Es schien so, als sei der Flohmarkt schmerzlich vermisst worden. Bereits am sehr frühen Morgen bewegten sich Menschentrauben zwischen den Ständen in der sonnigen Lichtentaler Allee, es wurde viel gekauft, Besucher wie Anbieter zeigten sich in strahlender Laune.
Händler wieder im Mittelgang
Nachdem der Auftaktflohmarkt im April dem schlechten Wetter zum Opfer gefallen war und am 10. September nachgeholt wird, hatte Organisator Klaus Scheppe diesmal 130 Stände vergeben. Die meisten Anbieter nehmen gleich einen Ausweis, mit dem sie für alle Termine denselben Standort buchen.
Erstmals durfte der Mittelgang wieder belegt werden, der monatelang wegen Corona gesperrt war, um drangvolle Enge zu vermeiden. Händler wie Besucher reisen wegen des besonderen Flairs dieses Flohmarktes von weit her an, bis aus dem Saarland oder dem Stuttgarter Raum.
Schnäppchenjäger kommen früh am Morgen
Sammler oder ganz ausgeprägte Schnäppchenjäger stünden schon morgens um halb sechs an den Fahrzeugen und würden am liebsten noch vor dem Ausladen die Ware durchstöbern, erzählt Scheppe von seinen Erfahrungen.
Derweil trägt gerade eine überglückliche Käuferin ihre froschgrüne Balkongarnitur aus zwei Eisenstühlen und einem Klapptisch unter dem Arm vorbei. Monets berühmter Seerosenteich wechselt als großformatiger Druck den Besitzer, ebenso prächtig blühender Lavendel im wunderschönen Übertopf.
„Was ist es Ihnen wert?“ ist die obligatorische Frage bei Spielzeug, Nippes, Kleidung oder Dekoartikeln. Die Büste eines übergroßen Tutanchamun in leuchtendem Königsblau mit viel „Gold“ wartet auf Bewunderer, beim Parfum für Männer wird man sich dagegen schnell handelseinig.
Straußenfeder weckt Erinnerungen
„Sie haben mir damals eine Straußenfeder verkauft, die Glück bringen soll, und ich Ihnen dafür Stoff für ein Kleid“, treffen sich nach 17 Jahren zwei Damen auf dem Flohmarkt wieder. Als ein potenzieller Kunde seine begehrte Glocke zum Testen läutet, ruft es prompt ein paar Meter weiter „Lumpen, Alteisen“, so wie früher eben.
Mit der Zeit schauen die Anbieter eines großen Spiegels etwas grimmig, da ständig jemand vom Kleiderstand gegenüber gesprungen kommt,um sich darin zu begutachten. Aber immer mit einem netten Wort auf den Lippen.