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Biozid gegen Plagegeister

Baden-Baden bekämpft Eichenprozessionsspinner

Die Stadt Baden-Baden hat eine Fachfirma beauftragt die Larven des Eichenprozessionsspinners im Frühstadium zu bekämpfen. Die haarigen Raupen können für den Menschen gefährlich werden. Die Stadt setzt auf Vorbeugung.

Der Eichenprozessionsspinner breitet sich aus. Hier ein Exemplar mit langen Brennhaaren, die für Mensch und Tier gefährlich werden können.
Die hoch aufragenden Brennhaare des Eichenprozessionsspinners können für den Menschen gefährlich werden. Foto: David Ebener/dpa

Die Raupen des Eichenprozessionsspinners mit ihren hoch aufragenden Haaren sehen zwar possierlich aus, wenn sie an ihren „Lieblingsbäumen“ wie bei einer feierlichen Prozession im Gänsemarsch hintereinander herlaufen.

Doch erfreut über ihr Auftauchen ist in Baden-Baden niemand. Denn die Brennhaare der Raupen können beim Menschen allergische Reaktionen in Form von Juckreiz, Ausschlag und Atemproblemen hervorrufen.

„Zum Schutz der Bevölkerung werden sie dort bekämpft, wo sie eine Gefahr für den Menschen darstellen“, berichtet Markus Brunsing, Leiter des städtischen Fachgebiets Park und Garten. „Seit 2005 beauftragen wir verschiedene Fachfirmen, die es anfangs mit dem Absaugen oder Abflammen der Gespinstnester versucht haben.“

Stadt bekämpft Eichenprozessionsspinner schon seit 2005

Von diesen Methoden sei man aber wegen der erhöhten Brandgefahr und der stärkeren Gefährdung der Schädlingsbekämpfer abgekommen. „Seit 2010 setzen wir auf eine vorbeugende Bekämpfung ab dem Zeitpunkt, wo die Raupen schlüpfen und die Eichenblätter austreiben.“ Das sei je nach Temperaturverlauf Ende April/Anfang Mai der Fall.

Bei der ersten Spritzung habe eine erfahrene Fachfirma 175 Eichen in Balg, Oos, Haueneberstein, Sandweier und am Annaberg mit einem Biozid besprüht. Ein weiterer Einsatz erfolge in den nächsten Tagen. Verwendet werde seit 2016 ein biologisches Präparat mit Wirkstoffen des Niembaumes (Neem). Zuvor sei ab 2010 ein biologisches Insektizid auf Basis des Bakteriums Bacillus thuringiensis benutzt worden.

Biologisches Präparat für Menschen unbedenklich

Die Präparate würden mit einem großen Gebläse von unten in die frischen Blätter der Wirtsbäume geblasen. Beide Mittel seien für Mensch und Tier unbedenklich. „Sie verhindern die Vermehrung der Prozessionsspinner bereits im frühen Larvenstadium. Die Raupen sterben ab, bevor sie im dritten Lebensstadium ihre für den Menschen gefährlichen Brennhaare ausgebildet haben“, erklärt der Gartenamtsleiter.

Die Raupen fressen seinen Angaben zufolge fast nur Eichenblätter. Als wärmeliebende Art bevorzuge der Falter zur Eiablage freistehende Bäume an sonnigen und warmen Standorten. Problematisch sei der Befall aber nicht der Bäume wegen. „Denn die Schäden sind meist nicht so gravierend, dass die Eichen deswegen absterben“.

Hauptvorkommen der Raupen im Westen von Baden-Baden

Das eigentliche Problem sei ihr Auftreten an Waldrändern, öffentlichen Wegen, Schulen, Kindertagesstätten, Parkanlagen, Spiel- oder Sportplätzen. Also überall dort, wo sich Menschen aufhalten und mit den stark reizenden Haaren in Kontakt kommen können. Im dichten Wald komme der Prozessionsspinner seltener vor.

Richtung Schwarzwald hoch sind mir keine Vorkommen bekannt.
Markus Brunsing, Fachgebietsleiter Park

„Richtung Schwarzwald hoch sind mir keine Vorkommen bekannt, aber dafür eben im Westen von Baden-Baden“, sagt Brunsing, der den Eindruck hat, dass die Bestände durch die Bekämpfung abgenommen haben. „Dort, wo die Falter auftreten können, pflanzen wir vorbeugend erst gar keine Eichen.“

Forstamtsleiter Thomas Hauck berichtet, dass es auch im Stadtwald Vorkommen gebe. Begünstigt durch den Klimawandel, verbreite sich der Falter zunehmend in Baden-Württemberg. Forstwirtschaftlich sei er von eher geringer Bedeutung, da es selten zum Kahlfraß ganzer Bestände komme.

Allergische Reaktionen durch Brennhaare der Raupe

Werden die Raupen nicht vorbeugend bekämpft, bilden sie ihre fast unsichtbaren, mit Widerhaken ausgestatteten Brennhaare aus und bauen ihre mit feinen Härchen angereicherten Nester. Die Härchen sind so leicht, dass sie auch mit dem Wind umherfliegen.

„Bei Berührung können die Haare, die das Eiweißgift Thaumetopein enthalten, in die Haut eindringen und sich dort verhaken“, erklärt die Baden-Badener Hautärztin Kathrine Kaiser. „Starker Juckreiz und Hautreaktionen in Form von lokalen Rötungen, Papeln oder nesselsuchtartigen Quaddeln sind mögliche Symptome, die einige Tage anhalten. Man spricht dann von einer Raupenhaar-Dermatitis.“

Gelangen die Haare in die Augen, könne es auch dort zu Rötungen, Entzündungen und Schwellungen der Augenlider kommen. Beim Einatmen von Haaren würden überdies die Atemwege gereizt. Dies könne Husten, asthmaartige Symptome, Atemnot und in einzelnen Fällen sogar einen allergischen Schock zur Folge haben.

Die Dermatologin empfiehlt als Vorsichtsmaßnahmen nach Kontakt mit Raupenhaaren sofortigen Kleiderwechsel, Duschbad und das Waschen der Kleidung. Treten die genannten Symptome auf, sollte auf jeden Fall ein Facharzt aufgesucht werden.

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