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Der Rosenneuheitengarten auf dem Beutig in Baden-Baden wartet mit einer in Europa ziemlichen einzigartigen Vielfalt der Königin der Blumen auf.

Rosentage

Baden-Baden, die heimliche Rosenhauptstadt Europas

Baden-Baden gilt als die heimliche Rosenhauptstadt Europas. Der Grundstein dafür wurde vor 70 Jahren gelegt. Damals eröffnete Bundeskanzler Konrad Adenauer die ersten Rosentage. Außerdem wurde er zum Ehrenbürger der Bäderstadt ernannt.
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Vor genau 70 Jahren nahm der Tourismus in Baden-Baden nach dem Zweiten Weltkrieg wieder richtig Fahrt auf. Zehntausende Besucher verfolgten entlang der Straßen einen einzigartigen Rosen-Korso. Zudem empfing die Bäderstadt einen prominenten Gast: den damaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU).

Es war ein Sonntag. Am 13. Juli 1952 eröffnete der Kanzler nicht nur die ersten Rosentage in der Gönner-Anlage. Der Politiker wurde an diesem Tag zudem mit der Ehrenbürgerwürde der Stadt ausgezeichnet. Das Ereignis strahlte weit über Baden-Baden hinaus: Der damalige Südwestfunk übertrug live.

Der Chef der städtischen Parks und Gärten, Markus Brunsing, erinnert an diesem Mittwoch, 13. Juli, bei einer Veranstaltung um 16 Uhr am Josefinenbrunnen in der Gönner-Anlage an der Lichtentaler Allee nahe dem Bertholdbad an den Tag vor sieben Jahrzehnten. Der markiert für ihn ein „Stück Stadtgeschichte“: Es war die erste Großveranstaltung in der Stadt nach dem Krieg.

Park-Chef führt Rosenfreunde durch Anlage

Bei einem Rundgang wird Brunsing die Teilnehmer nicht nur an seinem Fachwissen über die „Königen der Blumen“ teilhaben lassen. Der Garten-Kenner wird auch historische Fotos aus dem Bestand des Stadtarchivs zeigen. Die Teilnahme ist nach Angaben der Stadtverwaltung kostenlos, eine Anmeldung nicht erforderlich.

„Nach dem Krieg stand man vor der Frage, wie man wieder Farbe, Internationalität und Leben nach Baden-Baden bringt“, betont der Leiter des Fachgebiets Park und Garten der Bäderstadt.

Konrad Adenauer war vor 70 Jahren, am 13. Juli 1952, bei der Eröffnung der Rosentage in der Gönneranlage in Baden-Baden.
Prominenter Gast: Konrad Adenauer war vor 70 Jahren, am 13. Juli 1952, bei der Eröffnung der Rosentage in der Gönneranlage in Baden-Baden. Foto: Repro: Christiane Krause-Dimmock

Aus einer Idee entwickelten Vertreter der Stadt und der Kurbetriebe ein großes Projekt rund um die „Königin der Blumen“. Neben einer großen Rosenausstellung gab es einen Rosen-Ball, Rosen-Konzerte, Rosen-Theater und den absoluten Publikumsmagneten: den Rosen-Korso.

Eine international besetzte Jury wählte zudem die schönsten Rosen. Das war die Geburtsstunde des international renommierten Baden-Badener Rosenneuheitenwettbewerbs. Dass der Kanzler mit dabei war, kam nicht von ungefähr. „Bundeskanzler Adenauer war von Rosen begeistert“, weiß Brunsing.

Der Wettbewerb und die Zeit der Rosenblüte ist für den Leiter des städtischen Fachgebiets Park und Garten und für sein Team trotz vieler Höhepunkte im Gartenjahr noch immer „das wichtigste Ereignis“. Wenn er davon spricht, sind seine leuchtenden Augen unübersehbar. „Wir sind uns bewusst, dass das was ganz Besonderes ist“, schwärmt Brunsing.

