Eine Tüte vom Bäcker mit einer Botschaft der Polizei? Das gibt es tatsächlich. An diesem Donnerstag (12. November 2020) auch in Baden-Baden. Hintergrund ist eine gemeinsame Aktion des Kreisseniorenrats, der Hilfsorganisation für Kriminalitätsopfer, Weißer Ring, und der Polizei. Über „Backen mit Botschaft“ wollen sie vor Telefonbetrügern warnen.
Auf den Papiertüten stehen unter anderem konkrete Warnhinweise und Verhaltenstipps im Kampf gegen die Kriminellen. Beamte des auch für Baden-Baden zuständigen Polizeipräsidiums Offenburg werden von 10 bis 12 Uhr in der Bäckerei Austen in der Schwarzwaldstraße 67 vor Ort sein, und über verschiedene Maschen der Betrüger informieren.
Senioren sind bevorzugte Opfer
Vor allem unter älteren Menschen finden die Kriminellen immer wieder Opfer. „Man kann nicht genug Prävention machen“, betont daher Wolfgang Kramer von der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit des Polizeipräsidiums Offenburg. Wie wichtig Vorbeugung ist, zeigt ein Blick auf die Statistik: Allein im vergangenen Jahr registrierte die Polizei in Baden-Württemberg 13.900 Betrugsfälle mit einer Schadenssumme von 7,45 Millionen Euro.
Rein rechnerisch macht das täglich einen Schaden von 20.410 Euro. Das entspricht dem Wert eines Mittelklassewagens. Solche Betrugsfälle sind kein Einzelfall: Seit dem Jahr 2015 verzeichnen die Ordnungshüter im Bereich des Polizeipräsidiums Offenburg allein bei der Masche, in denen sich Betrüger als falsche Polizisten ausgeben, einen Anstieg um über 800 Prozent!
Viele werden skeptisch, fallen aber doch drauf rein
Eigentlich kaum zu glauben angesichts der Tatsache, dass laut Krämer nahezu 96 Prozent der Angerufenen den Betrugsversuch erkennen, weil sie von der Masche schon einmal gehört haben. Dennoch finden die Kriminellen immer wieder neue Opfer, denen sie Wertsachen oder Bargeld anvertrauen und damit um Erspartes gebracht werden.
Die Betrüger gehen in der Regel rhetorisch versiert ans Werk und wickeln so ihr Opfer geschickt um den Finger. Wer mit einem solchen Anruf konfrontiert wird, sollte im Zweifelsfall einfach den Hörer auflegen, rät Kramer: „Misstrauen ist keine Unhöflichkeit.“
Tipp: Nicht unter Druck setzen lassen
Betroffene sollten sich zudem nicht unter Druck setzen lassen und am Telefon niemals über ihre persönlichen und finanziellen Verhältnisse Auskunft geben. Wenn der Anrufer von einem Angehörigen spreche, sollte der Angerufene niemals den Namen eines tatsächlichen Verwandten nennen, betont Kramer. Wer einen Anruf merkwürdig findet, sollte sich nicht scheuen, den Notruf 110 der Polizei zu wählen und die Ordnungshüter über den Vorfall zu informieren. Senioren, die unsicher sind, könnten sich auch an ihre Angehörigen werden.
Geld oder Wertgegenstände sollten außerdem niemals an unbekannte Personen ausgegeben werden. Auch nicht, wenn vorgegaukelt wird, ein Polizeibeamter oder eine Beamtin würden die Wertsachen abholen. „Die echte Polizei fordert niemals Bargeld, Überweisungen oder Wertgegenstände von Ihnen, um Ermittlungen durchzuführen oder ihr Vermögen zu schützen“, erläutert Kramer.
Enkeltrick und andere Maschen
Wenn sich Betrüger am Telefon als falsche Polizeibeamte ausgeben, verweisen sie zum Beispiel auf einen Einbruch in der Nachbarschaft des Angerufenen. Mit dem Hinweis, auf einer gefundenen Liste stehe auch der Name des Angerufenen, versuchen sie, diesen einzuschüchtern und bieten ihm an, seine Wertsachen abzuholen und sicher zu lagern. Spätestens da sollte jeder hellhörig werden und den Kontakt abbrechen. Beliebt ist auch der Enkeltrick. Dabei wird vorgegaukelt, ein enger Angehöriger sei etwa nach einem Unfall oder einem medizinischen Eingriff in einer Notlage und müsse dringend einen bestimmten Betrag begleichen.
Bisweilen bringen Telefonbetrüger außerdem die „Notar-Variante“ ins Spiel: Bei einem Wohnungskauf sei die Blitzüberweisung nicht angekommen und zum Vollzug sei umgehend eine bestimmte Summe erforderlich. All das sind Varianten der Telefonbetrüger, mit denen sie immer wieder erfolgreich sind und leichtgläubige und gutmütige Menschen übers Ohr hauen.
Unterstützung wird die Aktion „Backen mit Botschaft“ von der Stiftung der Volksbank Baden-Baden Rastatt, dem Fachgroßhandel BÄKO sowie der Bäckerinnung. Insgesamt wurden über ein Viertelmillion Bäckertüten bedruckt, die unter anderem auch in Filialen von Peter’s gute Backstube in Bühl (Platz Villefranche) und Achern (Adlerplatz) ausgegeben werden.
Telefonaktion zum Thema „Trickbetrug“
Unter der Rufnummer (0 72 22) 76 14 00 ist an diesem Donnerstag, 12. November, von 10 bis 13 Uhr auch eine Hotline geschaltet. Experten der Polizei informieren über das Thema Telefonbetrug. Ergänzende Hinweise zum Thema gibt es im Internet und www.polizei-beratung.de.