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Touristenattraktion

Ab 2023 elektrisch: Entschleunigte Stadtrundfahrt mit der Citybahn in Baden-Baden

Die Baden-Badener Touristenattraktion wird ab Ende Oktober auf Elektrobetrieb umgestellt. Ab 2023 fährt sie dann elektrisch.

Neben dem Theater nimmt der Zug Fahrgäste auf.
Nächster Halt Theater: Derzeit nimmt die Citybahn die Fahrgäste neben dem Theater statt vor den Kolonaden an Bord. Die Touristen werden unter anderem zum Fabergé-Museum, der Merkurtalstation oder auch dem Leo kutschiert. Foto: Christiane Krause-Dimmock

Die Baustellen in der Stadt mehren sich. Doch die Bahn fährt unverdrossen. Die Citybahn jedenfalls. Denn: Schienen braucht sie nicht. Folglich fällt es ihr vergleichsweise leicht, sich den verkehrstechnischen Gegebenheiten anzupassen.

Zudem, so verrät Besitzer Reiner Ellwanger, brauche das schmucke Züglein bald auch keinen Dieselkraftstoff mehr. Das E-Zeitalter macht auch vor dem touristischen Highlight nicht Halt.

Während Fahrer Dominique Lux sich in die kleine Lok setzt, wird hinter ihm in den Waggons schon mit den Kopfhörern experimentiert.

Wer bei den deutschen Ansagen auf sprachliche Handicaps zu stoßen droht, der kann hier zugreifen. Von Englisch über Türkisch bis hin zu Russisch und Japanisch reichen die Übersetzungen, die anschaulich und in knappen Worten erläutern, was es unterwegs so alles zu sehen gibt bei der rollenden Stadtbesichtigung, die entspannt am Fabergé-Museum, der Merkurtalstation, dem Leo und beispielsweise auch dem Bäderviertel vorbeituckert.

Bahn stoppt in Baden-Baden neben dem Theater statt den Kolonnaden

Ein wenig ungewohnt wirkt es auf den Einheimischen dabei schon, dass der weiße Blitz, der sich mit 25 Kilometern pro Stunden durch den Straßenverkehr bis hoch auf den Merkur schiebt, seit geraumer Zeit neben dem Theater stoppt und nicht mehr vor den Kolonaden.

Den auswärtigen Gästen scheint das allerdings nichts auszumachen. In Ermangelung einer adäquateren Sitzgelegenheit harren sie auf den Stufen des Theaters aus.

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Inzwischen hat die Citybahn offenbar internationalen Bekanntheitsgrad erlangt, wie Fahrer Lux von einer Reise seiner Cousine berichtet. „An der Chinesischen Mauer hat sie jemanden getroffen, der sie auf den Zug ansprach, als er hörte, dass sie aus Baden-Baden kommt.“

Das sei sehr lustig gewesen. Denn es gab schließlich auch Beweisfotos. „Muss ich nach China reisen, um Bilder von Dir zu sehen“, habe sie ihn nach der Rückkehr lachend gefragt.

Umrüstung auf Elektro Ende Oktober

Selbst dorthin zu fahren, das ließe sich wohl nicht machen, auch nicht, wenn jetzt am Ende der Saison ein großer Umbau erfolgen soll.

Die Bahn wird nämlich elektrisch. Besitzer Ellwanger steuert eine neue Ära des Zügleins an, das in der Stadt bereits seit dem Jahr 2000 zu sehen ist. Ende Oktober wird sie abgeholt und zur Firma e-cap transportiert, die die Umrüstung vornehmen wird.

Wir haben diesen Schritt ein Jahr vorbereitet.
Dominique Lux, Citybahn-Fahrer

Sowas lässt sich nicht übers Knie brechen. „Wir haben diesen Schritt rund ein Jahr lang vorbereitet.“ Im Februar war die Lok bereits bei e-cap, weil entsprechende Vermessungen vorgenommen werden mussten. In ein paar Wochen wird es dann ernst.

Dominique Lux ist der Fahrer der Citybahn
Dominique Lux ist der Fahrer der Citybahn Foto: Christiane Krause-Dimmock

Davon abgesehen, was sich unter der blütenweise Motorhaube der Lok befindet, steht nach jetzigem Stand der Dinge wohl fest, dass zumindest die Ansagen während der Fahrt davon unbehelligt bleiben werden.

Die nehmen mit in einen Schnellkurs Marke Baden-Baden, berichten – gesteuert vom Fahrersitz aus – vom Theater und seiner Eröffnung im Jahr 1862, verraten was es mit der „Gläsernen Brücke von Baden-Baden“ auf sich hat, wecken die Begeisterung für die botanischen Reize der Lichtentaler Allee, für Max Laeugers Wasserkunst am Paradies, die Battert-Felsen, diverse Schlösser und fußläufige Attraktionen.

Fahrgäste aus allen Generationen

Dabei sind es längst nicht nur Kinder, die voller Vorfreude die niedrigen Einstiege erklimmen. Die Fahrgäste gehören wohl jeglichen Generationen an, die immer wieder in den Genuss von freundlichen Winkern am Straßenrand kommen.

Sie sticht ins Auge, wenn sie durch die Allee rollt, am Stadtmuseum vorüberfährt und ein bisschen über das Gebäude, in dem städtische Schätze gezeigt werden, informiert. Da halten auch schon mal die Autos an, stellen die eigene Vorfahrt zurück und winken Dominique Lux zu, er möge passieren.

Anders als angesichts der Menschen der verschiedensten Nationen und der vielen Kinder, die zusteigen zu erwarten wäre, ist es im Zug trotz weit geöffneter Fenster sehr ruhig.

Ein Bähnle-Flow scheint die Fahrgäste zu erfassen. Irgendwie kommt es zu einer Entschleunigung, die dann und wann von den Ansagen durchbrochen wird. Mal sind es die Haltestellen, auf die der Fahrer hinweist, mal sind es die Highlights, deren Beschreibung vom Band eingespielt wird – Tipps zur Reisefortsetzung per pedes inklusive.

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