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Alt-Eberstein und Yburg werden geprüft

Verbot zum Schutz der Tiere: Das Alte Schloss in Baden-Baden bleibt nachts dunkel

Eine nächtliche Beleuchtung am Alten Schloss in Baden-Baden fänden einige schön – darunter auch Thomas Gottschalk. Doch diese hätte schwerwiegende Folgen für die Tierwelt.

Altes Schloss, Baden-Baden, von oben
TV- und Radiomoderator Thomas Gottschalk hat sich für eine Nachtbeleuchtung des Alten Schlosses eingesetzt. Diese wurde jedoch abgelehnt. Geprüft wird noch die Situation an Alt-Eberstein und Yburg. Foto: Bernd Kappler

So einfach, wie in der Genesis ist das nicht, wenn einer spricht: „Es werde Licht.“ Zumindest für die Burgen auf Baden-Badener Stadtgebiet, also dem Alten Schloss, Alt-Eberstein und Yburg ist das kompliziert. Eine klare Absage gibt es für das Alte Schloss, den Stammsitz der Markgrafen von Baden. Geprüft, ob eine nächtliche Beleuchtung möglich ist, wird im Moment noch bei den beiden anderen Ruinen.

„Für die Beleuchtung der Yburg liegt uns ein Ausnahmeantrag vom Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden-Württemberg beziehungsweise den Staatlichen Schlössern und Gärten vor. Für die Beleuchtung der Burg Alt-Eberstein ist die Stadt Baden-Baden selbst zuständig. Beide Anträge sind derzeit bei uns als untere Naturschutzbehörde zur Prüfung“, heißt es im Rathaus.

Prüfstein ist dabei eine Neuregelung im Naturschutzgesetz des Landes Baden-Württemberg. Danach ist die Fassadenbeleuchtung öffentlicher Gebäude im Zeitraum vom 1. April bis zum 30. September ganztägig und vom 1. Oktober bis 31. März von 22 bis 6 Uhr verboten, „soweit nicht Gründe der öffentlichen Sicherheit oder eine Rechtsvorschrift dem entgegenstehen.“

Ausnahmen von dieser Vorschrift können durch die untere Naturschutzbehörde aber zugelassen werden, „wenn es sich um Gebäude von besonderer Bedeutung handelt, sei es in kultureller oder historischer, heimatgeschichtlicher oder architektonischer Hinsicht.“

Beleuchtung an Alt-Eberstein ist denkbar – bei der Yburg vermutlich nicht

Ausschlaggebend für eine Entscheidung sei die konkrete Lage des Gebäudes. Auswirkungen auf die Insektenfauna und andere nachtaktive Tiere müssten geprüft und abgewogen werden. Mit im Spiel sind dabei die Naturschutzbeauftragten. Für Alt-Eberstein und Yburg zuständig ist Wolfgang Reinhard, der beide Fälle zu prüfen hat.

Seine Tendenz: Alt-Eberstein könnte zugelassen werden, weil die Burgruine sehr nahe am ohnehin schon „lichtverseuchten“ Stadtteil Ebersteinburg liege. Ein klares „Nein“ könnte es hingegen bei der Yburg hoch über dem Rebland geben. Wolfgang Reinhard: „Wir müssen doch froh sein, wenn wir einen Sternenhimmel noch beobachten können.“

Für Insekten und Fledermäuse geht es um Leben und Tod.
Wolfgang Reinhard, Naturschutzbeauftragter

Jenseits von solchen sentimentalen Gedanken geht es aber um Leben und Tod. Für Insekten und zum Beispiel auch für Fledermäuse. Beides hängt eng zusammen, klärt Wolfgang Reinhard auf: Die Beleuchtung lockt nachts Insekten an, die Fledermäuse finden einen reich gedeckten Tisch.

Beleuchtung an Schlössern in Baden-Baden hat Folgen für die Tierwelt

Soweit so gut. Aber: Die Fledermäuse fressen sozusagen ihre eigene Zukunft weg, denn die Insektenpopulation kann durch die Lichtfallen und die hungrigen Nachtjäger rapide abnehmen, was sich wiederum direkt auf das Nahrungsangebot der Fledermäuse auswirkt. Die Nahrungskette kann zusammenbrechen, in diesem Fall zum Schaden der streng geschützten Fledermäuse.

Um eine Ausnahmezulassung zu bekommen, so die Stadtverwaltung, sei deshalb eine wesentliche Voraussetzung die Umrüstung auf eine insektenfreundliche Beleuchtung. Leuchtmittel mit warmweißem Licht sind vorgeschrieben, die Leuchtabdeckungen müssen UV-absorbierend sein, das Leuchtgehäuse sei gegen Eindringen von Insekten abzudichten, die Oberflächentemperatur des Gehäuses auf 40 Grad zu beschränken. Entscheidung: demnächst.

Thomas Gottschalk setzte sich für Beleuchtung des Alten Schlosses in Baden-Baden ein

Tabu ist der Bereich des Alten Schlosses. Hier hat das Land nach der Vorprüfung schon auf den Ausnahmeantrag für eine Fassadenbeleuchtung verzichtet. Dabei hätte es einen prominenten Sponsor gegeben. Kein geringerer als „Neubürger“ Thomas Gottschalk (er hat von seiner Wohnung am Fuße des Merkur direkten Blick auf das Alte Schloss) hatte sich schon 2019 in einem Zeitungsinterview bereiterklärt, „die Glühbirnen“ zu bezahlen und sich an den Stromkosten zu beteiligen.

Daraus wird aber nichts. Die Markgrafen von Baden, konnten ja damals nicht ahnen, dass sie in einer äußerst wertvollen Naturlandschaft bauen und damit Konflikte mit dem heute geltenden Bundesnaturschutzgesetz auslösen. Die Stadtverwaltung: „Nicht nur Insekten, auch andere nachtaktive Tiere würden durch die Fassadenbeleuchtung gestört, wie Fledermausarten und nachtaktive Vögel, die in diesem Bereich vorkommen.“

Das Alte Schloss liege innerhalb des Landschaftsschutzgebietes „Baden-Baden“ und innerhalb des FFH-Gebietes „Wälder und Wiesen um Baden-Baden“. Das Naturschutzgebiet „Battertfelsen beim Alten Schloss Baden-Baden“ sowie der Bannwald „Battert“ reiche bis an die Umgrenzungsmauern der Burgruine. Der Battertfelsen sei zudem als Geotop ausgewiesen. Also: Am Alten Schloss wird so schnell niemandem ein Licht aufgehen.

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