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Artenvielfalt ist die Strategie

Baden-Badener Förster wollen den Wald für den Klimawandel fit machen

Rund 40 Prozent des eingeschlagenen Holzes sind auf Dürreschäden zurückzuführen. Die Experten setzen künftig auf einen Mischwald, der an warmes und trockenes Klima gut angepasst ist.

Juliane Klein, Forstrevierleiterin im Baden-Badener Rebland, zeigt einen Bestand mit Jungbäumen.
So könnte es funktionieren: Forstrevierleiterin Juliane Klein setzt darauf, dass der nachwachsende Jungwald besonders klimaresistent ist. Foto: Michael Rudolphi

Die seit rund drei Jahren anhaltende Trockenheit und der Klimawandel belasten zunehmend den Baden-Badener Stadtwald. „Im Vergleich zu Mittel- und Norddeutschland kommen wir noch einigermaßen gut weg“, erläutert Thomas Hauck, Leiter des Fachgebiets Forst und Natur, bei einer Presserundfahrt.

Die Gründe sind zum einen, dass die Bäderstadt einen hohen Anteil Mischwald hat, zum anderen, dass es aufgrund der Schwarzwaldlage immer wieder einige Niederschläge gibt, die dazu beitragen, die Situation etwas zu entspannen. Wie hoch die Dürreschäden tatsächlich sind, lässt sich Hauck zufolge nur annähernd schätzen.

Ein Indiz sei die Menge an eingeschlagenem Trockenholz. Dieser Anteil mache bislang rund 40 Prozent der Holzernte aus. „Am Ende des Jahres werden wir voraussichtlich bei etwa einem Drittel liegen“, betont der Forstamts-Chef.

Entlang öffentlicher Straßen sterben vermehrt Bäume ab

Die Förster registrieren Dürreschäden nicht nur mitten im Wald, sondern vermehrt entlang öffentlicher Straßen. „Das ist dann ein Problem für die Verkehrssicherheit“, sagt Hauck und verdeutlicht dies am Beispiel der Straße, die von Baden-Baden ins Rebland führt. In Höhe der Entenstallhütte sind zehn Bäume am Absterben.

Am Straßenrand an der Strecke ins Baden-Badener Rebland stehen abgestorbene Bäume.
Am Absterben: Der städtische Forst muss bei der Entenstallhütte an der Straße ins Rebland zehn geschädigte Bäume fällen lassen. Foto: Michael Rudolphi

Bereits im Frühsommer habe der Forst an den betroffenen Buchen und Tannen morsche Äste entfernen lassen, um Autofahrer nicht zu gefährden. Die Bäume seien jedoch in einem so schlechten Zustand, dass das Fachgebiet entschieden hat, sie in den nächsten Wochen fällen zu lassen.

Ohne Jagd gibt es keine Naturverjüngung.
Thomas Hauck / Leiter des Forstamts Baden-Baden

„Wir beobachten verstärkt, dass ältere Bäume unter der Trockenheit leiden“, erklärt Juliane Klein, Leiterin des Forstreviers Rebland.

Die Experten stehen vor der Herausforderung, den Wald angesichts des Klimawandels zukunftssicher zu machen. „Den Wunderbaum dafür gibt es nicht“, bekräftigt Hauck. Die Förster setzen deshalb darauf, einen Mischwald mit einer möglichst breiten Vielfallt an Baumarten zu erzielen. Die bisherigen Erfahrungen zeigten, dass ein solcher Wald am ehesten in der Lage sei, mit dem sich verändernden klimatischen Verhältnissen zurechtzukommen.

Der Forst greift gezielt in den Wald ein, um den Bestand zu steuern

Juliane Klein demonstriert dies an den Waldbildern am Büchelberg in Neuweier und an der Nägelsförst bei Varnhalt. Beide Lagen sind sehr trocken und in Richtung Süden exponiert. Dort wachsen an den Rändern seit vielen Jahren Eichen und Kastanien, weiter hinten auch Douglasien und Kiefern.

Diese Baumarten sind nach Auskunft der Revierleiterin an warmes und trockenes Klima gut angepasst und gelten als eine Zukunftsoption an solchen Standorten. „Der Wald sieht hier ganz gut aus“, betont Klein.

Wir beobachten verstärkt, dass ältere Bäume unter der Trockenheit leiden.
Juliane Klein / Forstrevierleiterin für das Rebland

Das sei unter anderem auch den waldbaulichen Eingriffen zu verdanken. Das heißt, der Forst überlasse den Wald nicht sich selbst, sondern versuche, den Bestand zu steuern. Eine Strategie ist es, dem nachwachsenden Jungwald die Chance zu geben, sich zu entwickeln. Hauck zufolge gehört dazu, das Wild konsequent zu jagen.

„Ein hoher Wildbestand ist ein echter ökologischer Schaden“, bekräftigt der Leiter des Forstamts und fügt hinzu: „Ohne Jagd gibt es keine Naturverjüngung.“

Auf der vom Orkan Lothar zerstörten Fläche wächst ein artenreicher Mischwald

Ein weiterer Schritt, den Wald zukunftsfähig zu machen, ist die sogenannte Jungbestandspflege. „Das machen wir mittlerweile auf der gesamten Lothar-Fläche “, sagt Hauck. Der Orkan hatte auf rund 2.000 Hektar den gesamten Baumbestand zerstört. Mittlerweile ist dort ein artenreicher Mischwald entstanden.

Die Förster suchen sich gezielt einzelne Bäume aus, die sie besonders pflegen, um ein gutes Wachstum zu fördern. Ziel ist es, wertvolles Holz zu erzielen, das sich auf dem Markt zu hohen Preisen verkaufen lässt. Zudem trägt dieses Vorgehen Hauck zufolge dazu bei, eine breite Artenvielfalt zu erhalten, die möglichst gut für den Klimawandel gewappnet ist.

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