Skip to main content

Aus alt wird neu

Baden-Badener Stadtwerke testen 19 Jahre alten Bus mit Elektroantrieb

Dieselmotor ist Geschichte: die Baden-Badener Stadtwerke testen derzeit einen E-Bus. Er kommt ganz frisch aus der Produktion. Dennoch hat das Fahrzeug schon 19 Jahre auf dem Buckel.

Bus mit neuer Chance: Jürgen Herr, Sebastian Späth (beide von den Stadtwerken) und Martin Flohr von der Firma Pepper (von links) zeigen das 19 Jahre alte, von Diesel- auf Elektroantrieb umgerüstete Fahrzeug.
Jürgen Herr, Sebastian Späth (beide von den Stadtwerken) und Martin Flohr von der Firma Pepper zeigen das 19 Jahre alte Fahrzeug. Foto: Sara Harbrecht

Auf dem Betriebsgelände der Verkehrsbetriebe Baden-Baden in der Beuerner Straße herrscht ein reges Treiben. Busse fahren ein, Busse fahren aus.

Und dann kommt er angerollt: der „neue“ Elektrobus der Firma Pepper. Eine Woche lang wird das Fahrzeug in Baden-Baden getestet. Ganz frisch aus der Produktion kommt der Bus aber nicht.

Das Fahrzeug hat schon 19 Jahre auf dem Buckel. Das Neue und Besondere an dem Bus sind die Batterien, die sich im Heck des Wagens befinden, und zwar da, wo ursprünglich einmal der Dieselmotor eingebaut war.

„Das war in seinem ersten Leben“, erläutert Martin Flohr von der Firma Pepper. In diesem ersten Leben ist der Bus mit seinem Dieselmotor bereits 600.000 Kilometer in Landshut in Bayern gefahren.

Jetzt ist er in der Obhut von Pepper. Das junge Unternehmen aus der Nähe von Ingolstadt hat sich auf die Umrüstung von Bestandsfahrzeugen auf Elektroantrieb spezialisiert. So erhalten Busse und Lastwagen mit ausgedienten Dieselmotoren ein zweites Leben.

Stadtwerke Baden-Baden suchen seit Jahren nach Elektrobussen

Das, so die Unternehmensphilosophie, ist wesentlich ressourcenfreundlicher als die Produktion von neuen Bussen. Allein durch die Umrüstung durch Pepper würden elf Tonnen CO2 eingespart, berichtet Flohr.

In der Regel würden 100 Tonnen CO2 in einem Bus-Leben durch die Produktion und den Betrieb des Fahrzeuges erzeugt. Die Stadtwerke Baden-Baden sind schon seit einem Jahr auf der Suche nach einem größeren Elektrobusmodell.

Seit einiger Zeit ist in der Bäderstadt der kleine E-Bus Rampini unterwegs. Mit dem Italiener waren die Stadtwerke Vorreiter im Gebiet des Karlsruher Verkehrsverbundes (KVV).

Jeder neue Bus, den die Stadtwerke künftig erwerben, soll ein Exemplar mit Elektroantrieb sein. Im vergangenen Jahr wurden bereits verschiedene Modelle getestet, darunter auch ein langes Modell, im Fachjargon Gelenkfahrzeug genannt. Zwei weitere dieser großen Busse sollen in nächster Zeit getestet werden.

Fahrgefühl mit Elektroantrieb ist anders

Die Suche nach umweltfreundlicheren Alternativen zu den bisherigen Dieselbussen hat einen Hintergrund: Bis zum Jahr 2025 sollen circa ein Viertel der in Deutschland betriebenen Busse emissionsfrei unterwegs sein.

Es fühlt sich an wie eine Straßenbahn.
Martin Flohr von der Firma Pepper

„Das ist ein ganz anderes Fahrgefühl“, beschreibt Jürgen Herr von den Stadtwerken Baden-Baden das Steuern eines Elektrobusses. Das liege unter anderem an der höheren Leistungsfähigkeit der Elektromotoren. Insgesamt ergebe sich ein homogeneres Fahrgefühl.

Die ausbleibenden Motorgeräusche des Elektrobusses bescheren auch den Passagieren ein neues Fahrerlebnis. „Es fühlt sich an wie eine Straßenbahn“, beschreibt es Flohr.

Das bringt besonders Innenstädten eine Verbesserung: weniger Abgase und einen deutlich geringeren Geräuschpegel durch den Busverkehr.

E-Busse kosten bis zu 800.000 Euro

Der Verbund Deutscher Verkehrsunternehmen schreibt vor, dass alle neu zugelassenen E-Fahrzeuge bei einer Geschwindigkeit unter 20 Kilometer pro Stunde einen Ton von sich geben müssen.

Damit soll gewährleistet werden, dass die Fahrzeuge im Alltag auch bei geringerer Geschwindigkeit zu hören sind. Von heute auf morgen ist die Umstellung der Busflotte auf Elektroantrieb nicht machbar.

Das scheitert vor allem an den Kosten. Jürgen Herr nennt eine Preisspanne von 500.000 bis 800.000 Euro für einen neuen E-Bus, abhängig von dessen Größe. Ein herkömmliches Modell ist deutlich günstiger zu haben.

Zudem müsse eine Ladeinfrastruktur aufgebaut werden, um die Batterien vieler Busse aufladen zu können. Wer in Baden-Baden aber schon jetzt einen Blick auf die Bus-Zukunft werfen möchte, der kann bis nächsten Dienstag Ausschau nach dem weißen Pepper-Bus halten.

nach oben Zurück zum Seitenanfang