Eigentlich hätte es jetzt schnell gehen können mit der Beschlussfassung für den Bebauungsplan „In der Au II“ in Haueneberstein. Am 19. Dezember hätte der Gemeinderat den Planungsentwurf billigen und die Offenlegung des Plans beschließen können.
Im Januar oder Februar hätte der Bebauungsplan dann öffentlich ausgelegt werden können. Aber der Ortschaftsrat machte am Montagabend mit großer Mehrheit einen Strich durch den vorgelegten Entwurf.
CDU und Freie Wähler wollten nicht hinnehmen, dass in dem Neubaugebiet ausschließlich Flachdächer zugelassen werden sollen. An dieser Haltung konnte auch der Hinweis vom Chef des Fachgebiets Stadtplanung, Kurt Armbruster, nichts ändern, dass an den Flachdächern „ein ganzer Rattenschwanz“ dranhänge.
Flachdächer sind wesentlicher Bestandteil des Konzepts
Wie Armbruster und zuvor schon die Planer Sebastian Allhoff, Frank Rogner und Jochen Lehmann in ausführlichen Berichten dargelegt hatten, ist es nämlich nicht möglich, Sattel- oder Pultdächer einfach als Alternative zum Flachdach zuzulassen.
Die Flachdächer, die verpflichtend begrünt werden sollten, seien nicht nur eine Frage der Gestaltung, sondern wesentlicher Bestandteil des Gesamtkonzepts und der Prüfung der Umweltverträglichkeit.
Wir können den Siedlungsbau nicht mehrt planen wie in den 70er Jahren.Sebastian Allhoff, Planer
„Wir können den Siedlungsbau nicht mehr planen wie in den 70er Jahren“, erklärte Allhoff und wies darauf hin, dass hier der Klimawandel von vornherein ein wesentlicher Gesichtspunkt der Konzeption gewesen sei.
Deshalb seien in der Planung nicht nur Frischluftschneisen und ein umfangreiches Begrünungskonzept enthalten, sondern auch begrünte Flachdächer, die nicht nur wichtig für das Kleinklima seien, sondern auch der dezentralen Regenrückhaltung dienten.
Jochen Lehmann machte in seinem Umweltbericht klar, dass das Baugebiet erheblich in die Umwelt eingreife und es deshalb schwierig war, die erforderlichen Ausgleichsmaßnahmen bereitzustellen.
Wenn jetzt gefordert wird, auf den Zwang zu begrünten Flachdächern zu verzichten, müssen dafür nochmals erheblich mehr Ausgleichsmaßnahmen getroffen werden.
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Während Sabine Iding-Dihlmann (Grüne) Verständnis für die Entscheidung zu begrünten Flachdächern zeigte, meldete Dirk Franzen (Freie Wähler) Bedenken an aus Sorge um den dörflichen Charakter den Neubaugebiets. Die Freien Wähler wünschten sich Satteldächer. Reinhilde Kailbach-Siegle (CDU) erklärte, die CDU werde das Flachdachgebot ablehnen, auch wenn dadurch die ganze Planung verändert werde.
Es müssten zumindest Pultdächer zugelassen werden. „Den Bürgern müssen mehr Freiheiten eingeräumt werden“, erklärte sie. Thomas Boos (CDU) bekräftigte die Haltung von Kailbach-Siegle mit dem Hinweis, dass Flachdächer spätestens nach 20 Jahren grundlegend saniert werden müssten, was die Kosten für die Bauherren unnötig erhöhe.
Dem Antrag von Franzen, dass die Frage der Flachdächer im Planungsentwurf noch einmal überarbeitet werden soll, stimmte der Ortschaftsrat schließlich mit sechs gegen zwei Stimmen zu. Ein Beschluss zu dem Bebauungsplan selbst und seine öffentliche Auslegung erübrigte sich damit.