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Gartenamtschef gestaltet Konzept

Das Farbspiel zehntausender Blumen in Baden-Baden ist von den Osterfestspielen inspiriert

Die Oper „Die Frau ohne Schatten“ von Richard Strauss ist das Hauptwerk der Osterfestspiele mit den Berliner Philharmonikern in Baden-Baden. Der Frühjahrsflor in der Stadt ist darauf abgestimmt. Wie funktioniert das?

Markus Brunsing, Leiter des Gartenamts Baden-Baden, zeigt das Farbkonzept für den Frühjahrsflor zu Osterfestspielen.
Markus Brunsing setzt bei der Gestaltung des Frühjahrsflors zu den Osterfestspielen in Baden-Baden auf ein harmonisches Gesamtbild. Foto: Michael Rudolphi

Was hat die Oper „Die Frau ohne Schatten“ von Richard Strauss mit den Blumenbeeten und -schalen in Baden-Baden zu tun? Für Markus Brunsing eine ganze Menge. Der Leiter des Baden-Badener Gartenamts hat sich vom Hauptwerk der Osterfestspiele mit den Berliner Philharmonikern inspirieren lassen: Die Auswahl von Pflanzen und Blütenfarben für den Frühjahrsflor ist auf die Strauss-Oper abgestimmt.

Brunsing entwirft seit Jahren ein Farbkonzept für die Frühjahrsblüher, für das er sich jeweils von der Oper der Festspieltage anregen lässt. Dieses Mal ist ihm das aber nicht leicht gefallen. „Zuerst dachte ich, oh je. Ich kannte dieses Werk vorher nicht“, räumt er im Gespräch mit unserer Redaktion ein.

Ich fand es ganz spannend, genau diesen Kontrast farblich umzusetzen.
Markus Brunsing, Leiter des Gartenamts

Was also tun? Brunsing hat zunächst einmal die Handlung dieser Oper studiert und sich mit deren Interpretation befasst. „Die Frau ohne Schatten“ basiert auf einem Libretto von Hugo von Hofmannsthal. Der Dichter hat ein märchenhaftes Werk geschaffen, das zwischen kristallklarer Geister- und erdgebundener Menschenwelt spielt.

Daraus hat Brunsing das Leitmotiv für sein Farbkonzept entwickelt: „Ich fand es ganz spannend, genau diesen Kontrast farblich umzusetzen.“

Vor dem Festspielhaus Baden-Baden wehen Flaggen in den Farben Blau und Weiß.
Die Flaggen vor dem Festspielhaus Baden-Baden und in den Straßen sind in Blau und Weiß gestaltet. Sie orientieren sich an den Grundfarben der Osterfestspiele. Foto: Michael Rudolphi

Da ist zum einen die Hauptfigur, die Tochter des Geisterkönigs Keikobad. Sie wirft keinen Schatten und symbolisiert damit etwas Geisterhaftes. Für Brunsing war schnell klar: Ein kaltes, eisiges Blau steht für die Zauberwelt der Geister. Sie ist die Grundfarbe der Osterfestspiele, die sich in den Baden-Badener Beeten, Schalen und Blumentaschen vor allem in Stiefmütterchen, Hornveilchen und Vergissmeinnicht widerspiegelt.

Chef des Baden-Badener Gartenamts lässt die Farben spielen

Zum anderen verkörpern der Färber Barak und seine Frau die Erdenwelt. Sie sind der Kontrast zu den Geistern. Für Brunsing lag es nahe, Baraks Beruf wörtlich zu nehmen: Er bringt Farbe in das Reich der Menschen. Und das lässt den Chef des Gartenamts aus dem Vollen schöpfen.

Gelb, Orange, Burgunderrot und Rosa – vor allem mit einer Mischung von Tulpen bringt er das bunte Farbspiel zur Geltung. Auch in den Schalen und Blumentaschen sind die Farben von Goldlack, Ranunkeln, Primeln und Stiefmütterchen ein Gegenentwurf zum eisigen und leblosen Blau der Geisterwelt.

Diese Idee kommt auch in den Flaggen an den Baden-Badener Straßen und in den Programmheften zu den Osterfestspielen mit den Berliner Philharmonikern zum Ausdruck. Sie sind in Blau und Weiß gehalten. „Diese sphärischen Farben spiegeln sich gut in Richard Strauss’ Orchestrierung der Oper“, sagt Rüdiger Beermann und verweist auf eine Glasharfe, die im Orchester erklingt.

Auf der Bühne des Festspielhauses dominieren kräftige Töne

Auf der Bühne hingegen sehe die Inszenierung vor allem im Hinblick auf die „Menschenwelt“ des Färbers kräftige Farbtöne vor. Mehr möchte der Pressesprecher des Festspielhauses vor den Aufführungen nicht verraten.

Vielfarbig, aber nicht kunterbunt – diese Aufgabe forderte auch Brunsing heraus. Seine Intention ist es, die Farben in den Beeten so zu kombinieren, dass ein stimmiger Gesamteindruck entsteht. Aus diesem Grund verzichtet er auf weißblühende Pflanzen: „Weiß macht das Bunte nicht harmonisch und ästhetisch nicht ansprechend.“

Die Blüte von mehr als 28.000 Tulpen wird einen besonderen Blickfang bieten, ist der Gartenamtschef überzeugt. 65 verschiedene Sorten von den klassischen Triumph-Tulpen bis zu den eleganten Lilienblütigen Tulpen bilden eine große Vielfalt ab. Die Mischungen in den Beeten zeichnen sich durch eine Besonderheit aus: Jedes Feld präsentiert Tulpen einer bestimmten Klasse in einem breiten Farbspektrum.

Am Alleehaus zeigen beispielsweise ausschließlich Viridiflora-Tulpen, in der Gönneranlage Lilienblütige und vor der Trinkhalle gefüllte Tulpen ihre Pracht und Schönheit. Mit etwas Glück blühen die ersten Tulpen noch rechtzeitig vor dem Ende der Osterfestspiele auf. Da ist Markus Brunsing ganz zuversichtlich.

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