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Ansturm bleibt aus

Baden-Baden öffnet wieder für Besucher: Gemischte Gefühle bei Kunden und Händlern

Baden-Baden lebt stark vom Tourismus. In der Coronakrise könnten die Gäste von außerhalb allerdings zum Problem werden. Die Bäderstadt lockt seit Montag mit offenen Ladentüren. Passanten und Händler haben dabei gemischte Gefühle.

Eine Frau schlendert mit einer Einkaufstüte durch Baden-Baden.
Mit Freude: Die Baden-Badener Passanten nutzen die offenen Ladentüren und kaufen ein. Dabei achten die meisten von ihnen auch an der frischen Luft auf die Maskenpflicht. Foto: Sidney-Marie Schiefer

In Baden-Baden dürfen die Geschäfte wieder öffnen und Laufkundschaft empfangen, damit ist die Bäderstadt quasi eine Einkaufsinsel im umgebenden Landkreis Rastatt. Für viele Ladeninhaber kam die Wiedereröffnung überraschend. Nicole Rauchenberger vom Geschenkeladen „Party. Event. Macher“ in der Shopping Cité erklärt, dass sie erst am Sonntag von dem Neustart erfahren habe. Deswegen sei sie am ersten Öffnungstag mit ihrem Team noch mit dem Einscannen ihrer Produkte beschäftigt.

Zwei Verkäuferinnen arbeiten an einer Auslage.
Überrascht: Im Geschenkeladen „Party. Event. Macher.“ in der Shopping Cité sind die Verkäuferinnen noch mit dem Scannen der Artikel beschäftigt. Foto: Sidney-Marie Schiefer

Außergewöhnlich viele Kunden habe sie bisher ohnehin nicht gehabt. Sie sagt: „Es gibt viele Branchen, bei denen die Leute meinen, die machen nun auch große Geschäfte, die jetzt aber noch hinten über fallen.“ Rauchenberger geht außerdem sehr vorsichtig mit dem Neustart um. Sie befürchtet, dass die Stadt mit zusätzlichen Corona-Fällen überschwemmt werden könnte.

Auf der anderen Seite der Shopping Cité geht es etwas geschäftiger zu. Im Modeladen Only war am Morgen mehr los als an einem gewöhnlichen Montag, meint die Filialleiterin Jennifer Ahmetaj. Sie ergänzt jedoch: „Ich persönlich hätte es schlimmer erwartet.“ In dem Modegeschäft sei der Neustart geregelt verlaufen. „Wir haben die Wintersachen schon vor zwei Wochen ins Lager gebracht. Das ist leichter, wenn die Kunden nicht da sind“, meint Ahmetaj.

Nun versuche sie, mit Rabatten mehr Leute in den Laden zu locken. Ob am Morgen mehr Kunden aus dem Umland von Baden-Baden im Laden waren, kann die Verkäuferin nicht sagen. Sie habe jedoch ein oder zwei Stammkunden wiedererkannt.

Die Shopping Cité ist nicht überlaufen

Grundsätzlich ist das Einkaufszentrum nicht überlaufen und bereits auf dem Parkdeck herrscht Maskenpflicht. Dort sind jedoch auch einige Rastatter, Karlsruher und Offenburger Kennzeichen zu finden. Eine Kundin, die extra aus Achern angereist ist, wurde aber enttäuscht. „Ich wollte eigentlich zu TK Maxx, aber der Laden hat geschlossen.“

Auch die Baden-Badener Innenstadt ist wieder deutlich belebter als in den vergangenen Wochen. Auffällig viele Passanten haben sich dabei dafür entschieden, ihre Masken auch an der frischen Luft zu tragen. „Aus Vorsicht“, meint Marina Komova. Die Baden-Badenerin freut sich zwar, wieder einkaufen zu gehen, hofft aber, dass durch zu viele Kunden auch von außerhalb kein erhöhtes Risiko entsteht. „Hauptsache, alle bleiben gesund“, sagt sie.

Ladenbesitzer freuen sich über Öffnung

Für Josua Straß gehören die Tagesgäste zur Stadt. Der Buchhändler betont, dass er bei seinen Bestellungen nicht nur für die Baden-Badener einkauft. „Ich habe außerdem nicht das Gefühl, dass mir Gäste beispielsweise aus dem Elsass den Laden einrennen“, sagt er. Als Buchhandlung darf sein Geschäft auch unabhängig von den Inzidenz-Zahlen geöffnet bleiben. Straß ist aber froh, dass die anderen Geschäfte aufgemacht haben. Er erklärt: „Wir sind wie ein ökologisches System.“ Die Läden profitieren davon, wenn in der Stadt mehr los sei.

Josua Straß in seiner Buchhandlung.
Freut sich sehr: Für Buchhändler Josua Straß gehört die Beratung im Laden einfach dazu. Foto: Sidney-Marie Schiefer

Bei einem anhaltenden Inzidenzwert unter 50 dürfen neben den Geschäften auch die Baden-Badener Museen wieder öffnen. Allerdings machen nicht alle Häuser auf der sogenannten Museumsmeile in der Lichtentaler Allee davon Gebrauch. Die fortdauernde Schließung hängt damit zusammen, dass einige Museen aktuell damit beschäftigt sind, neue Ausstellungen aufzubauen.

Museen sind noch nicht startklar

Nachdem es dem Museum Frieder Burda nicht möglich war, die am 28. Februar endende Ausstellung „Soulage. Malerei 1946 – 2019“ zu verlängern, laufen dort die Vorbereitungen für die nächste Schau „Impressionismus in Russland. Aufbruch zur Avantgarde“, die am 27. März beginnen soll. Das Museum für Kunst und Technik im 19. Jahrhundert befindet sich aktuell ebenfalls in einer Umbauphase und möchte am 3. April mit der neuen Ausstellung „Schön und gefährlich. Die hohe See im 19. Jahrhundert“ an den Start gehen.

Das Stadtmuseum bleibt ebenfalls vorerst noch geschlossen, weil das Haus eine neue Klimaanlage erhält. Ziel ist es, das Museum in der Woche vor Ostern wieder zu öffnen. Parallel bereitet das Team die neue Ausstellung vor, die sich mit dem Konzentrationslager Gurs in Südfrankreich befassen wird. Dort waren auch jüdischen Bürger aus Baden-Baden interniert. Die Eröffnung der Sonderschau ist für den 23. April vorgesehen.

Die Stadtbibliothek öffnet eingeschränkt ab Dienstag, 9. März. Nach vorheriger Terminbuchung unter Telefon (0 72 21) 93 22 59 oder per E-Mail stadtbibliothek@baden-baden.de können Kunden mit Bibliotheksausweis für 30 Minuten die Bibliothek besuchen und selbst im Medienbestand stöbern und ausleihen. Zudem ist die Abholung von Medien nach vorheriger Bestellung weiter möglich, ebenso der Medien-Lieferdienst gegen eine Gebühr von drei Euro.

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