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Erinnerungen an das „Wunderteam“

50 Jahre nach dem Titel: Meistermannschaft des SC Baden-Baden blickt zurück

Sehr viele deutsche Märchen beginnen mit den Worten: „Es war einmal.“ Märchenhaft war auch das, was sich Anfang Mai 1973 im Baden-Badener Aumattstadion abspielte.

Großer Jubel nach dem Schlusspfiff am 06.05.1973 gegen Oberkirch!
v..l. Herbert Pampuch, Michael Hornung (verdeckt) mit Markus Pfefferle, Gerold Meier umarmt Trainer Werner Roth, daneben Dieter Vogel und Torhüter Edelbert Volz, dahinter Claus Hepp.
Großer Jubel nach dem Schlusspfiff am 06.05.1973 gegen Oberkirch! Von links: Herbert Pampuch, Michael Hornung (verdeckt) mit Markus Pfefferle, Gerold Meier umarmt Trainer Werner Roth, daneben Dieter Vogel und Torhüter Edelbert Volz, dahinter Claus Hepp. Foto: Harro Hornung

Durch einen glatten 4:1-Erfolg gegen den SV Oberkirch sicherte sich der SC Baden-Baden die Meisterschaft in der ersten Amateurliga Südbaden. 

Damit qualifizierte er sich für die Aufstiegsrunde zur Regionalliga Süd, damals die zweithöchste Liga in Deutschland. Gegner waren dort der VfR Mannheim, der FC Villingen und der SSV Ulm 1846 mit Mittelstürmer Dieter Hoeneß. Am Ende setzte sich der VfR Mannheim durch.

Der SC Baden-Baden im Jahr 1973
Der SC Baden-Baden im Jahr 1973 Foto: Walter

Das ist jetzt 50 Jahre her. Der ehemalige SC-Spieler Harro Hornung erinnert sich an dieses Wunderteam: „Wir hatten eine Mannschaft, in der die Mischung von jüngeren und älteren Spielern stimmte. Und wir hatten einen Trainer, für den wir durchs Feuer gegangen sind.“ Grund genug also, 50 Jahre später ein großes Treffen in der Kurstadt zu organisieren, an dem jüngst auch Oberbürgermeister Dietmar Späth, selbst ehemaliger Fußballer, teilnahm. 

Einzig Herbert Pampuch musste krankheitshalber passen. Das Muskelpaket aus Niederbühl kam vom FC Rastatt 04 an die Oos, wechselte später als Profi zum SV Darmstadt 98. Der Vorstopper hatte den Spitznamen „Eisen“. 

Nicht wegen seiner Art zu spielen, sondern kreiert bei einem Trainingslager in Herrenwies. Die Spieler schauten gerade einen Western an, als der Hauptdarsteller seinen Colt zog. Pampuch bemerkte: „Der zieht das Eisen.“ So entstehen eben Spitznamen.

Daniel Schnurr (Stadtverwaltung), Gerhard Ketz, Edelbert Volz, Bubi Lörz, Gerold Meier, Heinz Hertweck, Claus Hepp, Leo Huhmann, Wolfgang Kurzmann, Ditmar Späth (OB), Toni Daul, Peter Schmälzle, Markus Pfefferle, Berni Walter, Harro Hornung.
Zusammentreffen zum 50. Jahrestag des Titels: Daniel Schnurr (Stadtverwaltung), Gerhard Ketz, Edelbert Volz, Bubi Lörz, Gerold Meier, Heinz Hertweck, Claus Hepp, Leo Huhmann, Wolfgang Kurzmann, Ditmar Späth (OB), Toni Daul, Peter Schmälzle, Markus Pfefferle, Berni Walter, Harro Hornung (von links.) Foto: Wolfram Braxmaier

Der jüngste Jubiläumstag in Baden-Baden war natürlich voller Erinnerungen an jene Zeit. Tatsächlich hatten Anton Daul, Peter Schmälzle und Herbert Pampuch ihre Kameraden seit 1973 nicht mehr gesehen. 

Daul wurde Chirurg und Dozent in Essen, Pampuch Profi in Darmstadt und Schmälzle studierte in Pforzheim und war in der Lehrerausbildung tätig. Toni Daul aus Balg war ein rothaariger, pfeilschneller Stürmer, der aus der eigenen A-Jugend kam. Aus der eigenen Jugend schaffte auch „Pemi“ Schmälzle den Sprung in die Ligamannschaft. 

Gedenken an Trainer Werner Roth

Zum Jubiläum wurde auch der bereits Verstorbenen gedacht. Allen voran an Trainer Werner Roth, der seinen Beinamen „Giftig“ schon als Spieler des KSC bekam. Roth konnte gnadenlos, aber auch verständnisvoll sein. Hornung war ihm beispielsweise mal zu mager – er durfte deshalb nicht trainieren. 

Und wenn Bubi Lörz mal einen schlechten Ball spielte, dann tönte es im Neureuter Dialekt über den Platz: „Des war wieder än Bäckerbubepass.“ Roth starb 2011 in Neureut im Alter von 85 Jahren.

