Eine bunte Vielfalt an künstlerischen Techniken und Stilrichtungen erwartet die Besucher einer Ausstellung im Alten Dampfbad mit Arbeiten von 13 aus der Ukraine stammenden Künstlern. Was sie eint, ist weniger die künstlerische Ausrichtung als vielmehr der Wunsch, etwas für Kriegsopfer in der Ukraine zu tun. Deshalb soll der Erlös aus dem Verkauf von Bildern der Ausstellung Krankenhäusern und Kindern in der Ukraine zugutekommen, die ihre Eltern durch den Krieg verloren haben.
„Wir glauben an gute Menschen“, sagt die seit 18 Jahren in Baden-Baden lebende Künstlerin Nataliya Kirbach, die die Ausstellung mit Unterstützung des Kulturbüros der Stadt organisiert hat, und hofft auf gute Verkaufserlöse. Diese sollen dann die betroffenen Kinder in der Ukraine über das Hilfswerk „protect-ukraine.org“ erreichen, denn Nataliya Kirbach ist die deutsche Ansprechpartnerin dieser Organisation.
Ausstellung in Baden-Baden währt nur kurz
Interessenten an den Kunstwerken müssen sich allerdings recht schnell entscheiden, denn die Ausstellung ist nur von kurzer Dauer. Sie ist lediglich bis zum Dienstag, 3. Oktober, täglich von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Andrea Kistner vom Kulturbüro bedauerte bei der Vernissage die kurze Zeit für die Ausstellung, aber alle denkbaren Ausstellungsräume seien derzeit bereits belegt.
Dafür aber biete die Ausstellung fast für jeden Kunstgeschmack etwas. Auch Nataliya Kirbach zeigt einige ihrer Werke. Vor ihrem Umzug nach Deutschland hat sie in der Ukraine Kunst und Design studiert. In Baden-Baden trat sie unter anderem als Kursleiterin in Kinder-Kunstworkshops der Stiftung Museum Frieder Burda in Erscheinung.
Anatoliy Andreienko ist mit einem eindrucksvollen Selbstportrait und Gemälden präsent, die vor allem von Naturerlebnissen geprägt sind. Neben seiner Malerei zeigt der Künstler, der seit 1995 in Deutschland lebt und als Architekt arbeitet, auch zahlreiche Grafiken
Ganz anders geartet sind die Bilder von Pavlo Syrokvasha. Seine Malerei ist angehaucht vom Geist des Symbolismus und des Phantastischen Realismus. Der 64 Jahre alte Künstler aus der Gegend von Kiew hat die Malerei gewissermaßen mit der Muttermilch eingesogen, denn seine Mutter kopierte Werke alter Meister. In Odessa hat er dann auch selbst Kunst studiert. Seine Bilder konnte er in Ausstellungen in ganz Europa mit Erfolg zeigen.
Anastasija Leshchenko aus Charkiw dagegen steht gerade vor dem Abschluss ihres Kunststudiums, sie ist aber bereits Preisträgerin mehrerer ukrainischer Kunstwettbewerbe. In ihren Bildern vereint sie Elemente des Phantastischen Realismus und der Karikatur.
Stasya Lynniks Bilder strahlen Kraft aus
Auch die 29 Jahre alte Stasya Lynnyk ist in Charkiw aufgewachsen. Sie interessiert sich schon immer für alle möglichen Erscheinungsformen von Kunst, egal ob Tanz, Gesang, Malerei oder Literatur. In all diesen Bereichen war sie schon unterwegs. Nach einer IT-Ausbildung kehrte sie zur Kunst als Beruf zurück – aber der Krieg hat alles verändert. Sie wollte gerade ihr Atelier eröffnen, als der Krieg begann und sie zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Schwester floh. Viele ihrer vom Symbolismus inspirierten Bilder strahlen eine spirituelle Kraft aus. Das passt zu dem, was sie mit einem gewissen Trotz über sich, ihre Kunst und ihre Lage sagt: „Der Krieg hat uns viele Hoffnungen, ein normales Leben, ein gewöhnliches Glück und den Alltag genommen, aber der Krieg hat uns nicht unsere Kultur und unsere Liebe zu unserem Land genommen.“
Ljubow Bessarab studiert Mode-Design. Mit digitaler Kunst und auch mit Öl auf Leinwand leben seine Bilder von einer Gegenüberstellung von Mode und Kunst. Er findet es interessant, „die Rolle zu erkunden, die Mode in der bildenden Kunst spielen kann“.
Die Grafikdesignerin Annette Speck ist fest in der Region verwurzelt und hat in ganz Deutschland, aber auch hier schon zahlreiche Ausstellungen bestritten, unter anderem im Kurhaus und im Alten Dampfbad. Die 19 Jahre alte Margarita Kadyhrob ist derzeit ebenso wie Maria Varavina mit dem Abschluss ihres Kunststudiums beschäftigt. Larysa Krokhmalova aus Saporischja dagegen hat mit ihren zugleich dekorativen und extravaganten Bildern bereits viele Preise in Kunstwettbewerben gewonnen. Auf ein bewegtes Leben auch außerhalb der Kunstszene blickt Marichka Shkuro. Sie zeigt ausgesprochen dekorative Arbeiten. Valentyn Shvets aus Kiew ist eigentlich Ingenieur und Architekt. Aber seine Leidenschaft, sagt er, sind Malerei und Grafik.