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Oldtimer-Meeting

„Brezel“ springt für „Luxus-Käfer“ auf dem Oldtimer-Meeting in Baden-Baden ein

In Europa ist das goldgelbe VW-Cabrio von 1957 wohl einzigartig. Mit ihm wollte Martin Walter am Oldtimer-Meeting in Baden-Baden teilnehmen. Doch es gab Probleme. Jetzt zeigt er seinen Brezelkäfer.

Luxus-Käfer mit einzigartiger Farbgebung: Martin Walter wollte beim Oldtimer-Meeting in Baden-Baden erstmals sein frisch restauriertes VW-Cabrio von 1957 präsentieren. Doch das Auto hat technische Probleme. Jetzt springt der „Brezelkäfer“ ein.
Martin Walter wollte beim Oldtimer-Meeting in Baden-Baden erstmals sein frisch restauriertes VW-Cabrio von 1957 präsentieren. Foto: Ralf Joachim Kraft

Die Fensterschachtdichtungen sind endlich verbaut, die Kabel für die Winker verlegt. „Ein Freund will mir noch ein spezielles Teil drehen, damit ich die Lehne der Rückbank richtig verschrauben kann“, sagt Martin Walter, als er vor einigen Tagen kurz nach Feierabend bei sich zu Hause in Kuppenheim-Oberndorf eintrifft. Er öffnet die Garage. Das Fahrzeug, das dort zum Vorschein kommt, ist ein Schmuckstück in Diamantgrün.

Behutsam schiebt der Rastatter Kreisarchivar das metallisch glänzende, bei Sonnenschein goldgelb schimmernde VW-Cabriolet von Juni 1957 auf den Hof. „Von diesen Autos gibt es weltweit nur noch ganz wenige. Außerdem dürfte meines europaweit das einzige mit dieser total schrägen Farbgebung sein, die der Wagen bereits bei seiner Auslieferung hatte“, vermutet Walter, der nur in den USA ein zweites ausfindig gemacht hat.

Beim Oldtimer-Meeting in Baden-Baden wollte er diesen außergewöhnlichen, mit großem Aufwand und viel Liebe zum Detail restaurierten „Luxus-Käfer“ erstmals der Öffentlichkeit präsentieren. Doch es kam „leider anders als geplant“. Bis zuletzt hat Walter, der seit 1997 mit verschiedenen Volkswagen an der Traditionsveranstaltung teilnimmt, „mit Hochdruck und echter Leidenschaft“ an seinem Käfer geschraubt.

„Und ich bin auch soweit fertig geworden. Bedauerlicherweise bereitet aber die Technik Probleme. Der Motor bekommt kein Benzin.“ Woran das liege, wisse er nicht. Da ihm zur Reparatur keine Zeit mehr bleibe, müsse er schweren Herzens das Cabrio zu Hause lassen. „Ich komme dafür aber mit dem Brezelkäfer von 1952, den ich schon mehrfach beim Oldtimer-Meeting gezeigt habe.“

Für den Oldtimer-Fan aus Rastatt kommt das Fahren nicht an erster Stelle

Warum diese Vorliebe für VW-Käfer? „Weil diese Autos, die Fans in aller Welt haben, einfach die Seele berühren“, erklärt der Kreisarchivar, der bereits zum 18. Geburtstag von seinem Vater einen Käfer von 1958 geschenkt bekam. „Den halte ich bis heute in Ehren.“

An seinem ein Jahr älteren Cabrio, das erst 78.000 Kilometer auf dem Buckel hat, gab es unterdessen noch einiges zu tun. Denn mal klemmte es hier, mal fehlte noch eine Kleinigkeit dort. Mit der vor mehr als 30 Jahren gestarteten Restaurierung beschritt der passionierte Bastler und Schrauber „einen steinigen Weg“, wie er sagt.

Auf der anderen Seite ist der Weg das Ziel, denn: „Ich restauriere um des Restaurierens willen und möchte einen Schatz wieder auf die Straße bringen.“ Aufs Fahren komme es ihm dabei gar nicht so sehr an, sagt er.

Walters „Reise zurück in die quietschbunten Jahre des deutschen Wirtschaftswunders“ begann 1990. Damals kaufte der Oldtimer-Fan das bei Karmann in Osnabrück gebaute Ovali-Cabrio für 6.500 Mark aus zweiter Hand. Erst war es in Köln unterwegs – „und später in Berlin, wo es wohl einige Zeit auch im Freien stand“.

Zwar war das Auto „in einem katastrophalen Zustand“. Doch wo andere vielleicht nur Schrott gesehen hätten, erkannte Walter die Perle, „die ich so originalgetreu wie möglich wiederherstellen wollte“. Im Frühjahr 1990 begann er das Cabrio zu zerlegen, widmete sich der Karosserie, besorgte ein neues Verdeck.

Wie Rastatter Martin Walter sein VW-Cabrio restaurierte

Dann ließ er die Arbeit ruhen, „weil ich mich lieber anderen Fahrzeugen widmen wollte“. Erst 2015 nahm er die Arbeit wieder auf und begann ein zweites Mal mit der Restaurierung. Nun richtig, wie er sagt. Seither erhebt sich der offene Käfer wie Phönix aus der Asche. Als größte Herausforderung entpuppte sich die Wiederherstellung der Karosserie. Das Auto hatte zwei leichte Unfallschäden, war mehrfach geschweißt worden. Alle tragenden Elemente waren hinüber, überall fand sich Rost.

Der Automobil-Enthusiast ließ die Karosserie sandstrahlen, brachte das Auto zu einem Karosseriebauer ins polnische Wroclaw, dem vormaligen Breslau. „Alles was an dem Auto rettbar war, konnte ich verwenden und aufarbeiten“, berichtet Walter, der großen Wert auf Originalteile legt. Was nicht mehr vorhanden oder zu verwenden war, wurde bestellt oder getauscht.

Stolz präsentiert der 55-Jährige den im Heck platzierten, völlig auseinander genommenen und wiederaufgebauten originalen Motor. Erhalten geblieben war auch die originale Innenausstattung. Doch auch sie musste überarbeitet werden. „Die Sitze aus hellbeigem Kunstleder habe ich komplett zerlegt, die Federkerne wurden neu angefertigt.“

Außerdem seien die Sitze frisch mit gepresstem Rosshaar gepolstert worden. „Das war eine Sisyphusarbeit.“ Unglaublich viel Geduld und Hunderte Arbeitsstunden stecken in der Restaurierung des Viersitzers, „der eigentlich ein Fünfsitzer ist“. Doch die Mühe hat sich gelohnt. „Und irgendwann wird der Käfer auch wunderbar fahren“, ist sich Walter sicher.

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