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Ausstellung im Alten Dampfhaus

Kunstausstellung in Baden-Baden: Wenn Mode auf Kunst trifft

Mitglieder der Gesellschaft der Freunde junger Kunst stellen in Baden-Baden ihre Bilder und Skulpturen aus. Dabei geht es besonders um einen Bezug zu Mode.

Die Skulptur „Faltung“ des Bildhauers Karl Manfred Rennertz.
Die Skulptur „Faltung“ des Baden-Badener Bildhauers Karl Manfred Rennertz. Foto: Manfred Rennertz

Wenn Kunst und Mode aufeinandertreffen, entsteht dabei eine ganz besondere, kreative Chemie. Von Elsa Schiaparellis Zusammenarbeit mit Salvador Dalí in den 1930er Jahren bis zu Louis Vuittons heutigen künstlerischen Kollaborationen, wie mit Jeff Koon.

Mode ist auch das diesjährige Thema der großen Mitgliederausstellung, zu der die Gesellschaft der Freunde junger Kunst (GFjK) ihre kunstschaffenden Mitglieder in die Ausstellungsräume im Alten Dampfbad auf dem Marktplatz in Baden-Baden eingeladen hat.

Für diese Sommerausstellung waren Künstler der GFjK aufgerufen, den Besuchern ihre aktuellen Werke zu zeigen oder etwas, das speziell zu diesem Anlass geschaffen wurde. Der Kunstverein erwartete freie Arbeiten, die das Thema Mode umkreisen.

Auch Covid hatte Auswirkungen auf Mode und Rituale

Vincenzina Lattuca aus Baden-Baden zum Beispiel hat Mode frei nach ihrer Empfindung interpretiert und ein Bild mit dem Titel „Begrüßung vor und nach Covid“ gemalt.

„Mir ist aufgefallen, dass es seit Covid im Freundes- und Familienkreis aus der Mode gekommen ist, sich herzlich zu umarmen. Dafür ist es, gerade unter den Jüngeren, vielfach in Mode, sich nur noch mit ausgestreckter Faust zu begrüßen“, erklärt sie ihr Werk.

Das Bild „Begrüßung vor und nach Covid“ von Vincenzina Lattuca.
Das Bild „Begrüßung vor und nach Covid“ von Vincenzina Lattuca. Foto: Vincenzina Lattuca

Auch Textilgestaltung war möglich, aber nicht als primäres, ausschließliches Anliegen. Dieser Aufgabe hat sich der Baden-Badener Bildhauer Karl Manfred Rennertz mit seiner Skulptur „Faltung“ gestellt, die er aktuell für die Ausstellung in der Schau-Gießerei des Museums in Hattingen aus Stahl gegossen hat.

„Bei der Arbeit mit bis zu 1.500 Grad heißem, flüssigen Eisen habe ich lieber die Spezialisten der Gießerei an meiner Seite gehabt“, gesteht er. Die Skulptur passe zu textilen Ideen, auch wenn sie einen völlig anderen Materialzusammenhang habe.

„Die Urform war ganz leicht gefunden, indem ich ein starkes Papier mehrfach über die Tischkante gefaltet habe. Ein komplizierter Abformprozess ergab schließlich die jetzige schwebende Skulptur“, so der GFjK-Vorsitzende.

Die Urform war ganz leicht gefunden, indem ich ein starkes Papier mehrfach über die Tischkante gefaltet habe. 
 Karl Manfred Rennertz
Bildhauer aus Baden-Baden

Rund 120 Anmeldungen sind eingegangen, und es wird sicher sehr spannend sein, zu sehen, wie daraus eine Ausstellung entstanden ist, die die Kunstszene des Vereins spiegelt.

Dieses Thema wurde nicht ganz ohne gewisse Hintergedanken gewählt, denn Mode in der heutigen Gesellschaft hat einen enormen Stellenwert. Es liegt quasi in der Luft, ob zum Beispiel die Röcke kürzer oder länger werden, welcher Trend warum gerade jetzt gefragt ist.

Das betrifft auch die Künste, das Denken, jede Form von Ausdruck. „In der Kleidung ist Mode akzeptiert, man lechzt nach neuem Design, wer Kunst und Denken Moden nachsagen will, erzeugt Widerstand, denn Mode kann das doch nicht sein, wenn man vermeintlich Höherem sein Tun widmet“, ist Rennertz überzeugt.

Das In-der-Luft-liegen bezieht sich nicht nur auf die Modetrends, sondern unter anderem auch auf die Kunst, wie die Aussage des Malers Holger Bunk aus Amsterdam beweist.

„Das Thema Mode hat wohl irgendwie in der Luft gelegen, als es die GFjK aufgegriffen hat. Ich habe eigentlich nur meine derzeitige Bilderserie fortsetzen müssen.“

Anlass für seine aktuelle Serie von Malereien sei die Beobachtung gewesen, dass nach und während der Krisen, die uns derzeit beschäftigen und schütteln, viele Menschen ihre Stimmung oder Wahrnehmung in der Mode, in ihrem Äußeren ausdrücken und noch mehr reflektieren, wie man sich gibt und kleidet.

Eleganz könne zum Beispiel eine vorbeugende Reaktion auf Inflations- und Geldnöte sein, ein fröhliches Outfit ein Mittel gegen Kriegsangst und Depression. So zeigt sein Bild „Jack“ für die Ausstellung in Baden-Baden einen elegant gestylten Mann mit betont selbstbewusstem Auftreten.

Das Outfit drück Stimmungen aus

Eine ganz andere Einstellung zu dem Thema hat der Bildhauer und Performance-Künstler Klaus Richter aus Düsseldorf: „Es fasziniert mich, wie schnell künstlerische Ideen in der Mode und deren Präsentationen geklaut und umgesetzt werden.

Was für fulminante Modenschauen, mit zum Teil sehr abgefahrenen Ideen, da läuft die Kunst immer ein bisschen hinterher. Wenn ich die Wahl zwischen der Lektüre einer Modezeitschrift und einem Kunstmagazin hätte, würde ich die Vogue vorziehen.“

Das Bild „Jack“ von Holger Bunk.
Das Bild „Jack“ von Holger Bunk. Foto: Holger Bunk

Man hoffe, Teil einer langen Entwicklung zu sein, möglicherweise gar am Ziel. Die Kunstgeschichte mit ihren oszillierenden Zyklen belehre eines Besseren und mahne zu Bescheidenheit und kritischer Betrachtung.

Und dennoch: Die Ausstellung Mode möchte ganz im Jetzt sein und Freude am Neuen vermitteln, Freude wie am schönen neuen Kleid, Aufmerksamkeit, die zu Diskussionen Anlass bietet. Und die Wirkung sei hoffentlich bestätigend, der Gang ins Atelier nach der Ausstellung besonders schwungvoll.

Service

Die Mitgliederausstellung Mode ist vom 23. Juli bis 17. September 2023 im Alten Dampfbad in Baden-Baden zu sehen. Der Eintritt zur Ausstellung ist frei. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag, 15 bis18 Uhr, Samstag 11 bis 13 Uhr, Sonntag 11 bis 18 Uhr. Die Vernissage ist am Sonntag, 23. Juli, um 11 Uhr geplant.

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