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Journalismus zeigt Gesicht

Baden-Baden: „Leo“-Umbau wird zum Thriller

In Zeiten von Falschmeldungen und erstarkendem Rechtspopulismus ist das Vertrauen der Menschen in unabhängige Berichterstattung sehr wichtig – gerade auch im Lokalen. In der Kampagne „Journalismus zeigt Gesicht“ werden ausgewählte Journalisten vorgestellt, die direkt vor Ort im Einsatz sind – wie Michael Rudolphi.

Dauerthema: Michael Rudolphi, stellvertretender Leiter der BNN-Redaktion Baden-Baden, begleitet über Jahre hinweg die Sanierung und Neugestaltung des Leopoldsplatzes.
Dauerthema: Michael Rudolphi, stellvertretender Leiter der BNN-Redaktion Baden-Baden, begleitet über Jahre hinweg die Sanierung und Neugestaltung des Leopoldsplatzes. Foto: Schultes

Von wegen öde, langweilig und uninteressant – mitunter entwickeln kommunalpolitische Themen sich zu einem spannenden Thriller. Beispiel Leopoldsplatz: Korruption, Vorteilsnahme, Preisabsprachen, Firmen-Durchsuchungen und Gerichtsprozesse – die Neugestaltung des zentralen Platzes in der Baden-Badener Innenstadt gleicht über weite Strecken einem Krimi.

350 Artikel über Großbaustelle Leopoldsplatz

Kein anderes Thema der zurückliegenden Jahre beherrscht die Schlagzeilen der Baden-Badener BNN-Lokalausgabe so wie das Geschehen rund um diese Großbaustelle. Ein Blick ins Archiv zeigt: Von 2016 bis 2019 erscheinen über 350 Artikel zum „Leo“. Allein in den Jahren 2017 und 2018 sind es jeweils etwa 120 Berichte – im Schnitt mehr als zwei pro Woche.

Die Leo-Sanierung ist zweifellos das mit Abstand größte und komplexeste Bauvorhaben in der jüngeren Geschichte Baden-Badens. Das stellt auch die Lokalredaktion vor die bislang unbekannte Herausforderung, dieses Projekt über einen solch langen Zeitraum kontinuierlich zu begleiten.

BNN machen ausufernde Kosten publik

Als Chronisten, Reporter, Kritiker sind die Redakteure aktive Beobachter – von den ersten Ideen, die das Rathaus dem Gemeinderat präsentiert, bis zur Eröffnungsfeier für den neu gestalteten Platz im April 2019. Der Krimi beginnt, als sich Ende 2016, wenige Monate nach Baubeginn, abzeichnet, dass die Kosten massiv aus dem Ruder laufen, was die BNN publik machen.

Kurz darauf keimt der Verdacht, bei der Auftragsvergabe für den ersten Bauabschnitt sei nicht alles mit rechten Dingen zugegangen. Der Vorwurf, zwei Bau-Unternehmen hätten illegal Preise abgesprochen, steht im Raum.

Die Lokalredaktion hakt nach, hinterfragt, kritisiert, lässt nicht locker und rückt denen auf den Pelz, die Verantwortung haben und etwas zu sagen haben. Die BNN bleiben am Ball, berichten über Durchsuchungen von Firmenräumen und die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft.

Gespräch mit BNN-Redakteur wird heimlich aufgezeichnet

Bei ihrer Recherche wird die Redaktion selbst Opfer krimineller Machenschaften: Ein Bau-Unternehmer, der ins Visier der Polizei gerät, zeichnet heimlich und verbotener Weise ein Gespräch mit einem Redakteur auf.

Monate nach der Fertigstellung des Leopoldsplatzes bestätigt sich der Verdacht dann: Das Amtsgericht Baden-Baden erlässt gegen den Firmen-Chef einen Strafbefehl wegen Anstiftung zur gesetzeswidrigen Preisabsprache. Es setzt die gegen der Unternehmer verhängte Freiheitsstrafe von zehn Monaten zur Bewährung aus.

Die kritische Begleitung des Leo-Themas erfordert Mut und Rückgrat. Dabei geht es nicht um Selbstzweck, sondern um das Wohl der Menschen in der Stadt, denen die BNN verpflichtet sind.

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