Das Anruflinientaxi (ALT) wird auf den Linien der Stadtwerke Baden-Baden voraussichtlich ab 2022 auch digital buchbar: Die entsprechende Einführung des durch den Karlsruher Verkehrsverband in Karlsruhe bereits genutzten Buchungssystems beschloss der städtische Betriebsausschuss einstimmig.
Bisher sind die Anmeldungen für die Fahrten vor Ort nur telefonisch möglich, wie Stefan Güldner unterstrich. Der Betriebsleiter der Verkehrsbetriebe der Stadtwerke Baden-Baden erläuterte zudem, das ALT-Angebot gelte zu den „Schwachlastzeiten“ auf einem Großteil der Stadtwerke-Linien als Ersatz für die Busbedienung, die telefonische Bestellung finde über das jeweils auf einer Linie als Auftragnehmer eingesetzte Taxiunternehmen statt.
Für die digitale Buchung wird mit 3.500 Euro pro Jahr gerechnet.Stefan Güldner, Betriebsleiter der Verkehrsbetriebe
Die uneinheitliche Rufnummer sei ein weiteres signifikantes Hemmnis für die Inanspruchnahme des Angebotes. Die Stadt Baden-Baden schließt sich mit dem erfolgten Votum des Betriebsausschusses nun der Buchungslösung per KVV-App an. Möglich wurde dies, weil der KVV-Aufsichtsrat im Juni beschloss, den in Karlsruhe geltenden ioki-Softwareplattformvertrag für alle Stadt- und Landkreise in der Region nutzbar zu machen, die als ÖPNV-Aufgabenträger agieren.
Digital buch- und zahlbar werden künftig alle Bedarfsverkehre (inklusive der ALT-Fahrten). Vorbereitet wird Güldner zufolge die vollwertige Integration dieses Angebots in die regiomove-App. „Ziel ist es, Auskunft, Buchung und Abrechnung aller Verkehrsangebote für die Kunden aus einer Hand zur Verfügung zu stellen.“
Stadtwerke hoffen auf mehr Akzeptanz des Angebots
Aus der Schaffung eines einfacheren Zugangs zu den ALT-Verkehren erhoffen sich die Stadtwerke eine erhöhte Akzeptanz des Angebots; bisher wurden laut Güldner rund 21.000 Buchungen jährlich vorgenommen. „Für die digitale Buchung für die Stadt Baden-Baden wird mit Kosten in Höhe von rund 3.500 Euro pro Jahr gerechnet. Bei einer um circa zehn Prozent gesteigerten Fahrgastzahl entstünden der Stadt dem aktuellen Preisstand folgend zusätzliche Betriebskosten in Höhe von rund 22.000 Euro pro Jahr.“
Güldner liefert Details zum Anruflinientaxi in der bisherigen Funktion: Es werde in den Abendstunden, teils aber auch tagsüber als Ersatz des öffentlichen Personennahverkehrs angeboten. Jeweils bei Bedarf fahre das ALT nach einem im Stundentakt festgelegten Fahrplan.
Der Fahrgast müsse mindestens 30 Minuten vor der gewünschten Abfahrtszeit bei der Taxizentrale anrufen, werde an der jeweiligen Haltestelle abgeholt und auf Wunsch bis vor die Haustür gebracht. „Im ALT-Verkehr gilt der KVV-Tarif, bei Haustürbedienung entsteht ein Komfortzuschlag von bis zu 1,50 Euro. Eine Jahreskarte kostet 25 Euro.“ Am meisten frequentiert seien die ALT-Linien 214, 216 ins Rebland und 285. In Baden-Baden übernehme die Firma CityCar den ALT-Verkehr.
Stadtrat Werner Schmoll (SPD) regte in diesem Kontext an, langfristig auch selbstfahrende Fahrzeuge einzusetzen und sich einen laufenden Selbstversuch in Karlsruhe vor Ort anzuschauen. Stefan Güldner sagte zu, sich über die dortigen Projektpartner um einen Besuchstermin zu bemühen, dämpfte aber allzu große Erwartungen an das Projekt: „Da wird noch viel Entwicklungsarbeit notwendig sein.“