Sie heißen Sergej und Sam, sind dick mit Muskeln bepackt und bewachen im Team Baden-Badens Ehrenbürger Tony Marshall. Genau genommen seinen „MiniMe“.
Der saß mehrere Wochen auf einem Handlauf und blickte von dort auf die Lange Straße hinunter. Platziert hatte ihn dort die Yarn Bombing-Künstlerin Elke Hahn. Nach Fotos häkelt sie prominente Personen aber auch oft Figuren von am Rand der Gesellschaft stehenden Menschen, um auf sanfte aber doch kritische Weise das soziale Ungleichgewicht anzuprangern.
Eine Tätigkeit, die der Verwaltungsfachfrau zwischenzeitlich längst TV-Ruhm eingebracht hat. Als sie eine Einladung vom SWR bekam, brachte sie auch den Tony mit und bereicherte mit diesem Statement in Sachen Streetart das Straßenbild in der Fußgängerzone.
Rettungsaktion nach „Attentat“ auf Marshall-Puppe

Ein paar Wochen später fiel die Figur allerdings einem „Attentat“ zum Opfer. Bestürzte Nachbarn setzten die Urheberin aus Leinfelden-Echterdingen davon in Kenntnis und schickten ihr die wollenen Überreste per Post zurück. „Den kann man retten“, lautete das fachfrauliche Urteil.
Elke Hahn machte sich ans Werk und zauberte mit Wolle und Nadel auch gleich die eingangs erwähnten Bodyguards. Dass der eine helle und der andere dunkle Haut hat, hängt wiederum mit den Statements zusammen, die sie mit ihren Installationen setzt. „Das lag mir sehr am Herzen.“ Wichtig ist aber auch, dass er zurück ist, der Tony. „Jetzt sitzt er wieder. Mal sehen wie lange.“
Dass ihre Werke zuweilen wieder aus dem Straßenbild verschwinden, ist sie gewohnt. Die Gründe kennt sie nicht. Und meist gibt es auch kein Wiedersehen.
Yarn Bombing-Künstlerin erstrickte schon einen Weltrekord
Entmutigen lässt sie sich davon allerdings nicht. In der Schweiz hat sie etwa ein 30 Meter langes Brückengeländer mit einer 40-köpfigen Figurenkette bestückt, was ihr einen Weltrekord und der Schweiz ein zusätzliches Verkehrsschild einbrachte. „Weil so viele Autofahrer ihre Fahrzeuge stoppte, wurde dort ein Hinweis installiert, dass im Schritttempo zu fahren ist.“
Für den Rekord hat sie für eine Messe Figuren wie Garfield, die Blues Brothers, Trump oder Merkel gehäkelt, die man auf Straßenpfosten setzen kann. „Für den Weltrekord habe ich 111 Figuren gehäkelt. Dafür habe ich 222 Wollknäule gebraucht. In der Länge gesehen ist das eine Strecke von circa 30 Kilometer.“
Die nächste Station heißt übrigens Mexico-City. „Ich habe eine Einladung für eine Ausstellung bekommen“, berichtet sie von ihrem jüngsten Erfolg, den sie wohl ihrem Instagram-Auftritt zu verdanken hat. „Wenn es sich irgendwie machen lässt, dann lasse ich meine Figuren nicht alleine dorthin fliegen“, hofft sie gemeinsam mit ihnen reisen zu können.