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Trau-Saal ist heute Sitzungsraum

400 Trauungen in Baden-Baden pro Jahr: Paare feiern oft ihren Hochzeitstag in der Stadt

Für diese Gäste ist ein Besuch im Rathaus Baden-Baden mit schönen Erinnerungen verbunden: Immer wieder wollen Paare den Raum besuchen, in dem sie sich einst das Ja-Wort gaben.

Eine Frau und ein Mann stehen im ehemaligen Trau-Saal des Rathauses Baden-Baden
Besuch im ehemaligen Trausaal: Waltraud und Franz Sertic aus Bühl-Vimbuch haben sich vor 50 Jahren im Rathaus in Baden-Baden das Ja-Wort gegeben. Foto: Roland Seiter

Eigentlich ist Roland Seiter Pressesprecher der Stadt Baden-Baden. Bisweilen ist er in seinem Job auch kurzfristig als Rathaus-Führer gefragt. Immer mal wieder kommt es vor, dass Paare, die sich 50 Jahren im damaligen Trau-Saal im Rathaus das Ja-Wort gaben, vor der Eingangstür im Innenhof stehen, und anfragen, ob sie das Zimmer noch einmal betreten dürfen.

Jüngst klopfte ein Ehepaar aus den USA am Fenster von Seiters Büro, das sich direkt neben der mächtigen Holztür anschließt. Als der Pressesprecher das Fenster öffnete, offenbarten ihm die Gäste eben diesen Wunsch. Seiter nahm sich die Zeit und stieg mit dem Paar die Treppe in den ersten Stock hoch.

Der Raum, der inzwischen den Namen von Baden-Badens französischer Partnerstadt Menton trägt, ist schon lange kein Trau-Saal mehr. Er dient als Besprechungs- oder Tagungsraum in der Nachbarschaft des Alten Ratsaals. Eine Zeitlang war der Saal zudem das Büro des früheren Bürgermeisters Kurt Liebenstein (SPD).

Am Jahrestag in Erinnerungen schwelgen

Solche Anfragen von Paaren sind keine Einzelfälle. Auch das Ehepaar Waltraud und Franz Sertic kehrte jüngst in den Raum zurück, in dem sich die beiden vor 50 Jahren das Ja-Wort in Baden-Baden gaben und schwelgte in Erinerungen. „Das haben wir mit unseren Kindern auch am 25. Hochzeitstag gemacht“, verrät Franz Sertic.

Der Besuch im Rathaus in der Altstadt war die erste Station der Tagestour, die anschließend noch in die Beuerner Straße führte, wo das Paar ein halbes Jahr in einem kleinen alten Haus wohnte, und schließlich in die Gunzenbachstraße, in der Waltraud und Franz Sertic weitere zehn Jahre in der Kurstadt lebten, bevor sie nach Bühl zogen.

Das Flair ist geblieben.
Waltraud und Franz Sertic

Viele Geschäfte, die vor 25 oder sogar 50 Jahren noch offen waren, gibt es nicht mehr. Das bedauert das Ehepaar. Dennoch schlägt das Herz der beiden nach wie vor für die Kurstadt. „Das Flair ist geblieben“, finden die Gäste aus der Nachbarstadt. Seit rund vier Jahrzehnten ist der Trausaal des Standesamts mit Wandvertäfelung und Fenstern zur berühmten Lichtentaler Allee im historischen Palais Gagarin am Augustaplatz beheimatet.

Im Erdgeschoss beherbergt das Gebäude das Restaurant Rizzi. Im historischen Treppenhaus weht noch immer ein Hauch Geschichte: Dort sind die Initialen der Namensgeberin und russischen Fürstin Isabella Gagarin eingraviert. Bei Empfängen ging hier einst die kulturelle Elite ein und aus.

Auch auswärtige Paare schätzen Ambiente

Bis zu 400 Trauungen werden in der Kurstadt jährlich beurkundet. Auch viele auswärtige Paare schätzen das Ambiente. Wegen der Corona-Pandemie wird das Vorjahresniveau nicht ganz erreicht werden, einen Stillstand gab es zuletzt jedoch keineswegs. Das Ja-Wort ertönte zum Teil lediglich vor den Trauzeugen und dem Standesbeamten. Beliebt sind Termine am Freitag und Samstag sowie am Donnerstagnachmittag, berichtet der Leiter des Standesamts, Günter Lippert. Montag und Dienstag sind bei Berufsgruppen wie Frisören oder Mitarbeitern der Gastronomie beliebt.

Von der Wiege bis zur Bahre. Zweimal im Leben hat jeder was mit uns zu tun!
Günter Lippert, Leiter des Standesamts

Das Standesamt ist nicht nur für Eheschließungen zuständig. Die Angestellten beurkunden auch Geburten und Sterbefälle. „Von der Wiege bis zur Bahre“, umschreibt Lippert das Aufgabenfeld: „Zweimal im Leben hat jeder was mit uns zu tun!“ Insgesamt sind es pro Jahr rund 4.000 Beurkundungen - mit ganz unterschiedlichem Arbeitsaufwand: Ein Kirchenaustritt ist recht schnell erledigt, erläutert Lippert.

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