
Mitglieder der Feuerwehr Steinbach haben Anfang des Jahres eine Zusatzausbildung absolviert und sind jetzt in dem Verein „Region der Lebensretter“ als potenzielle Ersthelfer registriert. Die 14 Männer und eine Frau haben dafür auf ihrem Handy die gleichnamige App installiert, durch die sie schnellst möglich zu einem Menschen gerufen werden können, der einen Herz-Kreislauf-Stillstand erlitten hat.
„Ich bin seit dem 3. Januar, dem Tag der Fortbildung, schon dreimal alarmiert worden“, sagt Abteilungskommandant Andreas Birnbreier. Er unterstreicht damit den hohen Bedarf an Menschen wie ihm, die andere wiederbeleben können. Wie der 50-Jährige berichtet, hätten Notfallmediziner aus Freiburg das Konzept für die „Region der Lebensretter“ im Jahr 2012 entwickelt.
Ich bin schon dreimal alarmiert worden.Andreas Birnbreier, Kommandant
Rund 50.000 Menschen in Deutschland erleiden jedes Jahr einen Herzstillstand und müssen reanimiert werden. Sieben bis neun Minuten brauchen die Helfer im Durchschnitt, bis sie bei ihrem Patienten sind. Nur zehn bis 15 Prozent der Betroffenen überleben. Die Überlebensrate steigt auf 50 Prozent, wenn es den Rettern gelingt, schon innerhalb der ersten vier Minuten vor Ort zu sein.
Die Freiburger Ärzte wollen daher das Potenzial von medizinisch vorgebildeten Menschen besser nutzen, die sich möglicherweise gerade in der Nähe eines Patienten befinden. Zu diesem Personenkreis gehören auch Feuerwehrmitglieder, die regelmäßig ihr Wissen über erste Hilfe auffrischen und erweitern müssen.
Integrierte Leitstelle Rastatt aktiviert die App
Geht in der Integrierten Leitstelle in Rastatt ein Notruf ein, sieht der Einsatzleiter, ob ein registrierter Ersthelfer in der Nähe des Patienten ist. Falls ja, wird dieser sofort per App benachrichtigt: „Es ertönt ein Alarmton und die App öffnet sich“, beschreibt Birnbreier das Prozedere. Falls er übernehmen kann, werden dem Ersthelfer die Einsatzdaten übermittelt und er kann sofort zu dem Patienten eilen.
Ein zweiter Retter erfährt, wo sich der nächste öffentlich zugängliche Defibrillator befindet und holt diesen. Und ein dritter Ersthelfer macht sich wiederum unverzüglich auf dem Weg zum Patienten. Er soll den ersten Retter bei der anstrengenden Herz-Druckmassage unterstützen, bis der Defibrillator herbeigeschafft ist.
Notfallrucksäcke kosten 100 Euro pro Stück
Zu der Ausrüstung der Ersthelfer gehört neben der App ein Notfallrucksack, in dem sich unter anderem Beatmungsbeutel, Mundschutz, Handschuhen und Schutzbrille befinden. Auch eine Warnweste ist dabei. „Das ist wichtig, damit Notarzt und Sanitäter später wissen, es sind keine medizinischen Laien am Werk“, sagt Birnbreier.
Allerdings sind diese Rucksäcke nicht billig, einer kostet fast 100 Euro. Während die Helfer der Feuerwehr in Steinbach noch überlegten, wie sie das Geld auftreiben könnte, meldete sich unerwartet ein Geldgeber. Die ortsansässige Firma Schöck klopfte genau zum richtigen Zeitpunkt bei den Floriansjüngern an und signalisierte ihre Bereitschaft, der Feuerwehr eine Spende zukommen zu lassen.
Schnell wurde man sich einig, wofür man das zugesagte Geld verwenden wollte. Am 9. Februar fuhren Birnbreier und seine Feuerwehrkollegen Manuel Senn und Ralf Schaff, stilgerecht mit einem Feuerwehrauto, bei Schöck auf den Hof und nahmen vom Kaufmännischen Vorstand Thomas Stürzl einen Scheck in Höhe von 2.000 Euro in Empfang.
Damit konnten 20 Ersthelferrucksäcke angeschafft werden. Unterdessen haben sich weitere Aktive der Steinbacher Feuerwehr gemeldet, die die Zusatzausbildung ebenfalls absolvieren möchten. Spenden für zusätzliche Ersthelferrucksäcke sind deshalb willkommen.