patient
Wie entscheidend die Disziplin der Bevölkerung ist, macht Sozialdezernent Biehl an einem Vergleich fest: „Wenn jemand positiv auf das Virus getestet wird, ermitteln wir ja die Kontaktpersonen – anfangs waren es 15 bis 20 Personen pro Fall, seit den Kontaktbeschränkungen sind wir nur noch bei drei bis fünf Kontaktpersonen pro Infiziertem.“
Im Gegensatz zu manch anderen Landkreisen habe Rastatt durchgängig die Kontaktketten der Erkrankten nachverfolgt, beteuert Biehl. „Wir haben sieben Tage pro Woche in Schichten gearbeitet, um alle Kontaktketten zu erfassen.“ Die Statistik scheint der Strategie recht zu geben. „Wir haben knapp über 200 positiv Getestete pro 100.000 Einwohner“, sagt Biehl. „Damit liegen wir im unteren Drittel der Landkreise.“
491 Corona-Infizierte sind bisher im Kreis Rastatt erfasst worden, 407 sind wieder gesund. Gestorben sind im Raum Rastatt 13 Menschen, die mit der Lungenkrankheit infiziert waren, in Baden-Baden 18. Leichte Verwirrung lösen die Statistiken zur Corona-Krise täglich aus – denn die Angaben von Land, Kreisen und Städten weichen oft leicht voneinander ab. Das liegt daran, dass sie zu unterschiedlichen Zeiten erfasst werden.
Karlsruhe meldet Stabilisierung
Für den Stadt- und Landkreis Karlsruhe stellt Gesundheitsdezernent Knut Bühler vom Landratsamt eine „Stabilisierung“ der Lage fest: „Wir beobachten in den letzten sieben Tagen einen täglichen Anstieg von unter 20 Fällen pro Tag, teilweise auch nur Steigerungen im einstelligen Bereich.“ Wichtig sei auch: Die tägliche Zahl der Genesenen sei höher als die der bestätigten Neuinfektionen.
Moderat steigen auch die Fallzahlen in anderen Teilen des BNN-Verbreitungsgebiets: Sieben Neuinfizierte erfasste der Ortenaukreis, der als Nachbar der Krisenregion Elsass stark betroffen war. Nur fünf neue Erkrankungen melden Pforzheim und der Enzkreis, wo im April 300 Infektionen in einem Fleischwerk die Statistikkurve steil ansteigen ließen. Die Hochansteckungsphase wirkt dort jedoch ebenso nach wie in Baden-Baden – mit einem neuen Covid-19-Todesfall.