Baden-Baden scheint es ihm angetan zu haben: „Hier gibt es prachtvolle Ecken und eine Schönheit nach der anderen“, berichtet Heiko Mathias Förster von einem dreistündigen Spaziergang in Baden-Baden vor dem Termin, bei dem am frühen Montagabend über seinen künftigen Job entschieden wurde.
Wie bereits kurz berichtet, wird der Mann aus einer kleinen Gemeinde im Landkreis Oder-Spree in Brandenburg ab September 2022 neuer Chefdirigent der Philharmonie Baden-Baden. Dann will er auch seinen Wohnsitz an die Oos verlegen.
Das Votum für Förster fiel in nicht öffentlicher Gemeinderatssitzung einstimmig aus, berichtete Oberbürgermeisterin Margret Mergen (CDU) am Dienstag bei der Vorstellung des Nachfolgers von Pavel Baleff vor Journalisten im Alten Ratssaal des Rathauses.
Neuer Chefdirigent der Baden-Badener Philharmonie hat große Berufserfahrung
Zuvor hatten auch schon eine für die Neubesetzung der Stelle eingesetzte Findungskommission und das 35-köpfige Orchester dafür votiert, dem Dirigenten mit inzwischen 32 Jahren Berufserfahrung und rund 100 Konzerten pro Jahr die künftige Leitung des renommierten Orchesters der Philharmonie zu übertragen.
Seine Vorstellung im Gemeinderat, die unter anderem mit einem Video erfolgte, empfand Förster als sehr emotionalen Moment.
Ich habe mich in Baden-Baden sehr wohl gefühlt.Heiko Mathias Förster, Dirigent
Das intensive Bewerbungsverfahren sei professionell geführt worden. „Ich habe mich in Baden-Baden sehr wohl gefühlt“, sagte der Baleff-Nachfolger zur aufwendigen Auswahl. An der Oos ist der Neue, der mit einem Fünf-Jahres-Vertrag ausgestattet wird, durch frühere Gastdirigate kein Unbekannter. Unter 80 Interessenten hatte er es mit drei Mitbewerbern in die finale Runde geschafft und sich dort durchgesetzt.
Orchester ist bis 2030 finanziell abgesichert
Die Zeit bis zu seinem Dienstantritt im September 2022 werde er nun auch damit verbringen, die erste Spielzeit vorzubereiten. Sehr angetan war er zudem von der Tatsache, dass die finanzielle Absicherung des Orchesters bis ins Jahr 2030 bereits vertraglich geregelt sei. „Ich habe auch schon erlebt, dass Rettungsaktionen für Orchester vor der Musik standen.“
Im Orchester genießt der Neue offenbar schon jetzt volle Rückendeckung. „Wir wollen diesen Chef haben“, betonte Konzertmeister Yasushi Ideue. Den Musikerinnen und Musikern habe es sehr gut getan, dass sie am Auswahlverfahren beteiligt gewesen seien. Das sei nicht selbstverständlich und eine gute Basis für die Arbeit. Jetzt gehe es darum, einen schönen Abschluss der 15-jährigen Amtszeit von Pavel Baleff zu schaffen. „Ohne schönen Abschluss gibt es keinen schönen Anfang“, meinte Ideue.
Eine Verlängerung gibt es möglicherweise für den aktuellen Orchester-Manager Arndt Joosten. Der hatte zuletzt die Abläufe in der Ära Baleff mit geprägt und steht zu Beginn der Amtszeit des neuen Chefdirigenten vor dem altersbedingten Ausscheiden. Förster hofft, dass eine Regelung gefunden wird, die Joosten mit seiner Erfahrung weiterhin an das Orchester bindet.
Pavel Baleff soll auch unter Heiko Mathias Förster eingeladen werden
Auch Baleff soll dem Orchester verbunden bleiben und künftig zu Dirigaten eingeladen werden. Das gelte zudem für weitere Kollegen. „Diese solide Basis ist ein Pfund“, findet der künftige Chefdirigent.
Baleff begründete seinen Weggang nach Ablauf dieser Spielzeit damit, dass er nach den vielen Erfolgen mit der Philharmonie neue Herausforderungen annehmen wolle.
Im französischen Limoges und als Chefdirigent am Theater im thüringischen Nordhausen kann er mit größeren Orchestern arbeiten. Zudem kann er an den neuen Wirkungsstätten nicht nur seine Fähigkeiten als Konzert-, sondern auch als Opern- und Ballettdirigent entfalten.