Wieder Mondkino im Rosengarten

Auch die Rosen-Konzerte der Baden-Badener Philharmonie sind unter Klassik-Freunden wegen der besonderen Atmosphäre aufgrund der einzigartigen Lage des Rosenneuheitengartens mit wunderbarer Aussicht längst mehr als nur ein Geheimtipp. Mit dem Mond-Kino gibt es im Rosengarten inzwischen noch ein weiteres Zugpferd. In diesem Jahr vom 4. bis 28. August.

Mit den Rosen-Veranstaltungen vor 70 Jahren legte Baden-Baden den Grundstein für einen Titel, der nie offiziell verliehen wurde, aber immer wieder Erwähnung findet: Die inzwischen mit dem Welterbe-Titel dekorierte einstige Sommerhauptstadt Europas gilt als heimliche Rosenhauptstadt Europas.

Markus Brunsing leitet den Fachbereich Park und Garten der Stadtverwaltung Baden-Baden. Hier schaut er sich ein Beet im Rosenneuheitengarten auf dem Beutig an.
Experte für Grünes: Markus Brunsing leitet den Fachbereich Park und Garten der Stadtverwaltung Baden-Baden. Hier schaut er sich ein Beet im Rosenneuheitengarten auf dem Beutig an. Foto: Bernd Kamleitner (Archiv)

Damals war Gartenbaudirektor Walter Rieger (1909-1984) im Amt. In seiner Regie erfolgten außerdem die großzügigen Rhododendron-Pflanzungen im Stadtgebiet. Auch nach seiner Pensionierung zum 1. September 1970 blieb er Baden-Baden treu.

Brunsing hat recherchiert, dass unter Rieger in der Gönner-Anlage beim Bertholdbad im ersten Jahr schon so viele Rosen gepflanzt worden waren, dass Neue für den Wettbewerb im folgenden Jahr gar keinen Platz mehr hatten. Deshalb „wanderte“ der Wettbewerb auf das Areal auf dem Beutig.

Der Rosenneuheitengarten in seiner heutigen Form entstand allerdings erst unter Brunsings Vorgänger Bernd Weigel anlässlich der Landesgartenschau in Baden-Baden im Jahr 1981. Bis dahin wurden die Rosen auf einem Gelände der Kurgärtnerei von den Experten begutachtet. Diese Fläche, so Brunsing, war unterhalb der heutigen Konzertarena des Rosenneuheitengartens.

Die Gönner-Anlage an der Lichtentaler Allee in Baden-Baden aus der Vogelperspektive.
Einer der schönsten Gärten der Stadt: Die Gönner-Anlage an der Lichtentaler Allee in Baden-Baden aus der Vogelperspektive. Im Rosarium stehen etwa 10.000 Rosenstöcke. Foto: Bernd Kamleitner

Adenauer (1876-1967) fühlte sich eng mit der Bäderstadt verbunden. Davon zeugen zahlreiche Besuche an der Oos. Mit dem früheren Oberbürgermeister Ernst Schlapper soll seit dem Jahr 1947 sogar eine Freundschaft bestanden haben, ist überliefert.

Adenauer lobte Baden-Baden als Juwel

Bei seiner Ernennung zum Ehrenbürger vor 70 Jahren lobte der Kanzler die Stadt in den höchsten Tönen. Adenauer sprach im Zusammenhang mit Baden-Baden von einem „Juwel Deutschlands“. Mit dem französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle legte er am 15. Februar 1962 bei einem Treffen in Brenners Parkhotel in Baden-Baden auch den Grundstein für die europäische Gemeinschaft.

Knapp ein Jahr später, am 22. Januar 1963, unterzeichneten Adenauer und de Gaulle dann im Pariser Élysée-Palast eine „Gemeinsame Erklärung“ und den „Vertrag über die deutsch-französische Zusammenarbeit“ - besser bekannt als Élysée-Vertrag. Dieses Abkommen sollte die Aussöhnung zwischen Deutschland und Frankreich nach dem Zweiten Weltkrieg besiegeln.

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