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Von der römischen Siedlung zum Welterbe

Baden-Baden-Kenner beschreibt das kulturelle Erbe der Bäderstadt

Lesestoff für Baden-Baden-Fans: Ein Kenner der Bäderstadt beschreibt das kulturelle Erbe der Welterbe-Stadt. In dem Buch geht es auch um badische Großherzöge, Kaiser, hochrangige Politiker und Künstler, die an der Oos Spuren hinterlassen haben.

Das Bismarck-Denkmal an den Jesuitenstaffeln beim Rathaus in der Altstadt von Baden-Baden ist 13 Meter hoch.
Stattlicher Koloss: Das Bismarck-Denkmal an den Jesuitenstaffeln beim Rathaus in der Altstadt von Baden-Baden ist 13 Meter hoch. Foto: Bernd Kamleitner

Erst gab es eine römische Siedlung mit Thermen. Später waren hölzerne Zuber in Bade-Herbergen angesagt. Anschließend folgte eine Glanzzeit als Sommerresidenz Europas. Inzwischen ist die Stadt mit dem Titel Weltkulturerbe dekoriert.

Wer mehr über die Geschichte und Persönlichkeiten der Baden-Baden erfahren möchte, findet spannenden Lesestoff in einem neuen Buch.

Baden-Baden ist die Heimatstadt des Autors

Der rund 240-seitige Band mit dem Titel „Baden-Baden - Sein kulturelles Erbe“ stammt aus der Feder eines gebürtigen Baden-Badeners.

Jochen A. Pfisterer, Jahrgang 1943, ist an der Oos aufgewachsen, lebt hier und fühlt sich mit seiner Heimatstadt eng verbunden.

In Baden-Baden ist der heute 78-Jährige kein Unbekannter: Er unterrichtete am Richard-Wagner-Gymnasium die Fächer Biologie, Chemie und Kunst. Gut drei Jahre hat er am Buchprojekt gearbeitet und viele Quellen ausgewertet. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Unterhaltsamer Streifzug durch die Kulturgeschichte

Mit dem Autor begibt sich der Leser auf einen unterhaltsamen Streifzug durch die Kulturgeschichte der Stadt. Der geht über vielfach eher oberflächliches Reiseführerwissen hinaus. Selbst Einheimische, die glauben, über ihre Heimat gut informiert zu sein, erfahren Hintergründe und die eine oder andere Anekdote.

Das Kurhaus, erbaut von Friedrich Weinbrenner, ist eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Bäderstadt.
Baden-Badener Postkarten-Idylle: Das Kurhaus, erbaut von Friedrich Weinbrenner, ist eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Bäderstadt. Foto: Bernd Kamleitner

Natürlich stellt Pfisterer herausragende Bauwerke und Sehenswürdigkeiten wie das im klassizistischen Stil von Friedrich Weinbrenner erbaute Kurhaus oder das Theater vor. Wer es nicht weiß: Die von 1860 bis 1862 gebaute Bühne ist ein Beispiel für Neobarock.

Bernharduskirche mit Alleinstellungsmerkmal

Mit dem Band will der Autor auch über das Konglomerat unterschiedlicher Stilepochen in der Bäderstadt aufklären. Dabei erfährt der Leser etwa, dass die Bernharduskirche die einzige im Jugendstil erbaut katholische Kirche in der Erzdiözese Freiburg ist.

Ein von Einheimischen und Gästen oft übersehenes Kleinod ist zudem ein kleiner Park am Florentinerberg nahe dem Marktplatz und der Stiftskirche. Das Gotteshaus thront in der Altstadt über Baden-Baden auf römischen Mauerresten der sogenannten Kaiserbäder.

Kleinod am Florentinerberg

In dem Park wachsen Pflanzen, die ansonsten eher in Zonen mit milderem Kleinklima gedeihen, etwa in Florenz oder in Baden-Badens französischer Partnerstadt Menton an der Côte d’Azur. „Das ist einmalig in Zentraleuropa“, findet der Pflanzenexperte Pfisterer.

