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Im Ford F1 mit Baujahr 1952 geht es über eine ehemalige Eisenbahnbrücke über den Rhein.

Spaß trotz Panne

Ausfahrt des Oldtimer-Meetings Baden-Baden: Im historischen Zweisitzer durchs Elsass

Kopfhörer sollten die Mitfahrer besser tragen. Denn ganz leise sind die Oldtimer nicht, die von Baden-Baden ins Elsass fahren. Wie sich die Fahrt anfühlt? Unsere Mitarbeiterin durfte bei der Tour mitfahren.
3 Minuten
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Die Motoren rattern laut, der Duft von Öl und Benzin erfüllt die Luft, der Fahrtwind wirbelt durchs Haar, Passanten winken erfreut: Wenn 40 Oldtimer in einer Kolonne fahren, ist das schon ein ganz besonderes Gefühl.

Über den Rhein, entlang leuchtender Sonnenblumenfelder und auf engen, kurvenreichen Straßen durch die Wälder und kleinen Ortschaften der Vogesen führte am Donnerstag die Ausfahrt des Oldtimer-Meetings Baden-Baden ins benachbarte Elsass.

„Hast du deine Mickey Maus dabei?“, fragt Matthias Palm lachend, als die Fahrt am Morgen in Baden-Baden beginnt. Damit meint er einen Gehörschutz gegen Lärm, den sein knallig-orangefarbener Ford F1, Baujahr 1952, durchaus macht, wenn der Motor röhrt – aber auf angenehme Art und Weise.

Auf der Ladefläche fährt ein Motorrad mit, das noch älter als das Auto ist, erklärt Palm, der aus Lindau kommt, stolz: Eine Indian, 1946 in Springfield, USA, gebaut. Das passende Logo ziert die Türen des Fords – und Palms T-Shirt. Man merkt ihm seine Leidenschaft für seine beiden Oldtimer deutlich an.

Was Autos, Motorräder und auch Lkws betrifft, ist Palm „verrückt, seitdem ich zwölf bin“, sagt er, „total meschugge“. Bei der Fahrt über die ehemalige Eisenbahnbrücke in Wintersdorf kommt Palm ins Schwärmen: „Ich mag so alte Sachen.“

Gute Organisation beim Oldtimer-Meeting: Zur Sicherheit fährt auch immer ein Kfz-Meister mit

Die bunten Auto-Klassiker – darunter etwa ein Ford Mustang, ein Mercedes 190 SL, ein VW Käfer – rollen weiter durch malerische elsässische Örtchen und wilde, gar verwunschen wirkende Landschaften, und der nicht alltägliche Anblick zaubert Passanten und anderen Verkehrsteilnehmern sofort ein Lächeln ins Gesicht, manch einer hebt anerkennend den Daumen.

Auch zwei Pannen können ihm die Freude an seinem Ford F1 nicht nehmen: Matthias Palm.
Auch zwei Pannen können ihm die Freude an seinem Ford F1 nicht nehmen: Matthias Palm. Foto: Natalie Dresler

Palm schätzt die familiäre Atmosphäre und die Ausfahrten des Oldtimer-Meetings sehr, und die „perfekte Organisation“. Für diese ist der Lindauer dann beim ersten Halt am Ouvrage Simserhof nahe Bitsch auch merklich dankbar, als sein Ford Kühlflüssigkeit verliert. Denn ganz hinten in der Kolonne fährt Kfz-Meister Roland Klotter den „Besenwagen“ mit Ersatzteilen und Werkzeug.

Während die Oldtimer-Fans also die geschichtsträchtige Bunkeranlage Maginot-Linie, die vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs von den Franzosen errichtet wurde, besichtigen, kümmert sich Klotter um den Schaden.

Palm kann so im Anschluss die Tour fortsetzen und „das Leben und die Landschaft genießen“, um es in den Worten von Organisator Marc Culas zu sagen.

Das Besondere am Oldtimer-Meeting in Baden-Baden? „Es ist wie eine Familie“, sagt Kay Rickert. Er stammt aus dem Hamburger Raum und kommt immer wieder gerne in die Kurstadt. Diesmal mit seinem Rally, Baujahr 1931.

„Ich war schon immer Fan von Oldtimern“, ruft er bei tosendem Motorknattern. Vier Gänge hat das 91 Jahre alte Auto, beim Schalten kracht es regelrecht.

Rickert fährt den Oldie souverän: mit Schwung in die Kurven, mit Schmackes auf geraden Strecken. Die Füße glühen, so nah wie sie am Motor aufliegen, der ganze Körper hüpft bei Senken und Erhöhungen mit – eine echte Abenteuerfahrt.

40 Oldtimer fahren von Baden-Baden aus die 170 Kilometer durchs Elsass

„Alles, was da drinnen ist, braucht man“, lacht Rickert. Es gebe keinen „Schnickschnack“ am Auto. Und eben das fasziniert ihn auch so sehr daran: die schon damals hochwertige Technik, die auch heute noch weite Strecken ermöglicht.

Ein historischer Zweisitzer: Der Rally mit Baujahr 1931.
Ein historischer Zweisitzer: Der Rally mit Baujahr 1931. Foto: Natalie Dresler

Eine solche hat er im Herbst vor: Über 16 Alpenpässe will er mit seinem Bugatti, Baujahr 1927, vom Genfersee bis ans Mittelmeer fahren und sich damit einen Traum erfüllen.

Eben diese Liebe, die alle 40 Teilnehmenden miteinander verbindet, wird auf den rund 170 Kilometern Ausfahrt deutlich. So ein Oldtimer hat eben Charme, mit all seinen Macken und Herausforderungen. Davon ist Matthias Palm auch dann noch überzeugt, als er bei seiner Rückkehr in den Kurpark die nächste Panne hat: Die Batterie ist leer.

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