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Auf Initiative der Behindertenbeauftragten

Neues Projekt in Baden-Baden: Behördenengel unterstützen bei Anträgen und Co

Formulare richtig ausfüllen und der Umgang mit Behörden kann kompliziert sein, insbesondere für Menschen mit Einschränkungen. Ehrenamtliche „Behördenengel“ in Baden-Baden wollen dabei jetzt unterstützen.

Mehtap Döger, Behördenengel, und Nora Welsch, Behindertenbeauftragte in Baden-Baden
Das Projekt der Behindertenbeauftragten der Stadt Baden-Baden, Nora Welsch (rechts), stößt bei Mehtap Döger bereits auf Resonanz. Sie ist der erste Behördenengel. Foto: Karl Heinz Fischer

Der Umgang mit Behörden hat ohnehin schon oft genug seine Tücken. Erst recht Menschen mit Einschränkungen oder Senioren, die durch Krankheit oder durch Veränderungen in den Lebensumständen plötzlich mit erheblich gestiegenen Alltagsbelastungen konfrontiert werden, fühlen sich da schon schnell einmal überfordert.

Da sind auf einmal Anträge zu stellen für Dinge, die man noch nie benötigt hatte, Hilfeleistungen, die man bisher nicht nötig hatte, anzufordern. Aber man weiß nicht so recht, bei welcher Behörde welche Anträge zu stellen sind und wie sie ausgefüllt werden müssen.

Hier möchte Nora Welsch, die Behindertenbeauftragte der Stadt, Hilfe anbieten und hat deshalb das Projekt „Behördenengel“ ins Leben gerufen. Behördenengel sind ehrenamtliche Bürger, die gerne anderen Menschen in solchen Situationen zur Seite stehen möchten.

Behördenengel in Baden-Baden helfen Menschen im Alltag mit Anträgen und Co

Nora Welsch stellte das Projekt zusammen mit Mehtap Döger vor. Döger ist einer der drei „Behördenengel“, die jetzt schon hilfsbedürftige Menschen unterstützen. „Das Projekt Behördenengel ist ein niederschwelliges Angebot“, betonte Welsch. „Beide Seiten, sowohl die Hilfsbedürftigen als auch die Helfer, müssen es wollen.“

Dabei geht es nicht darum, eine rechtliche Betreuung zu ersetzten, die in der Regel erst in gravierenden Fällen behördlich angeordnet wird.

Die Behördenengel sollen vielmehr den Menschen einfach bei alltäglichen Angelegenheiten wie dem Austausch mit Behörden, Krankenkassen, Institutionen und Pflegefirmen unterstützen, herausfinden, welche Institution für welches Problem zuständig ist, um die den Menschen zustehenden Hilfen in die Wege zu leiten.

Behördenengel treffen keine Entscheidungen und ihre Leistungen sind kostenlos

Wichtig ist dabei, wie Welsch betont, dass die Behördenengel keinerlei Entscheidungen treffen. Sie sind den Menschen lediglich behilflich im Umgang mit Behörden und Formularen. Ihre Leistungen sind ehrenamtlich und daher kostenlos und die Behördenengel unterliegen der Schweigepflicht. Sie helfen beim Besuch von Ämtern, beim Schreiben von Briefen, beim Verstehen des Inhalts von Behördenbriefen und bei Gesprächsterminen.

Unsere Behördenengel bekommen auch Schulungen.
Nora Welsch, Behindertenbeauftragte

Für das neue Projekt werden derzeit noch weitere „Behördenengel“ gesucht. Diese benötigen keine speziellen Vorkenntnisse. „Unsere Behördenengel bekommen auch Schulungen. So können sie noch besser helfen. Die Behördenengel kennen dann viele Stellen, die ihren Schützlingen weiterhelfen können“, versichert Welsch.

Erster Behördenengel hilft Türkin bei Formularen und Anträgen für ihr Kind

Mehtap Döger erzählte, wie es dazu kam, dass sie als eine der Ersten zum „Behördenengel“ wurde. Coronabedingt hatte sie in ihrem Job als Rezeptionistin in einem Hotel nichts mehr zu tun, auch ihr ehrenamtliches Engagement im deutsch-türkischen Kultur-und Bildungsverein ruhte aufgrund der Pandemie. Deshalb fragte sie bei der Stadtverwaltung nach, ob es dort eine sinnvolle Betätigung für sie gebe.

Die Behindertenbeauftragte hatte gleich einen passenden Fall für sie: Eine Türkin, die kaum deutsch spricht und Schwierigkeiten damit hat, all die Formulare und Anträge für ihr behindertes Kind auszufüllen – und da fällt Vieles an. Schon für den Transport des behinderten Kindes ist ein Schein erforderlich, den sich die Frau mangels Deutschkenntnissen nur schwer allein besorgen kann.

Das lässt sich organisieren.
Mehtap Döger, Behördenengel

Inzwischen hilft Mehtap Döger der Frau regelmäßig, obwohl sie inzwischen auch wieder ganz normal in ihrem Beruf arbeitet. „Aber das lässt sich organisieren“, meint sie und strahlt zuversichtlich. Denn sie weiß, wenn es zu viel wird, dann wird Nora Welsch im Gespräch mit allen Beteiligten nach einer passenden Lösung suchen.

Service

Flyer mit Infos für weitere Helfer und für Hilfesuchende liegen unter anderem im Fachbereich Bildung und Soziales im Gewerbepark Cité 1 und im Bürgerbüro aus.

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