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Branche wünscht sich eine vorsichtige Öffnung

Den Baden-Badener Hoteliers fehlt eine Perspektive für den Sommer

Die Hoffnungen sind geplatzt: Eigentlich hatten Gastronomie und Hotellerie an Ostern mit einem ersten Schritt ins Frühjahrsgeschäft gerechnet. Welche Folgen hat der nun verlängerte Lockdown?

Vor der Trinkhalle Baden-Baden blühen die Krokusse.
Der Kurgarten lockt mit einer prächtigen Krokusblüte: Dennoch werden in den Parks der Bäderstadt in den nächsten Wochen weniger auswärtige Besucher unterwegs sein, weil die Hotels über die Osterfeiertage hinaus geschlossen bleiben müssen. Foto: Michael Rudolphi

Nach den jüngsten Beschlüssen der Bund-Länder-Konferenz zu den den weiteren Corona-Beschränkungen ist für Nora Waggershauser nicht nur das touristische Geschäft an Ostern verloren.

„Wir hatten uns ja bereits ein wenig Hoffnung gemacht“, räumt die Geschäftsführerin der Baden-Baden Kur & Tourismus GmbH (BBT) im Gespräch mit unserer Redaktion ein. Diese Zuversicht war vergeblich, zumal der strenge Lockdown bis Mitte April und damit weit über die Osterfeiertage hinaus gelten soll.

Für die Tourismus-Chefin wiegt jedoch ein weiterer Aspekt schwerer: „Ich mache mir Sorgen, weil wir nach wie vor keine Perspektive für den Sommer sehen.“ Sie befürchtet, die bevorstehenden Monate könnten die Tourismus-Hochburg an der Oos schlimmer treffen als im Vorjahr. Im vergangenen Sommer hätten immerhin noch deutsche Gäste die Bäderstadt besucht. Waggershauser zweifelt, dass das in diesem Jahr zumindest in vergleichbarem Ausmaß der Fall sein werde.

Sie rechne mit einem noch schlimmeren Sommer als im vergangenen Jahr. „Für unsere Hoteliers ist das ein Schlag ins Gesicht“, sagt Waggershauser. Die BBT-Geschäftsführerin wünscht sich von der Politik eine Perspektive, um Restaurants und Hotels Schritt für Schritt wieder für Gäste zu öffnen.

Für unsere Hoteliers ist das ein Schlag ins Gesicht.
Nora Waggershauser / Baden-Badens Tourismuschefin

Dabei weiß sie Oberbürgermeisterin Margret Mergen an ihrer Seite. Die Rathauschefin hält es zwar für richtig, angesichts der hohen Inzidenzzahlen die Beschränkungen noch nicht generell zu lockern. Aber sie befürwortet einen Vorschlag des Städtetags, unter strengen Auflagen Öffnungen vor allem im Einzelhandel, aber auch in der Gastronomie und der Hotellerie zuzulassen.

Luca App erleichtert die Nachverfolgung von Kontakten

„Die Lage für viele Betriebe ist ausgesprochen ernüchternd und teilweise existenzbedrohend“, betont Mergen. Konsequentes Testen und Kontaktnachverfolgung mit Hilfe neuer Techniken wie etwa der Luca App ermöglichen es ihrer Ansicht nach, die Branchen aber auch Kulturinstitutionen, wenn ach für eine begrenzte Zahl von Besuchern, wieder zu öffnen.

Die aktuellen Beschlüsse haben Hans Schindler, den Vorsitzender des Dehoga Baden-Baden, nicht überrascht. Er habe nicht mit einer baldigen Öffnung der Gastronomie gerechnet. Trotzdem hat er sich mehr erhofft: „Ich hätte mir gewünscht, dass die Regierung immerhin mit einem Satz auf unsere Branche eingeht.“ Durch den verlängerten Lockdown entfalle für die Gastronomie das wichtige Ostergeschäft. „Man hat uns mittlerweile alles, was als Hotspot im Jahr da war, weggenommen“, sagt Schindler mit Blick auf die zurückliegenden Weihnachts- und Silvestertage.

Gastronomen wünschen sich Schnelltest für die Gäste

Der Betreiber des Gasthauses Auerhahn hätte erwartet, dass die Regierung ein Zeichen für eine mögliche Öffnung nach Ostern setzt. „Ich weiß gar nicht, wie die sich das vorstellen, das wird ein Branchensterben“, macht Schindler seiner Frustration Luft. Auch Sophie Bernhard vom Sterne-Restaurant Le Jardin de France hat bereits für die Feiertage eingekauft und plant ein Mitnahme-Angebot. „Die ersten Bestellungen habe ich schon“, sagt sie.

Auch Bernhard rechnet nicht mit einer baldigen Öffnung der Restaurants. Eine Hoffnung hat Schindler noch: „Wir halten die Ohren gespitzt für Testprojekte.“ Tübingen etwa habe Läden und Gasstätten bereits für Gäste mit einem negativen Schnelltest geöffnet.

Die Zahl der Covid-Patienten in der Klinik Baden-Baden-Balg steigt

Das Klinikum Mittelbaden (KMB) reagiert derweil auf die steigenden Infektionszahlen. „Wir sind mitten in der dritten Welle angekommen“, beschreibt Thomas Iber, Medizinischer Geschäftsführer des KMB, die Lage. Seit Abflachen der zweiten Welle Mitte Februar verzeichne die Klinik in Balg einen „dramatischen Anstieg“ an Covid-Patienten.

Aktuell behandele das Krankenhaus 42 erkrankte Menschen, fünf davon auf der Intensivstation. Besonders die schweren Krankheitsverläufe bei jüngeren Patienten bereiten ihm Sorge. Er appelliert, jetzt nicht nachlässig zu werden und die Hygiene- sowie Abstandregeln weiter einzuhalten.

Die Strategie, die Covid-Patienten am Standort Balg mit einem Konzept der Klinik in der Klinik zentral zu versorgen und die Häuser in Rastatt sowie Bühl als Nicht-Covid-Kliniken zu führen, hat sich Iber zufolge bewährt. Dadurch sei die Notfallversorgung etwa bei Herzinfarkt und Schlaganfall jederzeit gut zu gewährleisten und die höchstmögliche Patientensicherheit gegeben, erläutert der Medizinische Geschäftsführer.

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