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Höhere Nachfrage nach regionalen Produkten

Auf dem Baden-Badener Wochenmarkt kaufen die Kunden seit Corona bewusster

Die Corona-Krise kommt offenbar dem regionalen Lebensmittelhandel zu Gute. Die Wochenmarkt-Händler in Baden-Baden sagen sie wissen, warum regionale Produkte seit Corona beliebter sind.

Zwei Menschen stehen mit Tomaten vor ihrem Markststand in Baden-Baden.
„Alte Hasen” auf dem Baden-Badener Markt: Sieglinde Oser und Sohn Stefan freuen sich über viele Stammkunden. Die fragen vor allem nach Produkten aus eigenem Anbau – zum Beispiel verschiedenen Tomatensorten. Foto: Christiane Krause-Dimmock

Wo es herkommt, das ist wichtig. Diese Frage stellen viele der Kunden seit dem Corona-Ausbruch nicht nur sich selbst, wenn es um den Kauf von Lebensmitteln geht, sondern vor allem den Händlern. Das Bewusstsein hierfür sei deutlich gewachsen, darin sind sich die Marktbeschicker in Baden-Baden einig.

„Die Wochenmärkte haben auf jeden Fall gewonnen“, kann Oliver Schwab über den Zuspruch seiner Kunden nicht klagen. „Ich bin noch gar nicht so lange hier,vielleicht sechs oder acht Wochen“, erzählt der Bäcker, der feilbietet, was aus seinem „Pfälzer Öfele“ kommt. „Echtes Holzofenbrot. Das schmeckt man einfach“, führt er den wachsenden Zuspruch in erster Linie darauf zurück, dass Wochenmärkte gerade in Corona-Zeiten vielen Menschen als bessere Option erscheinen mögen. Frische Luft, keine geschlossenen Räume. Das zeige Wirkung, stellt er fest, wenn er montags und donnerstags am Augustaplatz arbeitet.

Regionale Produktion aus dem Rebland

„Alte Hasen“ im Baden-Badener Marktgeschehen sind etwa Berthold und Gerlinde Oser, die gemeinsam mit Sohn Stefan nicht nur den Augustaplatz bestücken, sondern auch am Bernhardus- und am Klosterplatz präsent sind. Man kennt sich, erfreut sich an Stammkunden und man kommt ins Gespräch. Viele kaufen bei Osers, weil sie aus dem Rebland stammen und vor allem, weil sie dort vieles selbst produzieren. „Salate, auch andere Gemüse und Kräuter und natürlich unsere Kartoffeln stammen aus eigenem Anbau.“ Südfrüchte dagegen, wie etwa Pfirsiche, die gegenwärtig an fast allen Ständen angeboten werden, kaufen die Osers zu. Und genau danach wird im Augenblick häufig gefragt, insbesondere von Neukunden. Sei wollen wissen, was eigenes ist und was zugekauft wird.

„Das sieht bei unserem Hofladen nicht anders aus“, erklärt Gerlinde Oser. Seit dem Ausbruch der Pandemie sei der Zuspruch, den der Familienbetrieb dort erfährt, enorm angewachsen. Und auch hier werde nachgefragt. Klar lasse man sich auch immer was Neues einfallen, wie etwa die vielen Sorten an Tomaten, welche im Augenblick reifen und punkten. „Wir haben bestimmt rund zehn Sorten im Angebot.“

Ihre Kunden, die am Augustaplatz artig im Halbkreis mit Maske um das arrangierte Angebot stehen, bekräftigen die Einschätzung. „Nein, bloß nicht in die Zeitung“, winkt etwa eine junge Frau ab. Sie sei schon lange Kundin an diesem Stand, erzählt sie dann aber doch. Dass sie sich so entschieden habe, hat einen handfesten Grund. Sie müsse keine Erdbeeren essen, die weiter gereist sind als die meisten Mitbürger. Die Heimat gebe eine ganze Menge abwechslungsreiche Dinge her, bis hin zu Artischocken aus der Pfalz oder frischen Feigen aus der Nachbarschaft.

Interesse an der Herkunft wächst

Es geht also um Nachhaltigkeit, um Regionalität. Davon ist auch Fidancan Rifat überzeugt, der ebenfalls seit vielen Jahren die Marktplätze in der Stadt mit allerlei Floralem versorgt. Auch mit dicken lila Artischockenblüten, wenn diese Art Saison hat, so wie jetzt gerade. „Die hole ich aus der Pfalz. Genau wie meine Sonnenblumen oder die vielen verschiedenen Peperoni-Sorten.“ Doch in erster Linie, so räumt er ein, handle er mit Pflanzen und Schnittblumen, die meist aus den Niederlanden geordert werden.

War es früher eher die Ausnahme, dass die Kunden nachgefragt haben, komme es jetzt immer häufiger vor, dass man wissen wolle, wer die Erzeuger sind. Auch in Sachen Blumen. Entsprechend scheine auch hier das Bewusstsein eine Veränderung zu erfahren. Und zwar eine nachhaltige, wie Sieglinde Oser vermutet. Denn längst hätten auch die Supermärkte ihre Bio- und Regionalabteilungen deutlich ausgeweitet, hat sie festgestellt. Wenn es also Corona auch nur im geringsten etwas abzugewinnen gebe, dann sei es dieses Regionalitätsbewusstsein, freut sich die Marktfrau und gibt gerne Auskunft, wenn die Kunden Details wissen wollen.

Und Bäcker Oliver Schwab? „Ich bin ja noch nicht so lange hier. Aber ich bin total glücklich über diesen Platz, diesen Markt und diese Kunden und ich glaube, dass unsere ,Goldbarren’ längst in der ganzen Stadt bekannt sind“, ist auch er überzeugt, dass es sich bei dem neu geweckten Bewusstsein in der Bevölkerung keineswegs um einen Kurzzeit-Trend handelt.

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