
Ihre Kunst ist eine vergängliche. Im Festspielhaus Baden-Baden haben die Werke der Künstler der Berliner Gruppe TapeOver aber länger Bestand als zunächst geplant.
Die zum Takeover-Festival am vergangenen Wochenende entstandenen farbenfrohen Klebebilder an Wänden, Säulen und auf dem Fußboden von Deutschlands größtem Opernhaus bleiben noch bis zum Ende des Gastspiels des Musicals „West Side Story“ an diesem Sonntag. Zwei Motive sollen das Festspielhaus sogar dauerhaft schmücken.
Die internationale Künstlergruppe TapeOver hat ihre Ursprünge in den Elektro-Clubs der Hauptstadt. Dort fanden die Klebebild-Künstler ihre ersten kreativen Spielwiesen. Ihr Stil beinhaltet Elemente der Street Art und von Urban Art - gemeint ist Aktionskunst im öffentlichen Raum.
Jedes Kunstwerk ist eine einzigartige Interpretation unserer Wahrnehmung.TakeOver , Künstler-Gruppe
Wenn ein neues Kunstwerk entsteht, wird der Ort, in dem es geschaffen wird, mit einbezogen. „Jedes Kunstwerk ist eine einzigartige Interpretation unserer Wahrnehmung“, heißt es dazu auf der Homepage von TapeOver.

Das gilt auch für die Werke, die im Festspielhaus entstanden sind. Bezüge zum Baden-Badener Kultur-Leuchtturm sind in Formen und Designs der Klebebilder unübersehbar. Erkennbar sind etwa Formen, die eine Verbindung zu Saiten- und Tasteninstrumenten herstellen beziehungsweise diese andeuten.
Kunst mit Schere, Cutter-Messer und Klebefolie

Die beiden TapeOver-Künstler Stephan von Kuyk und Megawati Triadiani hatten dafür nicht nur Scheren und Cutter-Messer aus Berlin mitgebracht, sondern auch rund 60 Kilo Klebefolien.
„Wenn man es nicht weiß, denkt man nicht daran, dass die Folien wieder abgezogen werden können“, sagt Festspielhaus-Sprecherin Julia Lonkwitz. Bislang halten die Werke aber gut.
Auch auf dem Fliesenboden. Dort haben die Veranstaltungsbesucher mit ihren Schuhsohlen hier und da aber schon Spuren hinterlassen. Das ist verschmerzbar und kommt nicht unerwartet. Die Klebebilder sollen auch leicht wieder abgemacht werden können, erklärt Lonkwitz.
Von diesem Schicksal werden zwei TapeOver-Wandkreationen im Obergeschoss verschont. Diese beiden Werke sollen dauerhaft bleiben. Eines davon ist in einem Workshop von Gleis1 mit den Profi-Klebe-Künstlern entstanden.
Club für junge Kulturinteressierte
Gleis1 ist der junge Kulturclub des Festspielhauses für Kulturinteressierte im Alter von 18 bis 35 Jahren. Der ermöglicht den Mitgliedern exklusive Festspielhaus-Momente wie Workshops und Künstler-Begegnungen. Der Club umfasst derzeit etwa 120 Interessierte.
Der Kreis hatte sich bei der Premiere des Takeover-Festivals im Jahr 2022 gegründet. Das Festival richtet sich vornehmlich an junges Publikum. Den Festspielhaus-Programmmachern dient es als Spielweise, um neue Formate zu testen. Im Mittelpunkt standen dabei unter anderem Veranstaltungen, bei denen Besucher Künstler hautnah erleben konnten.


Das Festival stieß auch bei anderen Konzerthäusern auf großes Interesse. Das dreitägige Takeover-Spektakel mit Workshops und Konzerten verfolgten Vertreter der European Concert Hall Organisation (ECHO). Die Organisation wurde 1991 von den Intendanten von Europas bedeutendsten Konzerthäusern gegründet. Inzwischen fördert das Netzwerk der 24 größten europäischen Konzerthäuser den Austausch dieser Institutionen.
Ziel ist es, gemeinsam Impulse für die Entwicklung des Konzertlebens der Zukunft zu geben. In die Bäderstadt waren Vertreter aus Lissabon, Amsterdam, Stockholm, Wien, Köln, Hamburg, Brüssel und Warschau gereist, teilt das Festspielhaus mit.
Im Festspielhaus beginnen an diesem Montag die ersten Proben für die Osterfestspiele (1 bis 10. April) mit den Berliner Philharmonikern, einem der weltbesten Orchester. Zu sehen und zu hören ist die Neuinszenierung von „Die Frau ohne Schatten“. Das Werk gilt aus die opulenteste Oper von Richard Strauss.
Neben Solisten der Berliner Philharmoniker wird auch die international renommierte Regisseurin Lydia Steier zum Wochenbeginn in Baden-Baden erwartet. Weitere Probenphasen sind für das Orchester in Berlin und schließlich vor den Osterfestspielen im Festspielhaus in Baden-Baden.