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Baustelle auf Streuobstwiese

Anonymes Flugblatt: Weingut-Projekt sorgt für Unruhe in Baden-Baden

Das in Baden-Baden-Lichtental geplante Weingut von Winzer Heinz Knapp sorgt für Unruhe. Deswegen hat die Verwaltung jetzt einen ungewöhnlichen Schritt unternommen.

Projekt sorgt für Diskussionen: Auf diesem Areal soll das Weingut mit Präsentations-Rebfläche entstehen.
Projekt sorgt für Diskussionen: Auf diesem Areal soll das Weingut mit Präsentations-Rebfläche entstehen. Foto: Henning Zorn

In Lichtental sorgt der vom Baden-Badener Winzer Heinz Knapp zusammen mit einem Partner geplante Bau eines Weinguts an der Hildastraße für erhebliche Unruhe und Bedenken.

Dies veranlasste die Stadtverwaltung jetzt zu einem ungewöhnlichen Schritt: In der Sitzung des Bauausschusses am Donnerstag wurde mitten im laufenden Verfahren zur Aufstellung eines Bebauungsplans für das Grundstück über den Stand der Dinge und das Weingut-Projekt informiert.

Ich habe noch nicht erlebt, dass sich Bürger so massiv gegen ein Projekt wenden.
Barbara Nießen, Grüne

Dabei zeigte sich Bürgermeister Alexander Uhlig (parteilos) sehr verärgert über das, was in Lichtental wegen des Vorhabens an der Hildastraße momentan „herumgeistert“.

Zuletzt sei ein anonymes Flugblatt aufgetaucht, in dem es um einen angeblichen Wegfall von Parkplätzen gehe. „Was da verbreitet wird, ist untere Schublade und bösartig“, schimpfte Uhlig.

Weingut in Baden-Baden ist auf Streuobstwiese geplant

Stadträtin Ulrike Mitzel (SPD) wies auf einige der Kritikpunkte hin, die sie von den Bürgern zu hören bekomme. So hätten manche Leute kein Verständnis dafür, dass hier auf einer klassischen Streuobstwiese gebaut werden solle.

Und wenn die Wiese schon wegfallen müsse, so werde gesagt, dann solle dies doch besser für die Schaffung von Wohnraum geschehen. Weiter werde gefordert, für das Weingut einen Standort im Außenbereich zu finden. Für Irritationen hätten zudem Nachrichten gesorgt, dass Knapp das Weingut nicht selber betreiben wolle, sondern ein Investor.

Was da verbreitet wird, ist untere Schublade und bösartig.
Alexander Uhlig, Bürgermeister

Auch Barbara Nießen von den Grünen sprach über die Stimmung in der Bevölkerung: „Ich habe noch nicht erlebt, dass sich Bürger so massiv gegen ein Projekt wenden.“ Man befürchte unter anderem große Lärmbelastung für die Anwohner durch Gaststättenbetrieb und das Zuschlagen von Autotüren in der Nacht.

Aus Sicht der Verwaltung erklärte Kurt Armbruster, Leiter des Fachgebiets Stadtplanung, dass hier kein „riesiger Riegel“ in der Landschaft entstehen solle, sondern nur ein einstöckiges Gebäude. Die benötigte Fläche sei inzwischen deutlich kleiner als noch zu Verfahrensbeginn angegeben. Da werde auch nur wenig Boden versiegelt.

Im Zuge der Öffentlichkeitsbeteiligung im laufenden Bebauungsplanverfahren seien rund 50 Stellungnahmen eingegangen, mit denen man sich nun befasse. Früher, so erklärte Armbruster, hätte man auf dem Gelände wirklich einmal Wohnungsbau vorgesehen, doch in der Flächennutzungsplanung sei diese Zielsetzung „rausgeflogen“.

Der Regionalverband habe kein Interesse daran, hier im Bereich eines regionalen Grünzugs ein Wohngebiet auszuweisen. Der Standort befinde sich durchaus im Außenbereich, auch andere Areale seien geprüft worden.

Zur Parkplatzfrage meinte Armbruster, dass der Bauherr vor dem Weingut, das auch einen Gastraum mit Bewirtung und eine Weinboutique bieten soll, rund 20 Stellplätze ausweisen wolle.

Winzer Heinz Knapp nimmt Stellung

Gelegenheit zur Stellungnahme bekamen auch Heinz Knapp und sein Sohn Urban, die in der Sitzung des Bauausschusses anwesend waren. Sie schilderten, dass man lange zusammen mit der Stadt nach einem geeigneten Standort gesucht habe. Auf dem Gelände an der Hildastraße sei keinesfalls geplant, alles mit Reben zu bestücken.

Vielmehr solle es neben dem Gebäude lediglich eine kleinere „Präsentationspflanzung“ am Ende des Weinwanderwegs geben. Gegenüber dieser Zeitung sprachen die Knapps von rund 1.000 Quadratmetern Weinbaufläche und 860 Quadratmetern für das Gebäude – das Ganze auf einem vier Hektar großen Grundstück.

Knapp bestätigte, dass ein Winzer aus dem Pforzheimer Raum als Partner beteiligt werden solle. Dies geschehe vor allem aus Altersgründen. Die Betriebsführung werde dann gemeinsam erfolgen.

Stadträte äußern Bedenken

Vonseiten der Stadträte klangen aber immer noch Bedenken in der Sitzung an. Martin Kühne (AfD) sagte: „Mir ist schleierhaft, wie hier weiterer Verkehr untergebracht werden soll.“ Für die Verwaltung ist dies allerdings kein Problem. Ein Gutachten habe gezeigt, so Kurt Armbruster, dass „der Verkehr zu bewältigen ist“.

René Lohs (FDP) sieht das Vorhaben als „erheblichen Eingriff in die Natur“. Geprüft werden müssten auch mögliche Probleme auf dem Areal durch Quellfassungen für das Kloster und eventuelle Kampfmittelreste.

Positiv zum Projekt äußerte sich Klaus Bloedt-Werner von der CDU. Er freue sich, dass das Thema Wein nun auch in der Stadt verankert werde. Baden-Baden sei keine gewachsene Wein-Stadt, der Bezug zu den guten Tropfen sei in der Vergangenheit nur durch die Eingemeindung der Rebland-Gemeinden entstanden. Es sei bei dem Vorhaben in Lichtental wichtig, den Bürger in die Diskussion einzubeziehen.

Bürgermeister Uhlig sagte eine sorgfältige Überprüfung aller Fragen im Bebauungsplanverfahren zu, denn man wolle schließlich ein rechtssicheres Ergebnis. Dies solle auch transparent ablaufen, den Stadträten werde nichts verborgen bleiben.

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