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Wiedereröffnung der Salons

Baden-Badener Friseure freuen sich auf Spliss und Ansätze

Farbe, Shampoos und mehr sind geordert, die Scheren geschliffen, die Termine trudeln ein und der freie Montag ist ab sofort gestrichen. Ginge es nach den Baden-Badener Friseuren, könnte sofort losgehen.

Die Friseurinnen im Salon Gauker fiebern dem Montag entgegen
Die Friseurinnen im Salon Gauker in Baden-Baden fiebern dem Montag entgegen. Foto: Christiane Krause-Dimmock

„Ich trage das Telefon bei mir.“ Wer im noch geschlossenen Salon Gauker anruft, bekommt Chefin Michaela Herre an den Apparat. Denn die Termine müssen natürlich im Vorfeld vereinbart werden. „Kaum habe ich das so gemacht, kamen auch schon die ersten Buchungen.“ Der Kalender füllt sich bereits zunehmend.

Damit jeder so schnell wie möglich an die Reihe kommt, wird manches anders sein als sonst. Samstags gibt es im Augenblick schon eine Art Open End. „Da schließen wir sonst um 14.30 Uhr. Im Moment sind wir schon bei 15.30 Uhr und es wird weitergehen.“

Auch der „Friseurles-Tag“, wie Jürgen Oeldorf den Montag, an dem seine Kollegen und er traditionell als Entschädigung für den gearbeiteten Samstag ihre Salons geschlossen halten, fällt erstmal flach. „Da müssen wir jetzt erstmal alle durch“, sagt er, auch sein Telefon steht nicht still. „Am ersten Tag, nachdem feststand, dass wir wieder öffnen dürfen, waren es 42 Anrufe.“

Terminplanung ist alles

Nach zehn Wochen, die für viele eine echte Katastrophe war, muss jetzt mit Geschick geplant werden. „Einen Ansturm darf es nicht geben.“ Also plant Jürgen Oeldorf so, dass nach Möglichkeit keiner warten muss und die erlaubte Personenzahl nicht überschritten wird. Auch das Planen kostet viel Zeit. „Wir haben viele Stammkunden und man hat sich lange nicht gesehen oder gehört.“ Da wird nicht nur knackig kurz der Termin vereinbart, sondern auch ein paar persönliche Worte gewechselt. „Das hat uns allen sehr gefehlt.“

Dass die Kunden endlich wieder kommen können, ist eine große Erleichterung. Für beide Seiten. Denn wirtschaftlich waren die zurückliegenden Wochen eine Katastrophe. „Im Frühjahr hat das mit der Soforthilfe prima funktioniert.“ Jetzt, beim zweiten Lockdown, sei es schlimmer gewesen. Das Geld kam nicht wie versprochen und auch die Anträge seien kompliziert und langwierig auszufüllen gewesen.

Auch für die Kunden gab es stellenweise einen entsprechenden, wenngleich auch anders gelagerten Leidensdruck. Ein guter Haarschnitt, eine flotte Frisur, das sind alles Wohlfühlfaktoren, die man während der Pandemie hätte gut gebrauchen können, findet Jürgen Oeldorf. Den Menschen das zu nehmen, wenn schon alles andere ausfällt, sei besonders hart gewesen.

Die Angst bleibt

Aber jetzt ist das Ende der Wartezeit fast schon vorbei, freut sich auch Michaela Herre auf den Montagmorgen. „Um 8 Uhr geht die Tür auf.“ Dass es zahlenmäßig Beschränkungen gibt, macht die Sache jedoch nicht leichter. Üblicherweise würde man Einwirkzeiten bei Dauerwelle oder beim Färben etwa dazu nutzen, die nächste Kundin schon mal zu waschen oder zu schneiden. Doch jetzt sind die Plätze limitiert. „Wir müssen also die Zeit hinten anhängen, damit wir die gleiche Zahl an Kunden bedienen können.“

Die Hilfe vom Bund lässt auf sich warten. „Die musste ich mir bei der Bank holen“, spricht Silja Fröhlich-Burkhardt, die sonst am Ooser Leo frisiert, sich im Augenblick jedoch intensiv der Mähne ihres Pferdes widmet, von immensen Verlusten. „Friseure haben nicht so eine Gewinnspanne wie andere Unternehmen.“

Viereinhalb Monate geschlossen, in der übrigen Zeit mit 20 bis 28 Prozent Verlust gearbeitet. „Das bedeutet, dass ich das ganze Jahr von meinen Rücklagen leben musste.“ Doch die Angst bleibt. „Darf man wirklich öffnen? Wir haben alle Angst, dass durch die Mutation die Öffnung doch gekippt werden kann. Aber was echt schön ist, die Kunden freuen sich. Wir freuen uns. Ich freue mich. Ich vermisse Haare...“

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