Zu den berühmten Sommergästen in Baden-Baden zählt auch der Schriftsteller Fjodor Dostojewski, der an der Oos wegen seiner ungezügelten Spielsucht bekannt wurde, die ihm als Vorlage und Inspiration für seine Romane diente.
Im Jahr 1863 kam der Russe zum ersten Mal nach Baden-Baden, wo er sich von seinem Aufenthalt in einem Straflager in Sibirien erholte. Er fand Gefallen am Glücksspiel, verlor haushoch und schrieb seine Erfahrungen in seiner Erzählung „Der Spieler“ nieder.
Der zweite Aufenthalt des Dichters im Jahr 1867 war sowohl eine Hochzeitsreise als auch eine Flucht vor Gläubigern. Somit kam er nicht für die Sommerfrische oder gar zur Kur. Der Schriftsteller, der zu dieser Zeit noch wenig bekannt war, erhoffte sich gute Gewinne in der Spielbank. Er war der Meinung, er hätte ein unfehlbares System entdeckt.
Turgenev und Dostojewski hegen Abneigung gegeneinander
In Baden-Baden lernte Fjodor Dostojewski seinen Landsmann und Schriftstellerkollegen Iwan Turgenev kennen. Die beiden Männer hegten eine Abneigung gegeneinander.
Ivan Turgenev verachtete Fjodor Dostojewski wegen seiner Spielsucht, obwohl er ihm im Casino einmal aushalf. Dieser wiederum soll über Ivan Turgenev geschrieben haben, dass er ihn wegen „seiner Kriecherei vor den Deutschen und seines Hasses gegen die Russen“ nicht ausstehen könne.
Fjodor Dostojewski und seine Frau Anna Grigorjewa nahmen sich zwei Zimmer über einer Schmiedewerkstatt im Bäderviertel. Eine Kupfer-Büste an einem dort später entstandenen Haus in der Bäderstraße 22 erinnert heute an den Schreiber und sein Buch „Der Spieler“.
Sein Aufenthalt war das Gegenteil zu der Erfahrung, die viele seiner Landsleute an der Oos machten. Baden-Baden galt als Sommerresidenz Europas.
Der Dichter und seine Frau leben ärmlich in Baden-Baden
Künstler, Adel und gekrönte Häupter trafen sich beim Konversationshaus, kurten und genossen das exzellente kulturelle Angebot.
Sie logierten in guten Hotels und trafen sich im Kurgarten zum Plausch oder zu Gesellschaften in großen Palais und gingen auf die Jagd. Der Schriftsteller und seine Frau jedoch lebten ärmlich in der Kurstadt.
Fjodor Dostojewski hatte vor, im Casino eine große Summe zu gewinnen, um seine Schulden zahlen zu können. Zuerst schien der Plan aufzugehen, er gewann, dann allerdings verspielte er wie im Rausch alles wieder.
Sogar den Schmuck und die Kleider seiner Frau musste er versetzen. Bei einem Freund lieh er sich schließlich 500 Rubel, damit er aus Baden-Baden fliehen konnte.
Der Autor ist dem Glücksspiel verfallen
Er schrieb daraufhin an einen Freund, dass ihm die Kurstadt „zur Hölle“ geworden war. Der Brief schildert, wie sehr er selbst zum Spieler geworden und dem Glücksspiel verfallen war und nicht aufhören konnte. Der Roman „Der Idiot“ entstand aus dieser Erfahrung heraus.
Was man hier für Spitzbuben und Gaunern begegnet! Ein garstig Volk, weit unanständiger und schlimmer als unsre.Fjodor Dostojewski, Schriftsteller
Fjodor Dostojewski machte seinem Ärger über seine Verluste in der Spielbank deutlich Luft. „Was man hier für Spitzbuben und Gaunern begegnet! Ein garstig Volk, weit unanständiger und schlimmer als unsre; und dass es unvergleichlich dümmer ist, daran kann natürlich schon gar kein Zweifel bestehen!“, soll er auf die Deutschen allgemein und die Kurstädter im Besonderen geschimpft haben.
Eine Skulptur erinnert an Dostojewski
Im Jahr 2004 stifteten die Zenit-Bank Moskau, der SET Select Energy Hamburg sowie Thure von Wahl, Igor Ayanesjan und Alexej Sokolov der Stadt Baden-Baden eine 2,80 Meter große Bronze-Skulptur von Fjodor Dostojewski. Sie steht im Rotenbachtal auf dem „Platz der badischen Revolution“ und wurde von dem Moskauer Künstler Leonid Baranov geschaffen.
Der Schriftsteller, der hinab Richtung Innenstadt und Casino blickt, ist barfuß auf einer Weltkugel dargestellt, die Ärmel seines Mantels sind zu kurz, es fehlen Strümpfe und Schuhe.