An der Fensterfront des Schwimmhalle des Bertholdbads in Baden-Baden ist die Zeit nicht spurlos vorbeigegangen. Teilflächen sind nahezu blind, manche sogar gesprungen. Das ist kein schöner Anblick, weder von innen noch von außen.
Weil die Glasfront zudem bereits über fünf Jahrzehnte auf dem Buckel hat, entspricht sie längst nicht mehr den aktuellen Standards. Experten der Stadtwerke empfehlen eine Sanierung. Dafür muss die von großen Finanzsorgen geplagte Stadt tief in ihre Taschen greifen.
Die Angelegenheit ist an diesem Mittwoch Thema im Betriebsausschuss der Stadtwerke. In der Obhut des kommunalen Energieversorgers befinden sich nicht nur der Nahverkehr und die Merkur-Bergbahn, sondern auch Parkhäuser und Bäder wie das Bertholdbad an der Ludwig-Wilhelm-Straße und in der Nachbarschaft Lichtentaler Allee sowie der Gönner-Anlage.
Dieser Park wurde vom deutsch-amerikanischen Kaffeekönig Hermann Sielcken gestiftet und nach dem Baden-Badener Oberbürgermeister Albert Gönner benannt. Entworfen wurde er von dem Künstler und Architekten Max Laeuger und zwischen den Jahren 1909 und 1912 realisiert.
Bad hat stadtbildprägende Funktion
Der direkt an der Oos gelegene Park ist mit der weltberühmten Lichtentaler Allee eines von vielen beliebten Zielen in der Bäderstadt. Daher kommt auch der Optik des angrenzenden Bertholdbades eine besondere Bedeutung zu, zumal die Immobilie ebenfalls innerhalb eines denkmalgeschützten Areals steht.
Auf die stadtbildprägende Funktion des Hallen- und Freibades weisen die Stadtwerke in der Beschlussvorlage für die Ausschussmitglieder ausdrücklich hin.
Sanierung muss mit Denkmalschutz abgestimmt werden
Dieser Hintergrund hat zur Folge, dass die geplante Sanierung der Fensterflächen der Schwimmhalle mit dem Denkmalschutz abgestimmt werden muss.
Auch artenschutzrechtliche Vorgaben müssen berücksichtigt werden: Gemeint ist Vogelschlag. Die Kollision mit Glas ist nach Angaben des Bundes für Umweltwelt und Naturschutz (Bund) einer der größten Gefahren für Vögel.
Über 18 Millionen verunglücken demnach jedes Jahr in Deutschland an Fenstern und Glasfassaden. Dabei gibt es laut Bund wirksame Abhilfe, etwa mit Markierungen auf den Fensterflächen.
Fensterfront stammt aus dem Jahr 1970
Die Sanierung der Fensterfront aus dem Jahr 1970 ist mit Kosten von rund 395.000 Euro veranschlagt. Ein Aspekt, der vor allem für die Sanierung spricht, ist die energetische Einsparung.
Ein Austausch der Fensterfront könnte den U-Wert deutlich verbessern: von 3,8 auf 1,2. Zur Erklärung: Je kleiner der U-Wert, desto kleiner sind die Wärmeverluste nach außen und dementsprechend geringer der Energieverbrauch.
In einem Jahr können nach Angaben der Stadtwerke so künftig rund 129.000 Kilowattstunden eingespart werden. Das entspricht dem durchschnittlichen Verbrauch von über 50 Zwei-Personen-Haushalten.
Über 20 Jahre gerechnet summiert sich das auf 2,58 Millionen Kilowattstunden. Mit einer sanierten Fensterfront kann die Stadt Baden-Baden nach den Berechnungen der Stadtwerke somit in zwei Jahrzehnten 258 Tonnen des Treibhausgases CO2 vermeiden.
Drei Szenarien zur Wirtschaftlichkeit
Bei der Betrachtung der Wirtschaftlichkeit der Sanierung der Fensterfront im Bertholdbad haben die Stadtwerke drei Szenarien angestellt und dafür unterschiedliche Entwicklungen beim Energiepreis und der CO2-Abgabe zugrunde gelegt. In der „Basis“-Variante werden über einen Zeitraum von 20 Jahren 35 Prozent der Kosten eingespart.
Im besten Fall wären die Ausgaben nach zwei Jahrzehnten durch Kosteneinsparungen bereits ausgeglichen.
Stadtwerke empfehlen Sanierung
Egal, wie sich Energiekosten und CO2-Abgabe entwickeln, die Stadtwerke empfehlen die Sanierung. Dafür sprechen nach Angaben des Energieversorgers gleich mehrere Gründe: die Energieeinsparung, die daraus resultierende CO2-Vermeidung, die optische Aufwertung und die Verbesserung des Stadtbildes.
In der Schwimmhalle des Bertholdbades können sich Besucher auf ein Kombi-Becken mit Schwimm- und Nichtschwimmerbereich und einem 1-Meter- sowie 3-Meter-Sprungbrett freuen. Die Freibadsaison ist bereits beendet.