Ein dumpfer Knall hat am Donnerstagvormittag in Baden-Baden die Anwohner der Danziger Straße in der Oberen Breite aufgeschreckt. Was sich dort abgespielt hatte, nahm sehr schnell ausufernde Dimensionen an: Ein 52-jähriger Mieter verschanzte sich mehrere Stunden lang in seiner Wohnung und drohte damit, alles in die Luft fliegen zu lassen.e
Gegen 14.30 Uhr drang das Sondereinsatzkommando (SEK) der Polizei in die Wohnung ein, nachdem jegliche Versuche, den Mann zum Aufgeben zu bringen, fehlgeschlagen waren. Bei seiner Festnahme wurde der Mann leicht verletzt, teilte die Polizei mit.
Gebiet großräumig abgesperrt
In dem großräumig abgesperrten Gebiet rings um den Wohnblock in der Danziger Straße herrschte bis zur Entwarnung große Anspannung. Schnell wurde offenbar, dass der Mieter in der Vergangenheit schon mehrfach für Probleme und Ärger gesorgt hatte. Es war angesichts seiner Drohung und dem am Morgen wahrgenommenen Knall zunächst nicht auszuschließen, dass er über gefährliche Substanzen verfügte.
Innerhalb kürzester Zeit wurden Einsatzkräfte aus der gesamten Region zusammengezogen, inklusive dem SEK sowie Fachkräften vom Chemiepark Rheinmünster. Felix Reiß und Heiko Fett von der dortigen Werksfeuerwehr sind in Sachen Chemie geschult und wurden alarmiert, um im Bedarfsfall mit ihrem Knowhow parat zu stehen.
Polizeisprecher Wolfgang Kramer gab vor Ort lange Zeit nur dürftige Informationen zu Protokoll. Anfangs war nicht bekannt, wie viele Menschen sich überhaupt in der Wohnung aufhielten, ob es Verletzte gab oder wie real die Gefahr überhaupt war. „Es war keine Explosion“, definierte der Sprecher immerhin das Geräusch, das am Morgen zu hören gewesen war - was es tatsächlich für ein Knall war, blieb aber vorerst ein Geheimnis.
Mann lebte seit der Trennung von seiner Ex-Frau alleine
Doch hinter der Absperrung sickerten langsam neue Erkenntnisse durch. Der Bewohner lebe alleine, war zu erfahren, als Ulrike Verspohl als Vertreterin der Eigentümerin, der Baugenossenschaft Baden-Baden, vor Ort eintraf. Sie brachte außerdem Grundrisspläne und zusätzliche Informationen für das SEK mit.
Die Bewohner des Hauses verbrachten die Zeit in sicherer Distanz zum Tatort. Sie wurden in einem herbeigerufenen Bus der Verkehrsbetriebe Baden-Baden untergebracht. Auch hier herrschte Ratlosigkeit. Den meisten war der 52-Jährige offenbar unbekannt. „Die Feuerwehr hat bei mir geklopft. Da musste ich sofort raus“, berichtet ein Anwohner. Keiner der Anwohner wollte wirklich etwas zu dem Täter sagen.
Dennoch zeichnete sich rasch das Bild eines zuweilen unberechenbaren Mannes ab, der seit der Trennung von seiner Frau alleine lebe. Manchmal, heißt es, da raste er einfach aus. Ob am Donnerstag ein solcher Moment war, was den Knall ausgelöst hatte und warum der Anrufer die Polizei erst mit einer rund halbstündigen Verspätung verständigte - das wird sich wohl erst im Nachhinein ermitteln lassen.
Die Besänftigungsversuche, in die wohl auch die Ex-Frau des Verhafteten eingebunden wurde, schlugen offenbar fehl. Am Ende erfolgte der Zugriff und das SEK stürmte die Wohnung. Dabei wurde der 52-Jährige leicht verletzt. Der Mann habe sich während der gesamten Aktion offenbar in einem psychischen Ausnahmezustand befunden, teilte die Polizei im Anschluss mit. Die weiteren Ermittlungen laufen.