Samstagmorgen. Die Sonne scheint bei noch kühlen Temperaturen. Das beschauliche Neuweier ist längst erwacht, denn dies ist der Tag der traditionellen Schrottsammlung des örtlichen Turnvereins, erstmals in Kooperation mit dem Musikverein.
Vor vielen Häusern liegen bereits Gegenstände wie Antennen, Räder oder Drähte und warten auf die Abholung. Matthias Velten, der die Aktion koordiniert, steht am Sammelplatz hinter der Winzergenossenschaft und bemüht sich, die Übersicht zu behalten.
Corona als zusätzliche Herausforderung
„Wir ordnen uns gerade noch“, sagt er, und wenn er keine Maske trüge, sähe man ihn vermutlich grinsen. Das „Ordnen“ ist in diesem Fall eine größere Herausforderung als sonst, denn das von den Vereinen vorab erarbeitete Hygienekonzept musste noch einmal verschärft werden, wie Velten erzählt.
Das bedeutet, dass die etwa 25 Helfer, die hier heute im Einsatz sind, auch im Freien stets Maske tragen und Abstände wahren müssen. Die Teams, die mit Pkw oder Traktor und Anhängern unterwegs sind, dürfen nur aus einem Haushalt plus maximal einer weiteren Person bestehen.
Das bedeutet auch, dass die Presse nicht, wie geplant, ein Fahrerteam begleiten kann, sonst käme die personelle Konstellation zusätzlich ins Wanken. Doch an Flexibilität ist man in Pandemiezeiten ja längst gewöhnt. Es bleibt beim Gespräch am Sammelplatz, wo zwei gigantische Container stehen.
Vom Opa bis zum Enkel
Die Männer kommen und gehen, höchst beschäftigt ist auch der erst 13-jährige Elias. Mit Handschuhen bestückt, transportiert er gerade Metall-Latten von einem Anhänger zum Container. Nein, sagt er auf Anfrage, das sei nicht das erste Mal, dass er sich hier beteilige. „Das macht mir Spaß!“ Sein Onkel und Opa seien auch vor Ort, ergänzt Velten. Gleich drei Turner-Generationen also, die sich ehrenamtlich einbringen.
Velten ist auch seit Jahren dabei, und doch gibt es immer wieder entsorgte Objekte, die ihn überraschen. Heute zum Beispiel ein geradezu historisch anmutender Pflug. Er selbst hat unter anderem einen Heimtrainer, Blumenkübel und das Gestell eines Bügelbretts mitgebracht.
Am Ende können wir immer so um die 20 Tonnen übergeben.Matthias Velten, Koordinator der Schrottsammlung
„Keiner von uns ist mit leerem Anhänger hier erschienen“, sagt er. Alljährlich landeten etwa Fensterrahmen, Garagentore, Räder und Weinbaugeräte im Container; viele Bürger horteten ihren Schrott sogar ganz bewusst bis zur Vereinssammlung, um zu helfen, die Kassen ein wenig zu füllen. „Am Ende können wir der Firma Loacker in Karlsruhe, die auch die Container bringt, immer so um die 20 Tonnen übergeben.“
Velten deutet zu einem älteren Herrn, der die Männer ab und an „dirigiert“. „Das ist übrigens Georg Weber, er ist vom Fach und organisiert die Container für uns. Außerdem beaufsichtigt er die Arbeiten. Aluminium und Kupfer müssen separat gelagert werden, das verbessert den Endpreis.“
Uns wenigstens hier mal zu sehen, ist eine willkommene Abwechslung.Matthias Velten, Koordinator der Schrottsammlung
Trotz der mehrstündigen, körperlich teils anstrengenden Aktion hat Velten zugleich Freude daran – besonders in diesen Zeiten: „Wir haben wegen Corona seit einem Jahr kein Training. Uns wenigstens hier mal zu sehen, ist eine willkommene Abwechslung.“
Auch die Frauen der Vereine helfen mit
Wenn auch mit Maske, auf Abstand und stets in Aktion: Die Stimmung unter den Helfern ist gut, und spätestens bei der ersten Kaffee-und-Kuchen-Pause, die Frauen aus Vereinsreihen organisieren, dürfte auch die Hektik vorübergehend abflauen. Ein weiteres Mal, sagt Velten mit Blick gen Himmel, spiele an diesem Tag zudem das Wetter perfekt mit.
Dann allerdings muss er sich wieder um den Ablauf der Aktion kümmern. Gerade die Runde durch Neuweier – später folgen Steinbach und Varnhalt – sollte schnellstmöglich abgeschlossen sein, erklärt er noch: „Samstags kommen hier immer Schrotthändler aus der Pfalz durch. Die haben schon mal Gegenstände mitgenommen, die für uns bestimmt waren.“ Das werden die Männer heute zu verhindern wissen.