Dass die weltberühmte Lichtentaler Allee schon im 16. Jahrhundert eine Eichenallee als Vorläufer hatte, dürfte auch nicht jedem geläufig sein.

Zwischen dem Goetheplatz am Theater und den heutigen Tennisplätzen boten die Bäume Reitern, Kutschen und Fußgängern Schutz vor Sonne, Wind und Regen.

Stattliches Denkmal für den „Eisernen Kanzler“

Bauwerke und Parks sind aber nur ein Teil des Buches. Im zweiten geht es um badische Großherzöge, Kaiser, hochrangige Politiker und Künstler, die in Baden-Baden Spuren hinterlassen haben.

Ein 13 Meter hohes Denkmal erinnert nahe dem Rathaus an den Jesutienstaffeln an den ehemaligen Kanzler des Deutschen Reiches, Fürst Otto von Bismarck.

 das Theater Baden-Baden - hier der Spiegelsaal.
Von 1860 bis 1862 erbaut: das Theater Baden-Baden - hier der Spiegelsaal. Das Haus ist ein Beispiel für Neobarock. Foto: Bernd Kamleitner

Der Steinkoloss des Ettlinger Künstlers Oskar Alexander Kiefer könnte das letzte Bismark-Denkmal sein, das in Deutschland fertiggestellt wurde., mutmaßt Pfisterer.

Einweihung im Stillen

Die Einweihung zum 100. Geburtstag des „Eisernen Kanzlers“ am 31. März 1915 scheiterte. Das Werk war nicht fertig. Drei Monate später wurde es seiner Bestimmung übergeben - in aller Stille. Deutschland war im Krieg mit Frankreich. Die Menschen hatten andere Sorgen.

Die Buch-Lektüre ist eine Einladung, die Stadt zu erkunden. „Jeder Spaziergang durch die Stadt, ihre Gassen, über Plätze und Parks lässt immer wieder neue Details entdecken“, schreibt Pfisterer in seinem Vorwort.

Illustriert ist der Band mit ansprechenden Schwarz-Weiss-Zeichnungen des Autors. Zeichnungen gaben auch den Anstoß für das Buchprojekt.

Geburtstagsgeschenk gab Anstoß für Buchprojekt

Pfisterer suchte vor Jahren nach einem passenden Geschenk für den 90. Geburtstag seiner Cousine. Dabei stand er vor einer Frage, die viele Menschen bei ähnlichen Anlässen beschäftigt: „Was schenkst du jemandem, der eigentlich alles hat?“ Die Antwort war originell: Der Kunsterzieher fertigte für die Dame zwölf Zeichnungen von Plätzen und Gebäuden in der Stadt an.

Ein befreundeter Künstler, der die Motive eher zufällig sah, ermutigte Pfisterer, daraus mehr zu machen. Die erste Idee, einen Kalender zu gestalten, wurde rasch verworfen. „Der ist nach zwölf Monaten Altpapier“, sagt der Buchautor im Rückblick. Ein Gedanke seiner Frau fiel dagegen auf fruchtbaren Boden: „Du kannst doch was dazu schreiben.“

Autor veröffentlicht auch naturwissenschaftliche Schriften

Da Pfisterer parallel zum Lehrerberuf wissenschaftlich tätig war, war ihm das Schreiben tatsächlich nicht fremd. Aus seiner Feder stammen über 100 naturwissenschaftliche Publikationen.

Die drei Kapitel, die er beim Aquensis-Verlag zum kulturellen Erbe Baden-Badens im leichten Plauderton aber mit fundiertem Wissen vorlegte, kamen an. Das Buchprojekt nahm seinen Lauf. Jetzt ist das Werk im Buchhandel erhältlich.

Buchtipp

Jochen A. Pfisterer, Baden-Baden - Sein kulturelles Erbe, 244 Seiten, Aquensis Verlag, 18 Euro, ISBN 978-3-95457-226-7

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