Generationen von Kindern sind der Schulleiterin noch heute namentlich bekannt. Nicht nur für ihr phänomenales Gedächtnis erntete die spätberufene Ordensschwester Teresa großen Respekt weit über Lichtentals Grenzen hinaus.
Im nordrhein-westfälischen Dorsten 1939 als Hedwig Finke geboren, wuchs sie in einem sehr gläubigen Elternhaus auf. Dass es die spätere Ordensschwester ausgerechnet nach Baden-Baden verschlug, das sei der Empfehlung eines Pfarrers zu verdanken, erzählt sie. Er hatte ihr die Abtei für einen Kurzurlaub vorgeschlagen.
Ferien mit Folgen, denn dieser Aufenthalt sollte ihr Leben einschneidend verändern. Damals war sie gerade Schulleiterin geworden und suchte ein wenig Erholung. „Ich habe mich dort angemeldet, genoss erst einmal die Geroldsauer Sonne, ging viel spazieren und kam schließlich ins Kloster.“
Ich spürte den inneren Ruf, wollte viel lieber mit den Schwestern an der Vesper teilnehmen.Schwester Teresa
Als sie durch das große Tor trat, fühlte sich das an wie das Paradies. „Ich kannte bis dahin nur Männerklöster“, schwärmte sie schon damals für die gregorianischen Choräle, die ihr längst geläufig waren. „Nun war ich zum ersten Mal in einem Frauenkloster zu Gast. Ich war so ergriffen!“ Die Bekannte, mit der sie angereist war, genoss die Spaziergänge und die Cafés. „Aber ich spürte den inneren Ruf, wollte viel lieber mit den Schwestern an der Vesper teilnehmen.“
Aus Hedwig wurde Teresa
Doch ganz so einfach sei das damals nicht gewesen. „Ich war Beamtin und hatte mich in der Heimat um eine Schulleiter-Stelle beworben, die ich nun antreten sollte“, sah sie sich in einer Situation, in der sie – wie es ihr Naturell ist – der Pflicht gehorchte.
Doch im Herzen trug sie das Lichtentaler Kloster mit sich, bis sie im August 1984 Nägel mit Köpfen machte. Sie verkaufte ihr Auto, löste auf, was aufzulösen war, und folgte dem Ruf. Vier Jahre später legte sie die Ewige Profess ab. Aus Hedwig wurde Teresa.
Von diesem Moment an begann sie damit Stück für Stück die Schule nach ihren Wünschen zu formen. Freie Hand hatte man ihr in diesen Dingen zugesichert. „Ich hatte mir beispielsweise ein Musikzimmer gewünscht, in das alle vorhandenen Instrumente kommen sollten.“ So geschah es.
Auch das Lehrerzimmer wünschte sie umzustrukturieren. „Schwestern und weltliche Lehrerinnen saßen bis dahin getrennt.“ Auch hier stellte sie die Weichen auf Veränderung, um ein gemeinsames Kollegium wachsen zu lassen. „Ich habe viel weltlichen Einfluss in die Klosterschule gebracht.“ Andererseits konnte auch sie am neuen Wirkungsort viel lernen. „Ich war endlich da, wo ich immer hin wollte.“
Schon während ihres Studiums in Koblenz habe sie nie genug bekommen können von der Historie und dem Leben in Klöstern. Und nun war sie mittendrin in einer solchen Gemeinschaft, war Teil von ihr. Also ging sie es an, nahm sich fest vor, immer hinter ihren Mitarbeitern, bis hin zum Hausmeister und zur Sekretärin, zu stehen.
Badisch statt Plattdeutsch
Was ihr jedoch viel mehr Mühe machte als die Arbeit, die Kollegen und das neue Zuhause war die Sprache. „Ich selbst habe als Kind nur Platt gesprochen.“ Das Badisch war ihr fremd, erinnert sie sich lachend daran, dass sie sich auf keinen Fall „Schweschda“ nennen lassen wollte. So war sie alsbald in der Schule als „Frau Maria Teresa“ bekannt.
Selbige war hochmotiviert, beruflich ihr Bestes zu geben. „Wir waren sehr früh dran, Sprachstandsmessungen durchführen zu lassen, um Auffälligkeiten wie Stottern oder Lispeln beizukommen. Wussten Sie, dass man etwa nicht stottert, wenn man auf einem Ball steht?“, gibt sie munter Beispiele von der Arbeit jenseits des Bildungsplans, erzählt von Schulfesten und Jubiläen und auch von der Armut, die damals schon im reichen Baden-Baden zu spüren war.
Inzwischen vom aktiven Schuldienst längst pensioniert, lausche sie zuweilen in sich hinein und sei sehr froh, Cisterzienserin geworden zu sein. „Ich bin dankbar für meinen Beruf und meine Berufung. Das Gebet am Morgen und der Unterricht war für mich immer das Tüpfelchen auf dem ora et labora.“