Die viele freie Zeit ist nicht das Problem. Mit Radfahren und „leckeres Zeug kochen“ kann sich Sabrina Burkard die durchaus vertreiben. Nur über die Runden kommt die 30-Jährige aus Rastatt-Niederbühl damit nicht.
Die junge Frau ist als soloselbstständige Sängerin in der Region unterwegs. Ihre Wochenenden verbringt sie bei Hochzeiten, auf Straßenfesten oder in Gaststätten. Zumindest war das ihr Leben, bis die Verordnung zur Eindämmung des Coronavirus ihr den Verdienst verhagelte.
Auftritte auf Hochzeiten für dieses Jahr sind abgesagt
„Allein 20 Auftritte sind jetzt schon abgesagt, weil die Hochzeiten einfach nicht stattfinden“, sagt Musikerin Sabrina Burkard. „Dadurch geht mir unheimlich viel Geld flöten.“ Die Liebe zur Musik hat sie früh entdeckt. So sprang die kleine Sabrina mit vier, fünf Jahren „singend mit der Haarspraydose durchs Haus“. Es folgten etliche Jahre im Badischen Chor Wintersdorf und drei Jahre als Frontfrau einer Band.
Alle aktuellen Entwicklungen zum Coronavirus im Überblick
Richtig zum Beruf gemacht hat Burkard ihre Leidenschaft aber erst im Jahr 2017. Von Haus aus ist sie Immobilienkauffrau, in Teilzeit arbeitet sie aktuell noch bei einem Steuerberater.
Wenn ich die Stelle nicht hätte, wäre ich jetzt in der Bredouille.Sabrina Burkard, Sängerin, über ihren Teilzeitjob
„Die Stelle habe ich Ende letzten Jahres angenommen, damit ich beruhigt schlafen kann. Wenn ich die nicht hätte, wäre ich jetzt in der Bredouille“, sagt Sängerin Sabrina Burkard. Mit dem Verdienst decke sie „gerade so meinen Lebensunterhalt“.
Staatliche Corona-Soforthilfe ist schon fast aufgebraucht
Außerdem habe sie staatliche Soforthilfe erhalten, die aber „schon fast wieder weg“ sei. Der Job als Sekretärin gibt Sicherheit, Burkards Passion ist jedoch die Musik. „Beim Singen kann ich mich ausdrücken. Ich kann mein eigenes Ding machen und habe auch noch Spaß dabei“, sagt sie.
Mehr zum Thema:Rund 60 Mal im Jahr steht Sabrina Burkard vor kleinem oder großem Publikum. Am liebsten singt sie Balladen. „Deutsche Lieder sind für mich maßgeschneidert, vor allem Titel von Andreas Bourani und Xavier Naidoo“, sagt Burkard. Die meisten Auftritte sind zwischen März und September. Dann wenn viele Leute heiraten und in allen Ortschaften Straßenfeste laufen. Vorausgesetzt, dass keine Coronaviren grassieren.
Die Saison ist gelaufen, das ist nicht aufzuholen.
Inzwischen dürfen Wirtshäuser teilweise wieder öffnen, private Feiern wie Hochzeiten oder Taufen mit bis zu 100 Personen sollen ab Juni erlaubt sein. Trotz der Lockerungen hat Musikerin Sabrina Burkhard wenig Hoffnung auf Besserung für ihr Geschäft. „Die Saison ist gelaufen, das ist nicht aufzuholen“, ist sie sich sicher. Denn eine Hochzeitsfeier mit Abstandsregel und Masken könne sie sich einfach nicht vorstellen.
Unterwegs mit Akku-Lautsprecherbox und Gesang
Sängerin Sabrina Burkard steckt den Kopf nicht in den Sand. Um die maue Zeit zu überbrücken und ein bisschen zu verdienen, hat sie sich eine Akku-Lautsprecherbox zugelegt. Dort ist das Spiel ihres Pianisten gespeichert, sie selbst singt live dazu. „Meine Stimme, dein Geschenk“ nennt sie das Ganze.
Mit ihrer Box zieht sie von Auftrag zu Auftrag und tritt bei Gelegenheiten wie Vatertag, Geburtstag oder Verlobung auf. „Der Aufwand ist ziemlich gering. Ich singe zwei, drei Songs und dann gehe ich wieder“, sagt sie.
Am Muttertag legte sie mit ihrem Konzept los. „So langsam nimmt es Fahrt auf“, sagt Burkard. Sie selbst erlebe es als „befreiend, endlich wieder für jemanden singen zu können“. Und ihr Publikum sei gerührt. „Die Leute heulen eigentlich alle, das ist total rührselig.“