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Lockdown bei Meetings

Baden-Baden möchte das lahmgelegte Kongressgeschäft mit neuen Ideen beleben

Im Kongresshaus herrscht aufgrund der Corona-Krise seit Monaten Flaute. Die Stadt möchte nun mit neuen pandemiekonformen Konzepten die Kunden überzeugen.

Kongresshaus Baden-Baden am Augustaplatz
Kein Betrieb: Das Kongresshaus am Augustaplatz wartet auf Kunden. Ob diese im Herbst kommen werden, ist derzeit angesichts der aktuellen Corona-Verordnung ungewiss. Foto: Michael Rudolphi

Im Geschäft mit Tagungen und Meetings läuft seit Monaten so gut wie nichts. Das Kongresshaus ist regelrecht leergefegt. Der Gemeinderat nutzte einen Saal für zwei Sitzungen, weil sich dort die Abstandsregeln besser einhalten lassen. „Außerdem hatten wir etwa zehn kleine Veranstaltungen mit ganz wenigen Teilnehmern”, berichtet Nora Waggershauser, die Geschäftsführerin der Kongresshaus Baden-Baden Betriebsgesellschaft, auf Nachfrage unserer Redaktion. Diese Mini-Tagungen waren jedoch kein Ersatz für die großen Messen, die aufgrund der Corona-Pandemie ausgefallen sind.

Ob das Geschäft im Herbst anziehen wird, ist nicht sicher

Ob es nach dem Lockdown im Spätsommer und Frühherbst wieder richtig losgehen wird, ist keineswegs sicher. Das liegt unter anderem an der Corona-Verordnung des Landes. Falls die Regierung keine neuen Vorgaben macht, tritt ab September wieder die frühere Verordnung in Kraft, die nur Veranstaltungen bis zu 500 Teilnehmern gestattet.

„Fürs Herbstgeschäft ist uns damit nicht geholfen. Das wird auf jeden Fall schwierig und im Grunde ist es dafür schon zu spät”, versichert Waggershauser. Grund: Viele Kunden haben sich mit ihren Buchungen lange geduldet. Sie planen jetzt und brauchen dafür Gewissheit, zumal die Vorbereitung Geld kostet.

„Wir schauen mit großer Sorge auf die kommenden Wochen”, räumt die Kongress-Chefin ein. Die Kunden würden grundsätzlich gerne nach Baden-Baden kommen. Das geforderte Hygiene-Konzept sei kein Problem, genauso wenig wie das Tragen von Masken.

Einen Kongress in dieser Größe gibt es einfach nicht.
Nora Waggershauer, Kongresshaus-Geschäftsführerin

Schwierig sei es hingegen mit den Abstandsregeln. Nach diesen Auflagen sind im Kongresshaus nur 100 Menschen erlaubt. „Aber einen Kongress in dieser Größe gibt es einfach nicht”, beteuert Waggershauser.

Rückversicherer mit rund 3.000 Teilnehmern kommen nicht an die Oos

Diese Unsicherheit war mit ausschlaggebend, warum die Baden-Baden Kur & Tourismus GmbH (BBT) das Branchen-Treffen der Rückversicherer, das Ende Oktober vorgesehen war, abgesagt hat.

Nora Waggershauser, Geschäftsführerin der Kongresshaus Baden-Baden Betriebsgesellschaft und der Baden-Baden Kur & Tourismus GmbH.
Offen für neue Formate: Kongresshaus-Chefin Nora Waggershauser möchte verhindern, dass große Tagungen aus Baden-Baden abwandern. Foto: Alexander Fischer

Dieses Meeting bringt normaler Weise Jahr für Jahr etwa 3.000 Teilnehmer aus aller Welt an die Oos. Die BBT habe bis zuletzt intensiv an diversen Veranstaltungs-Konzepten gearbeitet und gehofft, diese Tagung ausrichten zu können, versichert die Kongress-Chefin.

Die Organisatoren haben sich dafür sogar ein eigenes Modell ausgedacht — eine sogenannte Hybrid-Veranstaltung. „Wer kommen will, kommt. Den Rest schalten wir zu”, skizziert Waggershauser die Idee.

Ich wehre mich gegen komplett digitale Kongresse, weil wir die Gäste ja nach Baden-Baden holen wollen.
Nora Waggershauer, Kongresshaus-Geschäftsführerin

Alle Beteiligten seien sich einig, dass es möglich gewesen wäre, das Ganze pandemiekonform auf die Beine zu stellen. Das Treffen sei dann aber geplatzt, weil für Teilnehmer aus vielen Schlüsselländern, etwa aus Fernost, Reisebeschränkungen gälten. Zudem untersagten viele Firmen aus Europa ihren Beschäftigten nach wie vor, an Meetings teilzunehmen oder auf Geschäftsreisen zu gehen.

Das Treffen hätte zwar auch online stattfinden können. „Ich wehre mich aber gegen komplett digitale Kongresse, weil wir die Gäste ja nach Baden-Baden holen wollen”, erläutert Waggershauser.

Hybrid-Veranstaltungen sind das Modell für die nächsten Jahre

Die Kongress-Chefin setzt deshalb auf Hybrid-Formen, von denen sie sich für die Zukunft einiges verspricht. „Die Rückversicherer hätten dafür unser Pilot sein sollen”, bekräftigt sie.

Trotz der Absage möchte sie an diesem innovativen Modell festhalten. „Hybrid ist ein Konzept für das nächste Jahr. Es ist wichtig, die Kongresse beieinander zu halten.” Ihr Ziel ist es, die großen Messen auf längere Sicht in Baden-Baden zu halten. „Sonst zerfasert sich das.”

Zudem möchte die Geschäftsführerin mit einem schlüssigen Konzept verhindern, dass Kunden in Bundesländer abwandern, in denen die Corona-Auflagen weniger streng sind. Für sie ist deshalb vorrangig, eine Form zu finden, bei der der Kunde sich nicht entscheiden muss: ob komplett präsent, rein digital oder hybrid.

Das gebe ihm die Sicherheit zu wissen, die Veranstaltung finde statt, egal wie viele Teilnehmer anwesend seien. „Wir wollen im Kongresshaus innovativ sein und künftig verstärkt solche Plattformen bieten”, bekräftigt Waggershauser. Sie kämpfe um jeden Kongress. Dennoch bleibe die Situation schwierig und es gelte daher abzuwarten. „Da entscheidet sich jetzt jeden Tag ganz viel.”

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