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Kinder- und Familienzentrum

Programm soll Familien in Baden-Baden unterstützen

Das Scherer Kinder- und Familienzentrum hat mit Bundesmitteln aus dem „Aufholprogramm nach Corona“ ein Programm erstellt.. Die Nachfrage war so groß, dass es im Herbst ein neues Programm geben wird

Allein zu Hause mit einem Übungsblatt: Als die Kindertageseinrichtungen geschlossen hatten, waren viele Kinder lange von ihren Altersgenossen isoliert.
Als die Kindertageseinrichtungen geschlossen hatten, waren viele Kinder lange von ihren Altersgenossen isoliert. Foto: Karl-Josef Hildenbrand dpa

„Wir haben da nicht lange gefackelt“, gesteht Ankica Rukavina. Die Leiterin des Mehrgenerationenhauses im Scherer Kinder- und Familienzentrum in Baden-Baden hat mit ihren Kolleginnen in der Anfangsphase der Pandemie schnell gemerkt, dass etwas für die Familien getan werden muss.

Zügig haben sie daher entschieden, den Belastungen und der Isolation, die durch Lockdowns und sozialen Rückzug entstanden, etwas entgegensetzen zu wollen. Leichter gemacht wurde es ihnen durch das Aufholpaket des Bundes, das im Mai 2021 unter dem Namen

„Aufholen nach Corona für Kinder- und Jugendliche“ aufgelegt wurde. Aus diesem konnten Mittel für Angebote abgerufen werden, um Defizite aus der Corona-Zeit auszugleichen.

Verschiedene Bausteine für verschiedene Altersklassen

„Da galt allerdings das Windhundprinzip“, erläutert Rukavina. Das heißt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Da die Entscheidung zum Handeln im Scherer-Zentrum früh gefallen war, war man schnell genug.

„Wir haben 13.000 Euro zusätzlich bekommen“, freut sich Rukavina. Und die wurden gleich in ein ganzes Programm aus verschiedenen Bausteinen für verschiedene Altersklassen investiert – bei dem dann ab September 2021 alle Kurse und Angebote kostenfrei angeboten werden konnten.

Zudem war es möglich, für einzelne Veranstaltungen Referenten ins Boot zu holen. Letztlich gab es Kreatives wie das Erstellen eines Bullet-Journals oder Werktstatt-Angebote, aber auch einen Yoga-Kurs oder ein Bewerbungsfoto-Shooting für Jugendliche.

Besonders am Herzen lagen Rukavina und ihren Kolleginnen die ganz jungen Familien. In der wichtigen Phase der Schwangerschaft, Geburt und dem ersten Zusammenleben mit dem kleinen Kind waren diese plötzlich isoliert.

Es gab dann viele Ängste und viel Verunsicherung..
Ankica Rukavina. Leiterin des Mehrgenerationenhauses

Geburtsvorbereitungskurse und Rückbildung liefen online, keine Krabbelgruppe und kein Babyschwimmen. „Ohne persönlichen Kontakt schmilzt die Möglichkeit, Fragen zu stellen, sich auszutauschen“, berichtet Rukavina: „Es gab dann viele Ängste und viel Verunsicherung.“

Daher hat man speziell Angebote für diese frühe Familienphase erstellt, eine Krabbelgruppe und eine Eltern-Kind-Spielgruppe unter Pandemie-Vorzeichen etabliert. Um bei reduzierter Teilnehmerzahl möglichst vielen das Dabeisein zu ermöglichen, wurde der Kurs verkürzt, sodass insgesamt mehr Termine zur Verfügung standen. Zudem wurde in digitale Angebote investiert.

Und auch bei den Kindergarten-Familien bemerkten die Erzieherinnen, wie die Pandemie ihre Spuren hinterließ. „Wir haben das ja jeden Tag hier im Haus gesehen“, erzählt Rukavina: „Die Eltern waren teils sehr stark belastet – und auch die Kinder.“

Ankica Rukavina, Leiterin des Mehrgenerationenhauses im Scherer Kinder- und Familienzentrum
Ankica Rukavina, Leiterin des Mehrgenerationenhauses im Scherer Kinder- und Familienzentrum Foto: Fabian Sauter-Servaes

Das kann Sokayna Allal nur bestätigen: „Es war teilweise richtig schwierig“, gibt sie im Rückblick auf die Lockdowns frank und frei zu. Die 32-Jährige hat zwei Mädchen im Alter von neun und sechs Jahren. Verwandschaft, die hätte helfen können, gibt es nicht: „Die sind alle in Marokko“, bedauert Allal.

Das Grundschulkind war im Homeschooling und dort durch ein großes Pensum stark belastet, wie Allal erzählt. Ihr Mann und sie hätten versucht zu helfen, aber sie seien „halt keine Lehrer“.

Zudem ist Deutsch für sie nicht die Muttersprache, was die Lage zusätzlich erschwerte. „Eigentlich hätte unsere Tochter richtig Gas geben müssen, um das zu schaffen. Aber die Motivation wurde immer weniger“, berichtet Allal.

Allal machte zu dieser Zeit selbst eine Ausbildung und war ebenfalls im Homeschooling. Die kleine Tochter lief derweil irgendwie mit, aber rund lief es nicht: „Sie hatten beide ganz viel Angst – vor allem davor, dass sie ihre Freunde nie mehr treffen“, erzählt die Mutter.

Baden-Badener Kinder und Jugendliche sind begeistert von der Aktion

Im Kindergarten im Scherer-Zentrum wurde sie auf das Aufholprogramm hingewiesen – und die jetzt Sechsjährige nahm am Kurs „Power-Kids“ teil. „Das war richtig gut“, erzählt Allal. Es habe dem Mädchen wieder Auftrieb gegeben und es gestärkt – auch durch konkrete Tipps für mehr Selbstvertrauen und Resilienz im Alltag. Allal erzählt: „Meine Tochter hat gesagt, es war toll.“

Auch Rukavina hat den Eindruck, dass die Kinder und Jugendlichen begeistert dabei waren. Das zeigt auch, dass die Kurse im Durchschnitt zu 90 Prozent ausgelastet waren. In manchen waren die Plätze so schnell belegt, dass nicht mehr jeder, der gerne gewollt hätte, mitmachen konnte.

Dies haben die Organisatoren als Ansporn genommen, eine Neuauflage für den Herbst in Angriff zu nehmen. In Rukavinas Büro hängen bereits die ersten Plakate mit der Themenplanung. Einige der „Renner“ der ersten Angebotsrunde werden wohl wieder dabei sein, aber auch Neues ist geplant.

Zusätzliche Arbeit ist das natürlich schon. „Man kann das machen, oder eben auch nicht“, fasst Rukavina lapidar zusammen. Sie haben sich fürs Machen entschieden.

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