Skip to main content

Zweites Werk erscheint

Baden-Badener Fantasy-Autorin Martina Simonis zieht Parabeln auf das Leben

Martina Simonis hat ein neues Fantasy-Buch veröffentlicht. Im Schreibprozess hört sie immer die gleiche Musik, um sie zu konditionieren.

Martina Simonis in ihrem Vorgarten
Ungern im Rampenlicht: Martina Simonis steht nicht gerne auf der Bühne, aber Lesungen mag sie. Besonders spannend findet sie die Nachfragen aus dem Publikum. Foto: Sidney-Marie Schiefer

Martina Simonis hat 2018 das erste Buch ihrer Fantasy-Serie herausgebracht, jetzt folgte ihr zweites Werk: „Hüter der Nacht“. Nachdem die Baden-Badenerin Bücher über ihre Heimat geschrieben hat, kann sie sich nun vorstellen, noch mehr Zeit mit der mystischen Welt ihrer Romanreihe zu verbringen, wie sie im Gespräch mit unserem Redaktionsmitglied Sidney-Marie Schiefer erläutert.

Warum schreiben Sie Fantasy-Bücher?
Martina Simonis

Ich habe schon immer gern gelesen, das fing mit Karl May an, und irgendwann kam auch die Fantasy-Literatur dazu – und natürlich auch die klassische Literatur, eigentlich immer alles querbeet. Ich habe auch schon immer geschrieben, aber nie veröffentlicht. Im Jahr 2011 ist dann mein erster Roman erschienen, der in Baden-Baden spielt. Es ist zwar kein Fantasy-Buch, aber schon da gab es einige fantastische Elemente. Irgendwann in dieser Zeit kamen mir erste Ideen zu meiner Fantasy-Welt, wie, das ist schwierig zu sagen.

Wie kommen Sie auf Ihre Ideen?
Simonis

Die Ideen haben sich festgesetzt und ich habe daran herumgesponnen, bis der grobe Ablauf der Serie „Das Lied Aymurins“ stand. Als ich „Stillerthal“ schrieb, hatte ich also schon die Idee von dieser Welt, von ihren drei Spezies, vom Plot. Während des Schreibprozesses sind neue Personen dazu gekommen, die wieder mindestens ein halbes Buch in Anspruch nehmen werden, so dass ich im Moment nicht sagen kann, wie viel Bände es am Ende sein werden.

Glauben Sie nicht, es wird langweilig, immer nur Fantasy zu schreiben?
Simonis

Also mir macht das großen Spaß. In erster Linie geht es nicht um Magie, sondern um eine fantasievolle Auseinandersetzung mit der Welt und ihren Problemen. Wie gehen wir mit Fremden um, wie mit Bedrohungen. Es handelt von Glück und Leid von erfüllter und unerfüllter Liebe. Es geht um inneres Wachstum, wie wir Seiten an uns überwinden, um uns weiterzuentwickeln und weiterzugehen. Und es geht natürlich darum, all das in schöne, spannende Geschichten zu packen.

Sind das Motive, die sie auch im Privaten beschäftigen?
Simonis

Natürlich verarbeite ich in meinen Büchern Themen, die mich beschäftigen oder die mich schon immer interessierten. Ethnologie, Theologie, Philosophie, die Frage: Was hält das Universum zusammen, was bestimmt unser Leben? Egal, ob es sich um erfundene oder reelle Gestalten handelt, das Leben als materielles Wesen ist immer ein schwieriges. Weil wir uns mit Krankheit und Tod auseinandersetzen müssen - das muss ein Tier, ein Mensch, und das müssen die Personen in meinem Buch. Ich sehe das gar nicht als Fantasy, sondern eher als eine Parabel für das, womit wir täglich konfrontiert sind.

Was macht Ihnen am Schreiben am meisten Spaß?
Simonis

Der Anfang ist immer mühselig. Ich habe die groben Bilder und den Ablauf im Kopf und dann kommt erst mal die Fleißarbeit. Bei der Überarbeitung passiert etwas ganz Tolles, das Setting bekommt einen Geschmack. In meinem neuen Buch ist es ein ganz fremder Geschmack, aber irgendwann weiß ich, wie sich das anfühlen würde, wenn ich mich dort bewege. Dabei fällt mir viel ein, da kann ich Spuren legen. Danach kommt die Detailarbeit, damit es keine Fehler in der Logik gibt. Das ist nochmal ein langer und toller Prozess.

Wie fühlen Sie sich, wenn ihr Buch in den Regalen steht?
Simonis

Das ist natürlich sehr spannend. Aber witzigerweise, wenn ich das Buch das erste Mal in der Hand halte, fühlt es sich erst mal seltsam an. Das Buch ist wie ein Kind, das jetzt ein eigenes Leben hat, und wohin es geht, weiß ich nicht, aber jetzt ist es auf der Welt. Normalerweise mache ich auch Lesungen, aber die müssen dieses Jahr leider ausfallen. Lesungen sind spannend, weil man Rückmeldung bekommt und Fragen zum Buch gestellt werden. Die Leute interessiert, wie ich auf die fremden Wörter komme oder wo ich meine Inspirationen hernehme. Wobei diese Frage sehr schwer ist: Alles und nichts kann Inspiration sein. Bei Hüter der Nacht habe ich mir eine Musik gesucht, um mich zu konditionieren, das hat mir geholfen, in den Schreibprozess einzutauchen.

Was sagen Sie anderen, die auch ein Buch veröffentlichen möchten?
Simonis

Ihr braucht einen unendlich langen Atem und eine ganz hohe Frustrationstoleranz, denn es gibt nichts Schlimmeres als Verlagssuche. Deswegen bin ich sehr glücklich und dankbar, dass ich mit dem Friedrich Reinhardt Verlag einen Verlag habe, der meine Bücher gut betreut. Aber man weiß vorher nie, ob es gut ausgeht, ich habe auch Projekte in der Schublade, bei denen es nicht gut ausgegangen ist. Wenn man sich nicht frei macht davon, dass Arbeit nur dann Sinn macht, wenn sie entlohnt wird, dann sollte man es sein lassen. Das ist auch ein Grund, warum ich froh bin, wenn sich meine Bücher verkaufen; es nimmt mir das schlechte Gewissen, das trotzdem da ist. So viel Zeit in etwas zu investieren, das wenig Geld bringt.

Wie wichtig ist es für Sie, dass sich das Buch gut verkauft?
Simonis

Wenn ein Buch gekauft wird, dann ist das immer schön. Ich freue mich, wenn ich Leser mit dem, was ich schreibe erreichen kann. Und natürlich auch als Honorierung für all die Arbeit, die in einem Buch steckt. An meinem neuen Buch habe ich mit Pausen zwei Jahre gearbeitet. Ich verdiene zehn Prozent des Buchpreises, wenn man das hochrechnet, weiß man: Schreiben ist eine Passion.

Was ist für Sie das schönste Feedback?
Simonis

Es ist schön, wenn es Lesern gefällt, wenn sie gefesselt werden und sie sich in meine Welt hineintragen lassen. Ich selbst verliebe mich immer in meine Figuren und sie bekommen für mich eine ganz eigene Realität. Wenn ich das weitergeben kann, ist das wunderbar.

nach oben Zurück zum Seitenanfang