Die Ansteckungszahlen gehen deutlich nach oben, auch in Nord- und Mittelbaden. In Baden-Baden drohen gar strenge Einschränkungen, weil dort am Donnerstag erstmals der Grenzwert von 50 Infektionen pro 100.000 Einwohnern überschritten wurde.
Am Donnerstagabend arbeitete das Gesundheitsamt Rastatt noch an einem konsequenten Beschränkungskonzept für Baden-Baden.
Baden-Baden erreicht Inzidenzwert von 61,55
Bislang hatte man die Entwicklung als nicht ganz so kritisch erachtet, da Baden-Baden gemeinsam mit dem Landkreis Rastatt im Zuständigkeitsbereich des Gesundheitsamtes Rastatt liegt. Die hohen Werte aus Baden-Baden wurden regelmäßig durch moderatere Ansteckungswerte des Landkreises Rastatt statistisch ausgeglichen.
Der bislang geltende Inzidenzwert resultierte aus der Kombination der beiden Zahlen. Im Landkreis liegt er aktuell bei 21,9, sodass sich ein kombinierter Wert von 29,6 ergibt, der unter der Vorwarnstufe von 35 liegt.
Bislang noch keine Allgemeinverfügung erlassen
Die Baden-Badener Stadtverwaltung hat bislang darauf verwiesen, dass sie nach einer Landesverordnung erst dann mit Allgemeinverfügungen reagieren könne, wenn dieser für den Stadt- und Landkreis gemeinsam ermittelte Wert überschritten sei.
Nun aber hat man sich in Stuttgart offensichtlich an eine Infektionsschutzgesetz-Zuständigkeitsverordnung aus dem vergangenen Mai erinnert. Seit Donnerstag legt man Wert darauf, dass bei den Grenzwerten nicht auf die Amtsbezirke der Gesundheitsämter sondern auf die realen Kreisgrenzen geachtet wird.
Auch in der Ortenau steigen die Zahlen deutlich
Dies kann auch Bedeutung für die Stadt und den Landkreis Karlsruhe sowie Pforzheim und den Enzkreis haben. Allerdings ist man dort noch weit von den Baden-Badener Werten entfernt. In Karlsruhe selbst liegt der Inzidenz-Wert derzeit bei 21,1, im Landkreis Karlsruhe bei 16,6.
Pforzheim ging Anfang der Woche wie Baden-Baden auf einen Wert um die 50 zu, liegt aber inzwischen mit 34,9 sogar knapp unter dem Vorwarnwert von 35. Deutlich höhere Zahlen meldet der Landkreis Ortenau. Dort liegt der Inzidenz-Wert inzwischen bei 49,5 Infizierten je 100.000 Einwohnern und damit schon sehr eng am Grenzwert.
Als Erklärung für die deutlich erhöhten Fallzahlen wird immer auch ein erhöhte Zahl von Corona-Tests angeführt. Liegt der neuerliche Anstieg der Fallzahlen womöglich daran, weil viel mehr getestet wird als noch zu Beginn der Corona-Pandemie? Schließlich liegt die Zahl der Tests gegenwärtig etwa drei Mal so hoch wie noch im März, nämlich bei etwas mehr als einer Million pro Woche.
Zahlen steigen trotz stagnierender Tests
Das Robert-Koch-Institut (RKI) merkt tatsächlich an, dass eine Ausweitung der Testindikationen erwartungsgemäß zu einem Anstieg der Fallzahlen führe. Die Behörde schreibt aber auch: „Das heißt nicht, dass umgekehrt die beobachteten steigenden Fallzahlen nur mit dem vermehrten Testaufkommen zu erklären wären.”
Das zeigen auch die Daten der Neuinfektionen der vergangenen Wochen. Da wurden mit mehr Tests sogar weniger Neuinfektionen entdeckt.
Seitdem bleibt die Anzahl der Tests ab er konstant um die 1,1 Millionen pro Woche. Für die Infektionszahlen heißt das: Wären sie allein von der Anzahl der Tests abhängig, müssten sie ebenfalls relativ konstant bleiben.
Tatsächlich gibt es aber mehr positive Testergebnisse: In der Woche vom 7. bis 14. Oktober verzeichnete das RKI rund 26.000 Positivmeldungen, eine Woche zuvor waren es noch rund 15.500. Die Positivrate, also der Anteil der positiven Tests an den Tests insgesamt, stieg Woche für Woche von 0,84 in Kalenderwoche 34 auf 2,48 in der vergangenen Woche.