Ein beinharter Abwehrspieler war Peter Koßmann, der im Januar dieses Jahres auf Mallorca verstarb. Als Trainer verlangte er eiserne Disziplin, trainierte den SC zwei Jahre später bei der unglücklichen Vizemeisterschaft und war 1979 in der damals noch jungen Oberliga beim SV 08 Kuppenheim tätig. Danach verwischten sich seine Spuren. Über Südamerika führte sein Weg auf die Baleareninsel. 

Vor einigen Jahren musste der Verein auch Abschied von Wolfgang Wierzchowski nehmen. Der groß gewachsene Staufenberger war ein Meister seines Faches. Er war ein richtiger Strafraumbeherrscher, Showeinlagen gab es von ihm nicht. 

Er war eine große Stütze. Klaus Borho war ein Ur-Baden-Badener, der jederzeit in ein Spiel geworfen werden konnte. Michael Hornung war ein exzellenter defensiver Mittelfeldspieler mit großem Spielverständnis. Leider sehr früh fiel er einer heimtückischen Krankheit zum Opfer. 

Torjäger Dieter Vogel

Dieter Vogel war der Torjäger des Teams, auch „Goldköpfchen“ genannt. Der Sinzheimer war unumstrittener Leistungsträger des Teams und wurde mit 21 Toren 1973 Südbadens Torschützenkönig. Seine beiden letzten Tore der Saison erzielte er im letzten Spiel beim 4:1 gegen Oberkirch. 

Dieter Vogel beim Kopfball
Dieter Vogel beim Kopfball Foto: Harro Hornung

Zu den Besonderheiten der Meistermannschaft zählt sicherlich das Selbacher Kleeblatt, das sich in der Kurstadt durchsetzen konnte. Mit Michael und Harro Hornung wechselten auch Torwart Edelbert Volz und Heinz Hertweck an die Oos. Michael Hornung arbeitete bei Gerstenmaier und nahm gleich seinen besten Freund mit. Volz war der große Flieger in Südbaden, lag manchmal waagrecht unter der Querlatte. Auf der Linie war er nur schwer zu bezwingen. 

Harro Hornung war so etwas wie der Jungstar im Team, absolvierte mit 19 Jahren seine beste Saison. Im Meisterjahr glänzte er mit 11 Tore, wechselte wie Volz dann zum VfB Gaggenau. Mit 15 spielte er in Selbach bereits in der ersten Mannschaft. Mit nach Baden-Baden nahm er seinen Kumpel Heinz Hertweck, der Libero spielte und später Standesbeamter in Baden-Baden wurde. 

Einer der besten Fußballer war sicherlich Claus Hepp, der das Mittelfeld beherrschte und zudem noch torgefährlich war. Später machte er als Banker Karriere im Allgäu, wo er heute noch lebt und zum erstklassigen Tennisspieler reifte.

Einer der besten Fußballer der SC-Meistermannschaft: Claus Hepp (am Ball)
Einer der besten Fußballer der SC-Meistermannschaft: Claus Hepp (am Ball) Foto: Harro Hornung

Nach der Meisterschaft verließ er den SC und wechselte zusammen mit Leo Huhmann zum Nachbarn FC Rastatt 04. Huhmann war der Terrier, der Abwehrspieler und stammte aus der eigenen Jugend. Auch Gerhard Ketz war ein Abwehrspieler aus dem eigenen Stall, wurde später dann Führungsspieler beim FC Lichtental.

Als Außenverteidiger oder Libero war Wolfgang Kurzmann gnadenlos und eisenhart, verließ aber selten die Grenze des Erlaubten. Kurzmann ist Rekordspieler in der südbadischen Auswahl, machte später Karriere als Schiedsrichter. Ein extrem schneller Linksaußen war Gerold Meier aus Sinzheim. Er war nur schwer zu stoppen. Und wenn, dann aber bitte im Strafraum, dort kam er gerne zu Fall. 

Pfarrer Schmitt ebnete den Weg

Neben Claus Hepp war Klaus „Bubi“ Lörz aus Karlsruhe der Herrscher im Mittelfeld. Ein Gute-Laune-Typ mit vielen Qualitäten. Immer zu einem Spaß aufgelegt. Markus Pfefferle, auch ein Ur-Baden-Badener, gab einen soliden Vorstopper ohne Schnörkel. 

Früh übt sich: Anfang der 60er Jahre leistete Pfarrer Walter Schmitt (rechts) mit der DJK Baden-Baden fußballerische Pionierarbeit.
Früh übt sich: Anfang der 60er Jahre leistete Pfarrer Walter Schmitt (rechts) mit der DJK Baden-Baden fußballerische Pionierarbeit. Foto: Walter

Auf ihn war immer Verlass. Einen kompromisslosen Verteidiger spielte der aus der Weststadt stammende Berni Walter. Fußballerischer Ursprung war die DJK Baden-Baden, Spitzname „Deutsche Jesus-Kicker“, von Pfarrer Walter Schmitt.

Er war Gefängnispfarrer in Bruchsal und mehrere Jahre KSC-Vizepräsident. Berni Walter wechselte dann zum SV 08 Kuppenheim.

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