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Ausbildungsmarkt Baden-Baden

210 Jugendliche suchen in Baden-Baden noch Ausbildungsplatz – gleichzeitig 657 Lehrstellen unbesetzt

210 Jugendliche suchen in Baden-Baden laut Agentur für Arbeit noch einen Ausbildungsplatz. Zugleich seien 657 Lehrstellen unbesetzt. Große Probleme, Nachwuchs zu finden, habe das Gastgewerbe. Stark gefragt sei die Ausbildung zum Medizinischen Fachangestellten. Die Branchenvertreter sehen das teils anders.

Anscheinend voll im Trend: Laut Agentur für Arbeit sehen derzeit viele Jugendliche im Beruf des/der Medizinischen Fachangestellten (MFA) die Chance, eine zukunftssichere Stelle zu finden.
Anscheinend voll im Trend: Laut Agentur für Arbeit sehen derzeit viele Jugendliche im Beruf des Medizinischen Fachangestellten (MFA) die Chance, eine zukunftssichere Stelle zu finden. Foto: Gerhard Seybert/Adobe Stock

Der Countdown läuft: Das neue Ausbildungsjahr startet in aller Regel Anfang September. Doch der Endspurt in Baden-Baden verläuft etwas holprig. Viele Jugendliche im Stadtkreis haben nämlich den richtigen Ausbildungsplatz noch nicht gefunden. Und auf dem Lehrstellenmarkt sind gleichzeitig noch ausreichend freie Stellen vorhanden.

Laut Jessica Beiner von der Stabsstelle Presse und Marketing bei der Agentur für Arbeit Karlsruhe-Rastatt gibt es im Kreis Baden-Baden aktuell noch 210 Bewerber um einen Ausbildungsplatz: 127 Männer und 83 Frauen. „Das sind 15 mehr als im Vorjahr. Noch 657 Stellen sind offen; 610 waren es im Vorjahr“.

Große Probleme Nachwuchs zu finden, habe in Baden-Baden insbesondere der Hotel- und Gaststättenbereich, sagt Beiner. Während der Pandemie habe die Agentur für Arbeit eine „Verschiebung von der Hotellerie und Gastronomie zum Einzelhandel hin“ beobachten können.

Spezielle Ausbildungsmesse für Hotel- und Gastro-Bereich

Da es für Hotels und Restaurants besonders schwer sei, Jugendliche für Ausbildungsstellen zu gewinnen, sei speziell für diese Branche Anfang Juli eine Ausbildungsmesse im Hotel-, Gaststätten- und Eventbereich veranstaltet worden. Und was meint dazu der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga)? „Die Pandemie hat die Ausbildungszahlen in Hotellerie und Gastronomie drastisch einbrechen lassen“, sagt Nicolai Danne, Geschäftsführer der Baden-Badener Dehoga-Geschäftsstelle und Verbandsjurist des Dehoga Baden-Württemberg.

„Von unseren Mitgliedsbetrieben habe ich erfahren, dass sie die Stellen zwar noch nicht in dem Umfang besetzen können wie vor der Pandemie. Dennoch sind sie mit der aktuellen Situation nicht gänzlich unzufrieden.“ Die Ausbildung werde ab diesem Jahr mit sieben neuen Ausbildungsordnungen attraktiver, hochwertiger und vielfältiger. Außerdem dürften sich die Azubis in Baden-Württemberg über eine deutliche Steigerung ihrer Bezüge freuen.

Die drei beliebtesten Berufe in der Top-Ten-Liste der Agentur für Arbeit Karlsruhe-Rastatt sind, bezogen auf den Stadtkreis Baden-Baden: Medizinischer Fachangestellter, Kaufmann Büromanagement und Kaufmann Einzelhandel. Auf den weiteren Plätzen folgen Verkäufer, Anlagenmechaniker, Friseur, Fachlagerist, Industriemechaniker und Kfz-Mechatroniker.

Jessica Beiner erklärt hierzu: „Pandemiebedingt sehen viele Jugendliche den aktuellen Bedarf im medizinischen Bereich und die Chance, hier eine zukunftssichere Stelle zu finden.“ Vor allem bei Frauen stehe der Beruf der Medizinischen Fachangestellten (MFA), früher Arzthelferin, hoch im Kurs. Der Mediziner Patrick Fischer, Vorsitzender der Ärzteschaft Baden-Baden, bestätigt, dass es MFA nach abgeschlossener Ausbildung nicht schwer haben, eine Stelle zu finden.

Ausbildungsstellen im Büro sind wegen Home-Office-Option attraktiv

Denn: „Medizinisches Fachpersonal wird dringend gesucht. Auf junge Leute, die sich für diesen schönen Beruf entscheiden, warten ein interessantes Tätigkeitsspektrum und gute Weiterbildungsmöglichkeiten.“ Platz eins in der Top-Ten-Liste für den Stadtkreis überrasche ihn zwar definitiv. „Aber es würde uns natürlich freuen, wenn das tatsächlich ein neuer Trend wäre.“

Ausbildungsstellen im Büro sind laut Jessica Beiner für Jugendliche attraktiv, „weil die Arbeit teilweise auch im Homeoffice erledigt werden kann“. Und Stellen im Einzelhandel seien gefragt, „da diese Branche in Corona-Zeiten weiter geöffnet war und dringend Personal gebraucht hatte“.

Franz Bernhard Wagener, der zusammen mit Marion Schulze kommissarisch die Einzelhändler-Initiative Baden-Baden Innenstadt (BBI) leitet, kann die von der Agentur für Arbeit geschilderte Lage am Ausbildungsmarkt so nicht bestätigen. „Offensichtlich führt die Beliebtheit eines Ausbildungsberufs nicht zwangsläufig dazu, dass die Zahl der Bewerbungen steigt.“

Teile des Einzelhandels, etwa der Mode- und Textilbereich, seien in der Pandemie in gleicher Weise von den Lockdowns betroffen gewesen wie Hotellerie und Gastronomie. Und noch immer träfen die Pandemiefolgen den Einzelhandel unterschiedlich stark, sagt Wagener. „Ausbilden ist für uns ein elementarer Bestandteil der Fachkräftesicherung. Doch auch im neuen Ausbildungsjahr werden bei uns Lehrstellen unbesetzt bleiben.“ Weder in Qualität noch in Quantität der Bewerbungen könne er eine Veränderung gegenüber 2019 feststellen.

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