Kein Sommertheater 2021 im Baldreit. Für viele Fans der kleinen Bühne eine Enttäuschung. Seit die Inzidenzwerte sinken und viele kulturelle Einrichtungen ihre Bühnen wieder öffnen und Konzerte starten können, war auch die Hoffnung gewachsen, dass es unter den lauschigen Weinranken mitten in der Baden-Badener Altstadt auch wieder losgehen würde.
Schweren Herzens entschlossen sich Sommertheater-Intendantin Cornelia Bitsch und Tontechniker und Musiker Matthias Schulz, auch in diesem Jahr zu pausieren. Der Grund ist simpel: „Es rechnet sich einfach nicht unter Corona-Auflagen“, betont Cornelia Bitsch. Die 70 Plätze im Hinterhof könnten nur zur Hälfte gefüllt werden. „Unsere Gäste bekommen normalerweise ein Getränk frei und Flammenkuchen angeboten. Die Hälfte der Karten gehen zugunsten der angeschlossenen Weinstube im Baldreit“.
Mit den Einnahmen von dann 17 verbleibenden Karten, könne das Sommertheater nicht finanziert werden, denn auch die Gagen der Schauspieler und Musiker sind zu stemmen. Corona-Unterstützung, wie die großen Kultureinrichtungen, erhält das Sommertheater im Baldreit nicht.
Cornelia Bitsch sieht positive Entwicklungen für Kultur in der Corona-Pandemie
„Ich bin deswegen nicht böse. Ich bin erleichtert, dass die Theater wieder spielen. Es ist wichtig die Kultur zu unterstützen und diese Einrichtungen, wie das Festspielhaus oder die Volksschauspiele in Ötigheim, aufrechtzuerhalten“, so Cornelia Bitsch.
Das Schöne an der Pandemie ist, dass begriffen wurde, wie viel Umsatz die Kultur macht.Cornelia Bitsch, Intendantin Sommertheater im Baldreit
„Das Schöne an der Pandemie ist, dass begriffen wurde, wie viel Umsatz die Kultur macht, welchen Beitrag sie leistet, welche Nischen es gibt, wer da alles arbeitet. Das ist ein Schritt nach vorne, man hat begriffen und gesehen, wie viele Menschen da arbeiten und wie wichtig es ist, Häuser wie das Theater zu subventionieren und so aufrecht zu erhalten“, betont die Intendantin, die für das Theater brennt.
„Theater und Kultur ist notwendig für Seele und Geist“, findet die Regisseurin und Schauspielerin, die selbst Theaterstücke und Hörspiele schreibt und in der Vergangenheit Revuen für das Freilufttheater auf dem Hohenacker in Neuweier auflegte. Mit dem Streamen hat sie es während der Lockdowns nicht probiert. „Das ist nicht mein Metier, manche Kollegen sind darin jedoch recht erfolgreich“, weiß sie.
Neues Programm mit einem Mix an Veranstaltungen
Die Zeit ohne Theater hat Cornelia Bitsch genutzt, um Neues zu schreiben und für die Saison 2022 zu proben. Denn weitergehen wird es im Baldreit auf jeden Fall. Das nächste Programm wird wieder einen Mix an Veranstaltungen für das Publikum bereithalten. Es wird Konzerte, kabarettistische Veranstaltungen und regionale Künstler sowie Theater mit lokalem Bezug geben.
Auch ein Paarstück mit Berth Wesselmann ist geplant. Zudem Aufführungen für Kinder, denn Cornelia Bitsch ist es wichtig, in den Kleinsten den Keim Theater aufgehen zu lassen. „Wenn man Kinder für das Theater begeistern kann, dann wird es sie ein Leben lang begleiten“, da ist sie sich sicher. Das Angebot für Kinder wird deshalb mit einem pädagogischen Folgeprogramm im Herbst abgerundet.
Bis dahin hofften die Veranstalter, dass mit der Renovierung der Bühne fortgefahren werden kann. Das Holzgerüst des historischen und denkmalgeschützten Pavillons muss restauriert werden, ein Taubenschutz wurde bereits angebracht und auch das Gestänge, über das sich Weinranken winden, um ein schattiges Dach für die Zuschauer zu bilden, muss ausgebessert werden. Die Stadt Baden-Baden als Eigentümerin hat bereits mit einigen der Arbeiten begonnen.
Großer Zuspruch für Sommertheater im Baldreit
Seit dem Jahr 2009 organisieren Cornelia Bitsch und Matthias Schulz eigenverantwortlich das Sommertheater im Baldreit, das normalerweise im Juli und August spielt.
Der Zuspruch der Zuschauer ist groß und die Ideen für immer neue Produktionen gehen ihnen nicht aus. Sie arbeiten bereits an einem Stück über den Schwarzwald für die Saison 2022. Die Musik dazu gibt es schon, aber mehr wird nicht verraten.
