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„Zwischen Heilung und Zerstreuung”

Bäderstadt Baden-Baden wird in Buch über Kurgärten gewürdigt

Passender hätte der Ort wohl kaum sein können: Die Buchvorstellung fand im Spiegelsaal des Museums LA8 an der weltberühmten Lichtentaler Allee in Baden-Baden statt.

Baden-Badens Oberbürgermeisterin Margret Mergen (links) und die Staatssekretärin im baden-württembergischen Wirtschaftsministerium, Katrin Schütz (beide CDU), stellen den Tagungsband „Zwischen Heilung und Zerstreuung - Kurgärten und Kurparks in Europa” vor.
Um die Bedeutung von Kurgärten und Kurparks in Europa geht es in dem Band „Zwischen Heilung und Zerstreuung”, den die Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium, Katrin Schütz (rechts), in Baden-Baden mit Oberbürgermeisterin Margret Mergen vorstellte. Foto: Bernd Kamleitner

Im Jahr 1810 denkt in Baden-Baden noch keiner daran, dass die Siedlung an der Oos einmal ein weltbekannter Badeort werden könnte. Im Gegenteil: Baden-Baden wird noch als „Baden bei Rastatt” bezeichnet. Bis zum Bau des Konversationshauses, dem späteren Kurhaus, nach Plänen von Friedrich Weinbrenner werden noch zehn Jahre vergehen, aber dann beginnt die steile Karriere der Kurstadt Baden-Baden. Ohne Kuranlagen wäre das nicht möglich gewesen. Deren Bedeutung unterstreicht nun die Dokumentation einer Tagung aus dem Jahr 2015 in Baden-Baden, die jetzt in Buchform vorgestellt wurde.

Buchvorstellung in Baden-Baden

Staatssekretärin Katrin Schütz (CDU) vom baden-württembergischen Wirtschaftsministerium spricht von einer „perfekten Location für die heutige Buchvorstellung”. Die Lichtentaler Allee sei schließlich ein wesentlicher Bestandteil der Stadt Baden-Baden zum Unesco-Welterbeantrag zusammen mit den „Great Spas of Europe”.

„Kuranlagen”, so Schütz, „prägen bis heute die Struktur, das Erscheinungsbild und das Image von Kurstädten und Badeorten - auch in Baden-Baden”. Noch ist allerdings offen, wann mit einer Entscheidung durch das Welterbekomitee über den Antrag zu rechnen ist. Die Anfang Juli geplante Sitzung in China wurde wegen der Corona-Pandemie abgesagt und auf zunächst unbestimmte Zeit verschoben.

Kuranlagen prägen bis heute das Image von Kurstädten.
Katrin Schütz, Staatssekretärin CDU

Nach Ansicht des Denkmalexperten Jörg Haspel hat der gemeinsame Antrag von elf europäischen Kurstädten des 19. Jahrhunderts besonderes Potenzial. Der nun vorliegende und im Jan Thorbecke Verlag erschienene Band (247 Seiten, 30 Euro) dokumentiert eine Tagung aus dem Jahr 2015 in Baden-Baden zum Thema historische Kuranlagen und Bäderkultur.

Der Band mache den grenzüberschreitenden Austausch bedeutender europäischer Kurorte und Modebäder des 19. Jahrhunderts verständlicher. Damit werde das besondere Potenzial des eingereichten multinationalen Welterbeantrags unterstrichen.

Der Professor ist Landeskonservator in Berlin und Vorsitzender des Deutschen Nationalkomitees von ICOMOS. Der Verein setzt sich national und international für den Erhalt von Denkmälern ein. Haspel begleitete die Weltkulturerbe-Bewerbung intensiv. „Ein langer Atem sei wichtig”, gibt er den Beteiligten angesichts des offenen Termins für die Entscheidung durch das Welterbekomitee mit auf den Weg.

Tagungsband stärkt die Forschung zum Thema

Das Buch trägt nach Ansicht von Staatssekretärin Schütz dazu bei, die Forschung zur Bedeutung europäischer Kurparks und Kurgärten des 19. Jahrhunderts zu stärken. Das unterstütze zudem den Welterbeantrag. Den Aspekt bestätigt Claus Wolf, Präsident des im Regierungspräsidium Stuttgart angesiedelten Landesamtes für Denkmalpflege, das dem Wirtschaftsministerium in Stuttgart untersteht. Baden-Württemberg gelte zwar als Bäder-Land, aber von der Denkmalpflege sei das Thema vor der Bewerbung eher stiefmütterlich behandelt worden.

Zu sehen ist das Buch „Zwischen Heilung und Zerstreuung - Kurgärten und Kurparks in Europa”, das im Spiegelsaal des Kulturhauses LA8 in Baden-Baden vorgestellt wurde. Im Hintergrund sind Aufsteller zur Welterbe-Bewerbung von Baden-Baden und den „Great Spas of Europe” zu sehen.
In das Buch flossen Inhalte einer Tagung in Baden-Baden ein. Foto: Bernd Kamleitner

Die Aufmerksamkeit seiner Behörde habe bis dahin eher einzelnen Gebäuden gegolten, die unter Denkmalschutz stehen. „Aber das ganze Phänomen Kurort ganzheitlich zu betrachten, das hatte in unserem Haus bis dahin nicht stattgefunden”, gesteht Wolf bei der Feierstunde im LA8. Baden-Baden sei dabei stets „der Motor gewesen” - das gelte bis heute.

Die ganze Landschaft ein Garten?

Unter diesem Titel beleuchtet Volkmar Eidloth vom Landesamt für Denkmalpflege in einem der insgesamt 18 Buchbeiträge die Entwicklung historischer Kurorte und ihrer Umgebungen. Historischer Hintergrund ist demnach der tiefgreifende Wandel im Natur- und Landschaftsverständnis, wie er sich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts anbahnte. „Natur werden nicht mehr als wild, unkultiviert und abweisend, sondern als erhaben, schön und begehbar erlebt”.

Spaziergang galt im 18. Jahrhundert als „Therapeutikum”

In Kurorten spielten laut Eidloth Spaziergänge in die Umgebung zwangsläufig eine besondere Rolle. Die medizinische Ratgeberliteratur hatte schließlich das ganz 18. Jahrhundert hindurch „Leibesbewegung an der frischen Luft” empfohlen. Der Spaziergang galt also als „Therapeutikum”, der Genuss bildete ein wesentliches Element der Kur. Die reizvolle Landschaft und gesunde Luft spielten somit eine ebenso große Rolle wie das Baden oder Trinkanwendungen.

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